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Archiv

  • 08/2017“... ...”
  • Parallelwelten

    Die Weite der Ozeane, das Leben der Kuna und Maya Indianer, üppige Regenwälder, extreme Armut, Müll ohne Ende, alte Kulturen, fast kitschige Palmeninseln in türkis-blauem Meer,... Nun sind wir seit über drei Jahren unterwegs auf den Weltmeeren und haben die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Erfahrungen, die wir auf gar keinen Fall missen möchten. Wie geht es uns nun, wieder zurück im Mittelmeer, daheim in Europa? Es geht uns großartig. Wir lieben es, an Land zu fahren, durch die wunderschönen Altstädte Portugals, Spaniens oder Italiens zu schlendern. Während wir durch die engen Gassen gehen, entdecken unsere Augen viele Details: „Hast du den romantischen Balkon gesehen, die süßen Giebel, den wunderschönen Stuck?“ Wir bummeln durch die unzähligen kleinen Geschäfte der Innenstadt und kommen drauf, was wir alles nicht brauchen, erfreuen uns an den kreativen Auslagen und Dekorationen. Ein Besuch am lokalen Markt muss einfach sein. Welche Genüsse Europa doch zu bieten hat! Verschiedenste Fische, Muscheln, Scampi,… schön auf Eis gelagert. Rico, unser Fischer, ist von den Ständen kaum wegzubringen. Reichlich gefüllt ist unsere Obstschale an Bord mit reifen Pfirsichen, Feigen, Nektarinen und Zitronen. Endlich gibt es jeden Tag wieder einen frischen Salat zu Mittag, den wir auf Übersee ganz oft vermisst haben. In der Früh frisches Brot holen, einen guten Cappuccino trinken, Pizza oder Tapas essen, die Vielzahl der Gerichte und vor allem die Qualität der Lebensmittel lassen unsere Herzen höher schlagen. Nur komisch finden wir, die vielen Leute, die gemeinsam an einem Tisch sitzen, zusammen Zeit verbringen und dabei nicht miteinander reden, sondern an ihren Handys sitzen, mit anderen Menschen kommunizieren, die gar nicht anwesend sind. Drei Jahre haben wir keine Handy- und Internetverträge gehabt. Drei Jahre ist das Handy mehr Fotoapparat als Kommunikationsmittel gewesen. Nun ist es uns so fremd, wenn wir den Handy-Konsum in Europa beobachten. Dafür ist uns eines ganz klar geworden. Wir wollen auch in Zukunft gemeinsam am Tisch sitzen und miteinander reden, ganz ohne Handy und Tablet. Klar, ist es verlockend, kurz mal eine Information abzufragen oder schnell jemandem eine Nachricht zu schicken. Dann ist es erledigt. Aber kann es nicht auch warten? Ist es wirklich so gravierend, wenn man es später vergessen sollte? Wir unterhalten uns lange darüber und kommen zu dem Ergebnis, dass wir unsere kostbare gemeinsame Zeit weiterhin bewusst nutzen möchten und verbannen alle elektronischen Geräte für die Essenszeit vom Tisch. Viele unserer aktuellen Gespräche drehen sich darum, was wir von unseren Reisen mitnehmen, was wir davon in unserem Alltag in Österreich integrieren möchten und was wir an Europa ganz neu wieder schätzen. Eines ist uns klar. Unser Lebensmittelpunkt ist Europa, gewürzt mit vielen bunten karibischen Erfahrungen, der Sonne im Herzen und der Vorfreude auf weitere, spannende Reisen und neue Abenteuer.

    Sailness®-Tipp

    Heute halte ich es mit den Worten des Bestseller Autors Sergio Bambaren aus seinem Buch „Lebe deine Träume“:

    „Je mehr parallele Welten du sehen und erfahren kannst, desto größer ist die Chance, das Leben zu wählen, das du leben möchtest. Reise, erlebe, was du niemals zuvor erlebt hast. Sei dir selbst gegenüber ehrlich und überlass der Stimme deines Herzens den Rest.“

    Ja, genau. Reise und erlebe, was du zuvor noch nie erlebt hast. Egal ob beim Spaziergang im Wald, einer Weltreise oder dem Besuch des Nachbarlands. Mach deine Erfahrungen und wähle mit ganzem Herzen das Leben, das du führen möchtest. Im Großen wie im Kleinen, jeden Tag.

  • 07/2017“... ...”
  • Enricos Flaschenpost vom Atlan ...

     

    Nun sind wir seit über 4 Wochen am Atlantik, 3850 Seemeilen liegen hinter uns. Das sind 7130km. Am 29.06.2017 sind wir nach genau 31 Tagen in Albufeira, Portugal angekommen.Von Fort Lauderdale, über die Bermudas, auf die Azoren bis zum Festland Portugals.

    Wo ist die Zeit hin?

    Am 24.05. habe ich Birgit, Sanna und Aarina nach Miami zum Flughafen gebracht. Anschließend habe ich 5 Tage um das Schiff für die Überquerung vorzubereiten, bevor meine Crew an Board kommt. Diesel bunkern, Rigg kontrollieren, Wäsche waschen, Wasser machen, Motoröl wechseln, Verklicker tauschen, Gas füllen, Leinen kontrollieren, Windmesseinheit erneuern, ...

    Und dann sind sie da, Christian und Anton, zwei Seglerfreunde aus Österreich, begleiten mich zurück über den Atlantik. Am Sonntag noch in den großen Supermarkt waggerlweise Lebensmittel bunkern und anschließend auf einen letzten guten Burger bevor wir Amerika verlassen. Mit Birgit haben wir lange überlegt, was wir am besten tun sollten. Das Schiff in Amerika verkaufen, das Schiff auf einen Frachter stellen und rüber schicken oder eine Mannschaft anheuern, die das Schiff nach Portugal segelt und selbst nach Hause fliegen. Wir haben uns dann entschieden, dass wir die Zeit nutzen, und während Birgit und Sanna die Schulprüfungen in Österreich hinter sich bringen, ich mit Freunden zurück nach Europa segle. Ich habe mich darum nicht gerade gerissen, aber irgendwie sollte es wohl so sein.

    Wir checken jeden Tag das Wetter. Dazu verwenden wir unsere Kurzwellenantenne um Emails und Wetterdaten zu empfangen. Durch Zufall sind wir über Markus von der SY Themi 50 zu einem professionellem Wetterrouter gelangt. Uwe heißt unser Engel. Er versorgt uns täglich mit ausführlichstem Wetter und Routenempfehlung. Er betreut uns wirklich ausgezeichnet und segelt geistig mit.

    Und nun ? Über 4 Wochen am Atlantik, was macht man da den ganzen Tag und jeden Tag?

    Nun, nachdem wir unser Wetterfenster gecheckt haben, sind wir am Montag den 29.06. in Fort Lauderdale losgesegelt. Die Route sollte raus auf den Atlantik, rein in den Golfstrom, hoch über die Bahamas, vorbei an den Bermudas, vorbei an den Azoren direkt an das Festland Portugals sein. Nach ca. 20 Seemeilen entdeckt Anton im Großsegel zwei Stellen an denen die Sonne durchblinzelt. Nach kurzer Beratung entscheiden wir uns, das Segel zu bergen und zu reparieren. Schnell ist die Arbeit erledigt, und es kann weitergehen. Der Wind und die Strömung bringen uns über die Bahamas hoch Richtung Bermudas. Der Wind ist leider nicht stabil genug und so müssen wir doch einige Stunden unter Maschine fahren. Es ist auch schnell klar, dass wir an den Bermudas nicht vorbeikommen, ohne vorher erneut Diesel zu bunkern. Die ersten 900 Seemeilen zu den Bermudas verlaufen soweit ohne besondere Vorkommnisse. Schnell haben wir unseren Wachrhythmus heraus, der uns dreien am besten gefällt. Zwei teilen sich die Nacht, der dritte schläft durch. Somit kommen wir jede 3. Nacht zu ausreichend Schlaf.

    Meine größte Angst bei der Atlantik-Überquerung ist sicherlich unüblich, aber ... "Was werden wir jeden Tag essen?" und "Wer kocht?"

    Ich bin durch Birgit ja wirklich verwöhnt, weil sie jeden Tag drei Mahlzeiten aus dem Ärmel schüttelt. Abwechslungsreich und lecker, ohne dass ich mir darüber Gedanken machen muss. Nun sind wir aber für 4 Wochen alleine unter Männern! Was essen wir? Haben wir alles nötige an Board? Wo finde ich das alles an Board? Fragen über Fragen, jedoch haben wir bis jetzt kein Problem zu verhungern. Es wird auch schnell klar, dass zwei Mahlzeiten am Tag reichen, und wir das Mittagessen streichen können.

    Wir wechseln und in der Küche ab und jeder kocht einmal mit den frischen Zutaten was Leckeres. Zum Glück haben wir auch genug Fische gefangen. 3 Mahi Mahi (Goldmakrele) und  mehrere Bonitos. Was gibt´s Leckeres als selbstgefangenes, frisches Sushi am Atlantik?

    So, nachdem wir nun auf den Bermudas für 35,- USD einklarieren müssen um Diesel zu tanken, haben wir uns auch kurz Zeit genommen durch das kleine Dörfchen Saint Georges zu stiefeln. Nach 3 Stunden ist alles erledigt. 205 Liter Diesel für satte 365,- USD nachgetankt und Obst und Gemüse aufgefüllt. Irgendwie ist es dann immer so ein Gefühl neu los zu fahren. Deshalb wollte ich eigentlich durchfahren, um mir dieses fast Ankommen und anschließend doch wieder Weiterfahren zu ersparen. Aber bei 3900 Seemeilen braucht man genug Diesel um nicht auf der Strecke zu bleiben.

    Deswegen sind wir auch am 22.06. Ponta Delgado auf den Azoren angelaufen, um wieder einmal fehlenden Diesel, Obst und Gemüse aufzufüllen. Außerdem ist dort auch unser guter alter Freund Claudio von Katamaran MAKANI. Er ist ein paar Tage vor uns los. Wir kommen am Donnerstag bereits um 04Uhr30 im Hafen an und legen uns direkt zur Tankstelle. Als erstes wird sofort ein kühles Bier geöffnet und eine Zigarre angezündet. Nachdem wir nun auf die Behörden gewartet haben, erledigen wir den Papierkram, tanken wieder einmal Diesel nach, waschen Wäsche, duschen ausgiebig, lassen das Vorsegel nachnähen, gehen einkaufen und gönnen uns früh abends noch ein leckeres Steak. Wir entschließen uns auch, am gleichen Tag weiter zu segeln, da wir zeitlich ein wenig unter Druck stehen. Der Rückflug meiner Crew ist nämlich schon für 02.07. ab Faro, Portugal gebucht. Um 20 Uhr legen wir ab und machen uns auf, die letzten 850sm unserer Atlantiküberquerung hinter uns zu bringen. Schnell sind wir wieder in unserem Rhythmus drinnen und haben auch guten Wind um die Reise mit wunderschönen Segeltagen und Nächten abzuschließen. Am 29.06. kommen wir um 15 Uhr in Albufeira an. Birgit, Sanna, Aarina  und die Crew der Makani winken uns bereits vom Felsen entgegen und erwarten uns freudig in der Marina. Endlich angekommen! Stolz, Erleichterung, Wiedersehensfreude mischen sich.

    Eine Frage ist noch offen geblieben! Was macht man den ganzen Tag an Board?

    Nun da wären... viel Schlafen, Karten spielen, Wetterkarten diskutieren, Routen und Tagesetappen abstecken, fischen, manchmal auch die Segel trimmen (lässt sich bei Regattaseglern nicht vermeiden !), Delfine beobachten, Windfahne justieren, damit das Schiff ohne Elektrik auf Kurs gehalten wird, sind so die alltäglichen Dinge.. Und nicht zu vergessen …. Das tägliche Kochen ! Das ist wirklich eine Herausforderung bei den Wellen und der Schräglage des Bootes

    Manchmal kommt dann hinzu... Mann über Board-Übung, wenn versehentlich die Salatschüssel mit den Abfällen über Bord geworfen wird, ein Segelmanöver bei Schwachwind und man vergisst die Angelleinen die nachgeschleppt werden und wickelt somit den Kiel, den Propeller und das Ruder mit Silk ein, die Windfahne ausbauen und im Cockpit komplett zerlegen, weil sie nicht richtig steuert oder z.B. auf den Mast steigen und den Verklicker (Anzeiger der Windrichtung) befestigen. Ober man bildet sich ein, Fischstäbchen  vom zu machen und verteilt dann das ganze Teller bei einer Welle im Salon.

    Ob viel Wind, hohe Wellen, Flaute oder technische Herausforderungen, mit meiner Crew war jeder Tag ein positives Erlebnis. Seemannschaft, wie man sie sich wünscht. Danke, Jungs, dass ihr mit dabei ward und die Telefine wieder gut nach Europa gebracht habt.

    Christian und Anton sind von Faro nach Hause geflogen und Birgit, Sanna und Aarina sind zurück an Board um die restlichen Seemeilen bis nach Aquileia, unserem Heimathafen, zurück zu segeln.

    So, jetzt wird´s Zeit für einen oder zwei T-Punch und alte Seglergeschichten beim Sundowner 🙂 bevor es morgen wieder weiter geht in Richtung Gibraltar.

     
     
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  • 05/2017“... ...”
  • Überfluss, der in der Sonne fu ...


    Guatemala, Kuba – Bahamas, Florida. Viel größer könnte der Kontrast nicht sein. Viele Monate haben wir in armen Ländern verbracht und uns oft nicht vorstellen können, wie es möglich ist, in so einfachen Verhältnissen zu leben oder gar zu überleben. Holzhütten, mit Palmblättern und etwas Blech gedeckt, viele Kinder vor der Tür, keine medizinische Versorgung und ganz sicher keine Pension. Frauen kaufen eine Karotte, eine Zwiebel, zwei Chilis und einen Bund Koriander für die heutige Suppe ein. Die Arbeit bei den Seglern im Rio Dulce/Guatemala, wann immer ein Boot geputzt und poliert werden will, muss für die ganze Familie reichen - bis der nächste Auftrag kommt. An Morgen wird weniger gedacht, das Heute zählt. Das hört sich traurig an und ist sicherlich sehr schwer zu bewältigen, doch von Trauer ist keine Spur. Vor allem die Kubaner, deren Wirtschaft von Mangel geprägt ist, sind Meister der guten Laune und Improvisation. Überall sieht man Menschen zusammenstehen, miteinander plaudern und lachen. Schnell ist man davon angesteckt und befindet sich in einem netten Gespräch, wird auf einen kleinen Rundgang eingeladen oder steht mitten im Wohnzimmer mit der ganzen Familie.

    Ganz anders ist es hier in Florida. Wir fahren mit unserer Telefine durch den Intracoastal Waterway, den Wasserwegen der Schönen und Reichen. Eine unglaublich exklusive Villa reiht sich an die andere. Wir kommen aus dem Schauen und Staunen nicht mehr raus. Wie viele Millionen eine davon wohl kostet? Der Reichtum ist unvorstellbar, riesige Luxusjachten am Steg, Nobelkarossen in der Garage. Das übersteigt ebenfalls unser Vorstellungsvermögen. Stundenlang sitzen wir am Schiff und erfreuen unser Auge. Plötzlich merke ich, dass mir was fehlt. Nirgendwo sind Menschen zu sehen. Hin und wieder erblicken wir einen Gärtner. Niemand sitzt im Garten, schwimmt im Pool, lacht mit seinen Freunden beim Grillen. In dem Moment vermissen wir Kuba und beschließen gleichzeitig nicht noch mehr zu wollen, sondern, das was wir haben zu genießen. Genauso, wie hier in Florida ist unser Haus und Garten in Österreich weitgehend ungenutzt gewesen. Das soll sich in Zukunft ändern, wir freuen uns darauf.

    Sailness® Tipp

    Wenn wir unterscheiden zwischen dem, was wir wollen und dem, was wir wirklich brauchen, fällt es uns leichter, unsere „echten“ Ziele im Auge zu behalten. Welche Bedürfnisse sind real, welche bilden wir uns ein? David Steindl-Rast vergleicht unsere Bedürfnisse mit Behältern, die überfließen, wenn sie voll sind. Unsere Überflussgesellschaft erfordert aber, dass die Dinge, die letztes Jahr für uns etwas Besonderes waren, jetzt als selbstverständlich oder gar alt erachtet werden. Damit machen wir die Behälter immer größer, das Überfließen, das Überschäumen, unsere Freude und Dankbarkeit wird dabei aber immer kleiner. Verringern wir jedoch unsere Bedürfnisbehälter, fließen sie schneller über und damit wird uns Freude und Dankbarkeit viel früher geschenkt.

    - Welche Bedürfnisbehälter hast du?

    - Wie groß sind deine Gefäße?

    - Soll das eine oder andere etwas verkleinert werden, damit die Freude wieder stärker überfließt?

    Es ist das Überfließende, was in der Sonne funkelt. (David Steindl-Rast)

     

     

  • 04/2017“... ...”
  • Das Leben ist ein Abenteuer


    Ok, ich oute mich. Ich beschäftige mich sehr gerne mit der Zukunft. Und das entgegen den Trends, sich ausschließlich mit der Gegenwart zu befassen und das Hier und Jetzt zu genießen. Für uns geht es heuer wieder zurück über den großen Teich, zurück nach Österreich, zurück zu Arbeit und Schule. Und wir freuen uns darauf, sind ja nicht aus unserem Heimatland geflüchtet, weil es uns nicht mehr gefallen hat, sondern waren einfach neugierig auf Neues. Wenn wir jetzt mit unseren Freunden telefonieren, kommt das Thema unserer Rückkehr im Herbst natürlich immer wieder. Viele fragen sich, wie das wohl für uns werden wird, im engen Villach, dem Stress, dem Alltag und raten uns, die Zeit, die uns noch verbleibt, so richtig zu genießen. Das machen wir natürlich, denn je näher unsere Rückkehr kommt, desto mehr wird uns die Endlichkeit unseres Segelabenteuers bewusst. Wir sind beim Reflektieren, überlegen gemeinsam, welche Geschenke diese Reise für uns bereitgehalten hat. Das erste ist sicherlich der Luxusfaktor Zeit. Seit Jahren tragen wir keine Uhren mehr, stehen meist auf, wenn wir ausgeschlafen sind (und das ist erstaunlich früh der Fall), treffen uns mit Freunden, die ebenfalls Zeit haben, führen keinen engen Terminkalender, lernen mit unserer Tochter (ja, sie mit uns und wir mit ihr), entdecken gemeinsam die Welt. Gleichzeitig beschäftigen wir uns aber auch mit unserer Rückkehr nach Österreich und dies, haltet euch fest, mit der gleichen Begeisterung, wie wir damals unsere große Reise geplant haben. Wir sind neugierig auf unsere Zukunft, spielen verschiedene Szenarien im Kopf durch, überlegen uns unsere Möglichkeiten, denken quer, loten aus. Alleine bei den Gedanken an die Familie, die Freunde und unser schönes Zuhause kribbelt der Bauch, macht sich Vorfreude bemerkbar. Die vielen Erfahrungen, die wir in den mehr als 25 bereisten Ländern gemacht haben, lassen unsere Heimat in neuem Licht erscheinen. Wir sind stolz darauf Österreicher zu sein und kennen die vielen Vorteile in diesem tollen Land zu leben, das natürlich auch seine eigenen Herausforderungen hat, wie alles auf der Welt.

    Sailness®-Tipp

    Herzensprojekte erwachen nur zum Leben, wenn man sich mit der Zukunft beschäftigt. Für mich schließt es sich nicht aus, mit Begeisterung die Gegenwart zu genießen und gleichzeitig mit Freude an die Zukunft zu denken und diese zu gestalten. Es kommt auf das Bewusstsein an, zu wissen und zu schätzen, was man hat und was man daraus machen kann. Dafür ist es auch hilfreich, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, zu reflektieren, hinterfragen und rote Fäden zu erkennen. Damit ist nicht gemeint, in der Vergangenheit stecken zu bleiben, sondern die Erfahrungen zu nutzen, um die Gegenwart zu leben und die Zukunft zu gestalten.

    In diesem Sinne blicken wir auf viele wunderbare, einzigartige Erfahrungen und Herausforderungen zurück, sind dankbar, unsere Grenzen kennen gelernt und einige davon überwunden zu haben. Wir nutzen jeden Moment noch mehr und haben aus diesem Grund die Osterferien unter das Motto: „Freude und Spaß“ gestellt. Wir freuen uns auf unsere Zukunft, die Länder die noch vor uns liegen und die Rückkehr nachhause. Und eines ist sicher, wir sind gespannt auf weitere Abenteuer, denn die Reise war sicherlich nicht unser letztes. Wie diese aussehen werden? Keine Ahnung, damit werden wir uns in Zukunft befassen.

    Alle wirklich Erfolgreichen haben eines gemeinsam: Irgendwann in ihrem Leben haben sie sich einmal hingesetzt und über die Verwendung ihres Zeitkapitals nachgedacht. (Lothar J. Seiwert)

     

     

     

     

  • 03/2017“... ...”
  • Um eine Geschichte reicher

    {CAPTION}

    Zwei Monate in Kuba und wir sind um viele Geschichten reicher. Das Land, so völlig anders als Österreich, fasziniert und fordert uns gleichermaßen. Wir alle haben von kommunistischen Ländern gehört, der Basisversorgung für alle Bürger, dem Fehlen von Privatbesitz und dem Staat, der mehr oder weniger das ganze Leben diktiert. Doch für einige Zeit in einem sozialistischen Staat zu leben, das ist etwas ganz anderes.

    Bereits bei der Einreise kommen fünf verschiedene Behörden zu uns aufs Boot. Alle sehr höflich, alle sehr genau, um dann doch mit einem Augenzwinkern das eine oder andere durchgehen zu lassen. Der Drogenhund kann außer Aarinas Wohlgeruch nichts wirklich Aufregendes bei uns an Bord finden. Der Herr der Agrarbehörde untersucht jeden Kürbis, alle Kartoffeln genauestens und schaut Nudeln, Mehl und Reis auf Ungeziefer durch. Eigentlich dürften wir ja gar keine Lebensmittel einführen, aber wenn wir ihm versprechen, hier im Hafen alles wegzuessen, dann dürfen wir in die nächste Bucht weiterreisen. Das machen wir natürlich und zehren zwei Monate später noch immer von den Vorräten aus Mexiko und Belize.

    In jedem Hafen, jeder Bucht müssen wir extra einchecken, die Behörden kommen meist an Bord gerudert, fragen uns immer dieselben Fragen, die sie wichtig notieren und uns dann herzlich willkommen heißen. Gleichzeitig werden uns aber oft heißbegehrtes Obst und Gemüse sowie Lobster angeboten, Lebensmittel, die eigentlich dem Staat gehören und für ein paar extra Moneten abgezweigt werden. Kuba ist ein Land der Extreme. Auf der einen Seite ist jeder Schritt reglementiert, der Staat möchte wissen, wo sich Kubaner aber auch Touristen aufhalten. Auf der anderen Seite haben wir auf unserer Reise kaum so offene, gebildete und lösungsorientierte Menschen getroffen. Viele Staatsbedienstete verdienen 15-25 CUC (1 CUC = 1€) pro Monat und versuchen mit dem winzigen Einkommen irgendwie zu überleben. Da muss man schon kreativ sein und vor allem nach Möglichkeiten und Lösungen Ausschau halten. Wir passen uns dem Leben hier an, nehmen die langen Wartezeiten gelassen hin. Warten vor dem Supermarkt, am Gemüsestand, bei den Behörden, beim Geldwechseln, der Pizzaausgabe, dem Eissalon,... Lange Warteschlangen gehören ebenso zum Bild Kubas, wie die vielen Live Bands, die mit ihrer Musik für gute Laune sorgen.

    Nun haben wir aber eine knifflige Aufgabe zu lösen. Das Visum gilt für ein Monat und muss dann verlängert werden. Der erste und zweite Versuch in Trinidad sind gescheitert, weil die zuständige Beamtin, krank gewesen ist. Gibt es eine Vertretung? Nein, sie ist absolute Spezialistin und hat niemanden, der sie vertreten kann. Wir sollen uns ein Taxi nehmen, geschätzte 100km in die nächste Stadt fahren und es dort versuchen. Gemeinsam mit unseren französischen und Schweizer Freunden versuchen wir zu erklären, dass wir unsere Boote nicht so lange unbewacht lassen können, weil der Anker in der Bucht nicht gut hält. Keine Chance. Wir scheitern mit allen Erklärungen. Nun sind wir schon sehr lange unterwegs und nehmen die Dinge nicht mehr ganz so europäisch genau. Deshalb beschließen wir, das Visum nicht zu verlängern und uns auf den Weg nach Santiago de Cuba zu machen und das dann abgelaufene Visum dort zu verlängern. Fast drei Wochen später sind wir vor Ort. In unseren vornehmsten Kleidern nehmen wir die Fähre um 6.20, fahren in die Stadt, durchlaufen sie zu Fuß. Den ganzen Weg zur Immigrationsbehörde überlege ich mit einem Schmunzeln, was heute wieder auf uns zukommen wird. Eines ist klar, wir sind sicherlich mindestens um eine Geschichte reicher. Kurz nach 8.00 Uhr kommen wir in einem völlig überfüllten Wartesaal an. Wo müssen wir hin? Wer ist zuständig? Zum Glück ist unser Spanisch so gut, dass wir uns problemlos durchfragen können. Wir erfahren, wer der letzte in der Warteschlange ist und, dass wir vermutlich 4-5 Stunden warten müssen. Dabei ist aber fraglich, ob wir überhaupt bedient werden, denn wir verstoßen so ziemlich gegen jede Kleidungsvorschrift. Draußen auf der Tür hängt ein Schild mit unzähligen Regeln, wie sie nicht mal beim Betreten einer Kirche verlangt werden: Lange Hosen, Hemden oder Blusen, geschlossene Schuhe,…  Nur Sanna ist mit ihren Leggins und den schicken neuen Stiefeln passend gekleidet. J Lange überlegen wir hin und her. Was sollen wir tun? Sollen wir warten? Kommen wir morgen wieder? Wir überdenken die Situation, lassen unsere Kuba-Erfahrungen einfließen und beschließen, unsere Wartezeit bis zur nächsten Fähre lieber in langen Schlangen vor dem Gemüsehändler, dem Eiermann, der Pizzaverkäuferin, der Supermarktkasse zu verbringen. Sollten wir jemals auf das abgelaufene Visum angesprochen werden, wird uns sicherlich eine kubanische Lösung einfallen. Völlig geschafft vom Checken, Warten und Organisieren mit minimalsten Mitteln sind wir am Nachmittag wieder an Bord und fangen mit der heutigen Schule an. Eines ist klar, von den vielen Geschichten Kubas haben wir bereits am Vormittag jede Menge gelernt.

    Sailness®- Tipp

    Das Leben und Organisieren für uns Segler in Kuba ist eine besondere Herausforderung. Es gibt keine Ersatzteile, Obst und Gemüse gibt es manchmal und dann muss man schnell kaufen. Das Fleisch will man nicht erwerben. Die Wege sind lang und mühsam. Zwischendurch seufzen wir und hätten es gerne etwas einfacher, unkomplizierter und vor allem mehr Auswahl. Die Regale der Supermärkte sind vielfach leer, das Obst und Gemüse ohne Kühlung welk. Die Segelrouten sind sehr anspruchsvoll, wir kreuzen und segeln hart am Wind, was extrem mühsam ist. Trotzdem bietet dieses Land Erfahrungen wie kaum eines davor. Immer wieder stoßen wir auf unsere persönlichen Grenzen und wachsen über sie hinaus. Bei unserem Visum frage ich mich, wie ich wohl vor 2 ½ Jahren reagiert hätte. Sicherlich mit zahlreichen schlaflosen Nächten. Durch viele Erlebnisse haben wir Gelassenheit gelernt und das Vertrauen gefunden, dass es immer einen Weg gibt. Wir haben (meist) nicht mehr die Schwierigkeiten in Blick, sondern schauen auf die Geschichten, die uns das Leben schenkt. Auch wenn es in der Sekunde nicht immer ganz lustig ist, haben genau diese Situationen, mit etwas Distanz betrachtet, einen sehr lustigen und lehrreichen Kern. Das ist der Stoff, aus dem unsere Geschichten sind. Und auf die wollen wir nicht verzichten.

    Wenn du dich selbst in einer etwas schwierigen Situation befindest, sei neugierig! Neugierig, welche Geschichte das Leben für dich bereithält. Neugierde öffnet die Wahrnehmungskanäle und lässt uns in der Situation etwas mehr Spielraum, weil wir das Ganze mit etwas mehr Distanz sehen. Überlege, wem du deine Geschichte im Nachhinein mit etwas Schmunzeln erzählen kannst und beobachte deine Reaktion im Moment auf diesen Gedanken.

    Lass den Kopf nicht hängen, denn sonst siehst du immer nur die Stolpersteine, aber nie die Sterne. (Ein Lieblingsspruch von Sanna)

     




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  • 01/2017“... ...”
  • Volle Fahrt mit halben Segeln

    {CAPTION}

    Wer kennt sie nicht, die Situationen im Leben, wenn man unbedingt vorwärts kommen möchte, sich unendlich bemüht und trotzdem einfach nichts weitergeht? So erging es uns mitten in Belize wunderschöner Inselwelt. Seit Guatemala sind wir mit drei anderen Schiffen gemeinsam unterwegs nach Kuba. Unser Telefinchen ist mit seinen 38 Fuß (11,75m Länge) das kleinste Schiff und somit aus das langsamste. Trotzdem wollen wir natürlich mit den anderen mithalten. Der Wind pfeift wie so oft aus der falschen Richtung, also genau auf unsere Nase. Wären wir alleine gewesen, hätten wir entweder auf besseres Wetter gewartet, eine anderen Ankerbucht gesucht oder einfach den Motor angemacht und wären die 10 Seemeilen mit Großsegel motort. Nachdem die anderen alle kreuzen (Zickzack segeln, da man nicht genau in den Wind fahren kann), nehmen wir uns bei der Nase, denn schließlich sind wir ja auch ein Segelboot. Tapfer setzen wir alle Segel, kämpfen hart am Wind und kommen mit genau 2,5 Knoten (ca. 4km/h) weiter. Nach knapp vier Stunden sind wir also 8 Seemeilen gesegelt, haben uns allerdings erst 2 Seemeilen, das sind 3,7km, von unserem letzten Ankerplatz entfernt. Ich bin völlig frustriert, denn hart am Wind segeln ist keineswegs bequem. Vielleicht ist es in der Adria für ein paar Urlaubsstunden ganz lustig, aber auf unserem schwimmenden Zuhause ist das nicht so prickelnd. Wir verstauen alle Gegenstände, die nur irgendwie frei herumstehen. Trotzdem fliegt bei einer Welle eine Orange quer durch den Salon. Das WC und die Ventile werden verriegelt, damit kein Salzwasser eindringen und sich schön im ganzen Boot verteilen kann. Das bedeutet aber auch, dass wenn man sich endlich bis zum WC vorgekämpft hat, sich über die Schüssel beugen muss, damit man das Ventil, das schlauerweise, ganz, ganz hinten montiert ist, öffnen kann. Ihr seht also, der volle Spaß, so zu leben. Die Küche ist selbstverständlich auch geschlossen, zu stark wackelt der Herd. Wer beneidet uns jetzt noch? Wenn man nur vorwärts kommen würde, wäre das ja auch noch ok, aber das ist leider nicht der Fall. Lange sage ich nichts, gar nichts. Dann platzt es aus mir raus: „Das macht überhaupt keinen Spaß so!“ Gut, was machen wir? Wir überdenken die Lage, rechnen aus, wann in der Nacht wir so das Ziel erreichen würden. Bei den Riffs hier keine gute Idee. Völlig frustriert nehmen wir das Vorsegel runter, starten den Motor und motorsegeln bis zum Ziel. Wir trösten uns damit, dass wir jetzt wenigstens Trinkwasser machen können, wenn der Motor läuft. Zufrieden sind wir aber überhaupt nicht. Was machen wir falsch? Sind die Segel wirklich schon so schlecht? Keine Ahnung. Nachdem man mit Seglerfreunden sehr offen reden kann und nicht Angst haben muss, das Gesicht zu verlieren, bespreche ich das am Abend beim Sundowner. Sage ganz offen, wie es mir geht und teile meine Gedanken mit. Darauf meint Claire, unsere englische Freundin, dass wir vielleicht einfach zu viel Segel drauf hatten. Wir sollten es doch das nächste Mal mit weniger Segelfläche probieren. Tja, das habe ich mir auch schon gedacht, aber mich nicht getraut, das vorzuschlagen. Klingt doch etwas komisch, oder? Wenn eh schon nix weitergeht, dann noch Segelfläche zu reduzieren? Egal, wir versuchen es das nächste Mal und siehe da, das Leben an Bord gewinnt wieder an Qualität. Die Schräglage ist viel geringer, wir können uns leichter bewegen. Nichts fliegt rum. Vor allem sind wir aber auch viel schneller unterwegs und können mit den anderen Booten mithalten. Da wurde unser Segelwissen nach so vielen Seemeilen wieder ordentlich aufgefrischt. So macht Segeln Spaß!

    Sailness-Tipp

    Ist diese Situation nicht typisch für unser ganzes Leben? Wie oft habe ich in anderen Bereichen ebenfalls versucht noch mehr als Vollgas zu geben und gemerkt, dass trotz aller meiner Anstrengungen nichts voran geht. Meinen Coachees geht es häufig ähnlich. Viele davon haben mich genau in solchen Situationen aufgesucht, als sie mit vollen Segeln nicht mehr weiter gekommen sind im Leben. Ein Blick von außen, ein kurzer Stopp zum Nachdenken und schon sieht die Lage wieder anders aus. Mal ist des Rätsels Lösung, den Wind aus den Segeln zu nehmen, langsamer zu gehen. Mal heißt es die Segelstellung im Leben zu ändern. Auf jeden Fall ist es besser, sich die Zeit zu nehmen, die Perspektive zu ändern, mit wohlwollenden Menschen zu sprechen, als noch mehr vom selben zu machen, das ohnehin nicht funktioniert.

    Ich habe lange überlegt, ob ich euch von diesem Erlebnis erzählen soll. Irgendwie ist es ja peinlich. Jetzt sind wir schon seit zweieinhalb Jahren unterwegs und haben nicht daran gedacht, die Segelfläche zu reduzieren? Kann man das überhaupt sagen? Ja, kann man, denn schließlich haben wir ja auch durch unsere Offenheit was gelernt. Viel zu oft sind wir damit beschäftig, unser Gesicht zu wahren, Fragen, die uns beschäftigen, nicht zu stellen aus Angst, vor den anderen irgendwie blöd da zu stehen. Dabei entgehen uns wichtige Lernerfahrungen, die uns anschließend schneller und leichter weiterbringen. Nur Mut! Sucht euch Menschen, denen ihr vertraut und redet offen mit ihnen.

     

    Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. (Aristoteles)

     




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  • Volle Fahrt mit halben Segeln

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    Wer kennt sie nicht, die Situationen im Leben, wenn man unbedingt vorwärts kommen möchte, sich unendlich bemüht und trotzdem einfach nichts weitergeht? So erging es uns mitten in Belize wunderschöner Inselwelt. Seit Guatemala sind wir mit drei anderen Schiffen gemeinsam unterwegs nach Kuba. Unser Telefinchen ist mit seinen 38 Fuß (11,75m Länge) das kleinste Schiff und somit aus das langsamste. Trotzdem wollen wir natürlich mit den anderen mithalten. Der Wind pfeift wie so oft aus der falschen Richtung, also genau auf unsere Nase. Wären wir alleine gewesen, hätten wir entweder auf besseres Wetter gewartet, eine anderen Ankerbucht gesucht oder einfach den Motor angemacht und wären die 10 Seemeilen mit Großsegel motort. Nachdem die anderen alle kreuzen (Zickzack segeln, da man nicht genau in den Wind fahren kann), nehmen wir uns bei der Nase, denn schließlich sind wir ja auch ein Segelboot. Tapfer setzen wir alle Segel, kämpfen hart am Wind und kommen mit genau 2,5 Knoten (ca. 4km/h) weiter. Nach knapp vier Stunden sind wir also 8 Seemeilen gesegelt, haben uns allerdings erst 2 Seemeilen, das sind 3,7km, von unserem letzten Ankerplatz entfernt. Ich bin völlig frustriert, denn hart am Wind segeln ist keineswegs bequem. Vielleicht ist es in der Adria für ein paar Urlaubsstunden ganz lustig, aber auf unserem schwimmenden Zuhause ist das nicht so prickelnd. Wir verstauen alle Gegenstände, die nur irgendwie frei herumstehen. Trotzdem fliegt bei einer Welle eine Orange quer durch den Salon. Das WC und die Ventile werden verriegelt, damit kein Salzwasser eindringen und sich schön im ganzen Boot verteilen kann. Das bedeutet aber auch, dass wenn man sich endlich bis zum WC vorgekämpft hat, sich über die Schüssel beugen muss, damit man das Ventil, das schlauerweise, ganz, ganz hinten montiert ist, öffnen kann. Ihr seht also, der volle Spaß, so zu leben. Die Küche ist selbstverständlich auch geschlossen, zu stark wackelt der Herd. Wer beneidet uns jetzt noch? Wenn man nur vorwärts kommen würde, wäre das ja auch noch ok, aber das ist leider nicht der Fall. Lange sage ich nichts, gar nichts. Dann platzt es aus mir raus: „Das macht überhaupt keinen Spaß so!“ Gut, was machen wir? Wir überdenken die Lage, rechnen aus, wann in der Nacht wir so das Ziel erreichen würden. Bei den Riffs hier keine gute Idee. Völlig frustriert nehmen wir das Vorsegel runter, starten den Motor und motorsegeln bis zum Ziel. Wir trösten uns damit, dass wir jetzt wenigstens Trinkwasser machen können, wenn der Motor läuft. Zufrieden sind wir aber überhaupt nicht. Was machen wir falsch? Sind die Segel wirklich schon so schlecht? Keine Ahnung. Nachdem man mit Seglerfreunden sehr offen reden kann und nicht Angst haben muss, das Gesicht zu verlieren, bespreche ich das am Abend beim Sundowner. Sage ganz offen, wie es mir geht und teile meine Gedanken mit. Darauf meint Claire, unsere englische Freundin, dass wir vielleicht einfach zu viel Segel drauf hatten. Wir sollten es doch das nächste Mal mit weniger Segelfläche probieren. Tja, das habe ich mir auch schon gedacht, aber mich nicht getraut, das vorzuschlagen. Klingt doch etwas komisch, oder? Wenn eh schon nix weitergeht, dann noch Segelfläche zu reduzieren? Egal, wir versuchen es das nächste Mal und siehe da, das Leben an Bord gewinnt wieder an Qualität. Die Schräglage ist viel geringer, wir können uns leichter bewegen. Nichts fliegt rum. Vor allem sind wir aber auch viel schneller unterwegs und können mit den anderen Booten mithalten. Da wurde unser Segelwissen nach so vielen Seemeilen wieder ordentlich aufgefrischt. So macht Segeln Spaß!

    Sailness-Tipp

    Ist diese Situation nicht typisch für unser ganzes Leben? Wie oft habe ich in anderen Bereichen ebenfalls versucht noch mehr als Vollgas zu geben und gemerkt, dass trotz aller meiner Anstrengungen nichts voran geht. Meinen Coachees geht es häufig ähnlich. Viele davon haben mich genau in solchen Situationen aufgesucht, als sie mit vollen Segeln nicht mehr weiter gekommen sind im Leben. Ein Blick von außen, ein kurzer Stopp zum Nachdenken und schon sieht die Lage wieder anders aus. Mal ist des Rätsels Lösung, den Wind aus den Segeln zu nehmen, langsamer zu gehen. Mal heißt es die Segelstellung im Leben zu ändern. Auf jeden Fall ist es besser, sich die Zeit zu nehmen, die Perspektive zu ändern, mit wohlwollenden Menschen zu sprechen, als noch mehr vom selben zu machen, das ohnehin nicht funktioniert.

    Ich habe lange überlegt, ob ich euch von diesem Erlebnis erzählen soll. Irgendwie ist es ja peinlich. Jetzt sind wir schon seit zweieinhalb Jahren unterwegs und haben nicht daran gedacht, die Segelfläche zu reduzieren? Kann man das überhaupt sagen? Ja, kann man, denn schließlich haben wir ja auch durch unsere Offenheit was gelernt. Viel zu oft sind wir damit beschäftig, unser Gesicht zu wahren, Fragen, die uns beschäftigen, nicht zu stellen aus Angst, vor den anderen irgendwie blöd da zu stehen. Dabei entgehen uns wichtige Lernerfahrungen, die uns anschließend schneller und leichter weiterbringen. Nur Mut! Sucht euch Menschen, denen ihr vertraut und redet offen mit ihnen.

     

    Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. (Aristoteles)

     




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  • 12/2016“... ...”
  • Fehler feiern

    {CAPTION}

    Die Telefine steht an Land, wartet auf einen neuerlichen Anstrich, während die gesamte Crew auf der Suche nach neuen Abenteuern ist. Diesmal im Landesinneren von Guatemala. Schon bald werden wir fündig. Mit dem Bus tingeln wir hoch in den Norden des Landes und sehen uns als erstes die schönste und größte Maya Stätte der Welt an – Tikal. Beeindruckt von der Jahrhunderte anhaltenden Hochkultur, den imposanten Tempelanlagen und dem schier endlosen Regenwald organisieren wir unsere Weiterfahrt nach Guatemala City, wo wir uns die österreichische Schule ansehen wollen. Die Unterkunft ist bereits gebucht, wir checken nur schnell den Überlandbus für die ca. 10 stündige Fahrt in einer Reiseagentur. Morgen um 10.00 in der Früh soll es losgehen, das Taxi zum Bus ist inkludiert. Super! Ich wünsche mir seit Tagen in einem Tuk tuk zu fahren und schon quetschen wir uns mit Gepäck in ein solches Gefährt. Die Fahrt ist lustig und leider schon nach 10 Minuten vorbei. Wir halten an einer kleinen Bushaltestelle und ich frage nach, warum wir nicht zum Busbahnhof gefahren sind. Mein Spanisch ist zwar schon recht gut, aber wenn jemand Dinge nicht ganz genau erklären will, ist das auch auf Deutsch schwer zu verstehen. Zwei Begleiter warten mit uns, damit wir ja den richtigen Bus erwischen. Das ist doch sehr nett, oder? Mit verlässlicher guatemaltekischer Verspätung sehen wir den Bus – von vorne, der Seite und dann nur noch von hinten. Was soll das? Der ist an uns vorübergefahren! Unsere Begleiter meinen mit einem Achselzucken, dass er wohl voll war. Meine Gedanken rasen im Kopf. Was machen wir jetzt? Das heutige Zimmer im Bed´n Breakfast ist gebucht, Stornierung nicht mehr möglich. Einer der Männer telefoniert, ruft das BnB an, ich kann das Zimmer kostenlos stornieren (das müssen wir allerdings auf der nächsten Visa Rechnung kontrollieren). Eine Reiseverbindung wird gesucht. Ok, der Nachtbus hat sicher Platz, denn der Busbahnhof ist seine erste Station. Wir können umbuchen, das kostet allerdings nochmals 60.-U$. Was sollen wir tun? Ok, wir zahlen. Gleich an Ort und Stelle? Komisch, aber was soll´s. Wir sind nicht sehr begeistert von der Situation, bekommen aber fixe Plätze zugewiesen und können unser Gepäck in der Agentur lassen, denn der Bus fährt erst um 22.00 Uhr. Fürs Tuk Tuk zurück zahlen wir auch nichts, ist ja nicht unsere Schuld. Das Los Amigos, die coolste Jugendherberge ever, wird unser Zufluchtsort, an dem die Zeit erstaunlich schnell vergeht. Wir spielen Karten, surfen im Internet, ich schreibe weiter an meinem Buch. Bald ist es Abend und somit Zeit zur Weiterfahrt. Unser Gepäck ist noch vollständig da, sehr gut. Ein Taxi holt uns ab, der Busfahrtschein wird kurz verlangt und heimlich ausgetauscht, was wir später an den veränderten Sitzplätzen merken. Das Taxi ist wieder inkludiert und schön langsam kommt mir die Sache sehr seltsam vor. Die vielen Puzzlestücke finden einander und ergeben ein ziemlich eindeutiges Bild. Um meinen Verdacht zu zerstreuen oder doch zu bestätigen, frage ich am Busoffice nach, was die Karte kostet. 165.- Quetzales! Was? Fast doppelt so viel haben wir gezahlt. Nun wird einiges klar. Die kleine Bushaltestelle, an der ein Überlandbus sicherlich nicht hält, die zwei Männer, die so „nett“ mit uns gewartet haben, die 60$ Aufpreis, die gleich bezahlt werden mussten, die drei inkludierten Taxis… Da hat uns jemand vorsätzlich betrogen. Was für ein Gefühl! Ich habe keine Ahnung, wie ich nun damit umgehen soll. Wir lieben Guatemala. Wie passt das in unser Bild von diesem wundervollen Land? Was hätten wir anders machen können? Warum waren wir bloß so gutgläubig? Der gekränkte Stolz, nicht zu vergessen. Das Gefühl im Bauch wird immer beklemmender. Zwei Wochen Landurlaub liegen noch vor uns. Sollen wir jetzt allen misstrauen, uns diese Reise, auf die ich mich seit Jahren gefreut habe, vermiesen lassen? Ich bin ratlos. Im Bus, in der stockfinsteren Nacht, habe ich genug Zeit um nachzudenken. Dann fällt mir eine Aussage unserer Freundin Marika ein: „Wenn du durch Erfahrung lernst, dann feiere die Erkenntnis!“ Ok, das klingt gut. Mir ist eh nach Aufmunterung zumute. Also, was könnten wir daraus gelernt haben und wie sollen wir diese gebührend feiern? Grübel, grübel.

    1. Es gibt kein Schwarz und Weiß. Ganz anders als in viele anderen karibischen Ländern haben uns in Guatemala so viele Menschen geholfen, die dafür keine Dollars haben wollen. Schwarze Schafe gibt es überall, auch in Europa.

    2.  In Guatemala wird überall verhandelt, das gehört zur Kultur.

     3.  Auf das Bauchgefühl hören!!!!! Spätestens seit der Aufforderung die 60.-$ gleich zu übergeben und nicht in der Agentur, sind meine Sicherheitssensoren auf Hochtouren gelaufen. Nicht drängen lassen, in Ruhe absprechen, was für uns stimmig ist. So machen wir es das nächste Mal.

     

    Sailness® Tipp

    Die größten Lernerfahrungen bietet das Leben, wenn wir so richtig schön irritiert sind, keine Ahnung haben, wie wir mit dieser oder jener Situation umgehen sollen. Für diesen Zweck haben wir auf der Telefine einen ganz besonderen Wein gebunkert (Mosel Riesling 2013 von Nick Köwerich mit dem hübschen Titel „Für Feen und Elfen“), der immer dann geöffnet wird, wenn wir ein Fettnäpfchen voll erwischt haben und durchs Leben lernen dürfen. Dieses Flascherl hilft uns immer, den Fokus auf die Lernerfahrung, die neue Entdeckung zu richten und uns zumindest nur kurz Leid zu tun. In diesem Sinne wünschen wir euch ein guten neues Jahr und immer das richtige Flascherl in Reichweite, das den Scheinwerfer darauf lenkt, was uns das Leben lehren will.

    Eine Reise ist immer mehr als nur das Besichtigen von Bauwerken und Museen. Sie prägt und lässt uns wachsen, sofern wir es zulassen. Danke, Marika, für deine Weisheit. Sie hat uns das kommende Monat durch Guatemala getragen, viele wunderschöne Erlebnisse beschert, Freundschaften geknüpft, Handeln wie die alten Mayas gelehrt und uns wieder ein Stückchen näher zu uns selbst gebracht. Und das alles für nur 60.-$! J

     

    Humor ist der Schwimmgürtel des Lebens (Unbekannt)

     

     

     

     




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  • 11/2016“... ...”
  • Ein letzter Pirat

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    Es gibt sie noch die alten Seemänner, die mit Holzbooten, ohne Motor, Elektrizität und Kühlschrank durch die Karibik segeln oder oftmals nur noch am Ankerplatz liegen, weil das Boot bzw. der Skipper nicht mehr Anker auf gehen können. An dieser Stelle möchte ich euch John A. Smith vorstellen, einen der letzten Piraten, wie er sich selbst nennt. Seit 49 Jahren ist er auf See, seit 39 Jahren hat er sein Holzschiff, die Mermaid. Die ersten Jahre war er als Navigator auf unterschiedlichsten Schiffen unterwegs und gehörte unter anderem zur Crew von Bob Dylan, der ihn angeblich in einem Song erwähnt. Zu erzählen hat John sehr viel. Wilde Geschichten über fast versenkte Boote, dem Auflaufen seiner Mermaid auf einem Riff, während er als Einhandsegler bei schwerem Wetter eingeschlafen ist, echte Piratenüberfälle,... Wir lauschen seinen Storys und ich frage mich insgeheim, wie oft er diese wohl schon erzählt hat. Spannend ist es trotzdem für uns. Er ist ein netter Kerl, der auf einfachste Weise sein Leben verbringt. Statt eines Kühlschranks werden Fisch und Fleisch (das es sehr selten gibt) eingepökelt,. Ingwer wird in Zucker kandiert. Sein Dinghi hat keinen Motor mehr, den Generator hat er gerade verkauft, Autopiloten gibt es selbstverständlich keinen. Trotzdem träumt John A. Smith, der Autor und Poet ist, vom Segeln in der Karibik, dem Wind in den Haaren, sternenklaren Nächten auf hoher See. Doch dies wird wohl nur mehr ein Traum bleiben. Eines Abends sitzen wir zusammen und diesmal gibt es keine Piratengeschichten, diesmal erleben wir den echten John A. Smith. Nach dem einen oder anderen Bier erzählt er uns, dass ihn heute Abend seine 96-jährige Mutter und seine vier Schwestern wohl das letzte Mal sehen werden. Zuerst verstehen wir das nicht ganz, doch dann berichtet er davon, dass er in einem Film (den Titel habe ich mir leider nicht gemerkt) vorkommt und seine Familie, die er seit 35 Jahren nicht mehr gesehen hat zum Filmfestival eingeladen worden ist. Er selbst kann leider nicht dabei sein, denn es ist unmöglich aus Honduras auszureisen, weil er seit Jahren keinen Pass mehr hat und sich schon lange illegal im Land befindet. Wie ein kleines Kind weint der 70-jährige zu später Stunde aus Einsamkeit und dem Gefühl verpasster Chancen. Der geplatzten Hochzeit, weil seine Partnerin nicht für immer auf See leben wollte, den Schwestern und der Mutter, die er so gerne nochmals in die Arme schließen will, dem Leben auf See mit einem seetauglichen Schiff, das nicht kurz vor dem Sinken ist,… Seine Geschichte macht mich ganz traurig und ich überlege, was wir wohl daraus lernen können.

    Sailness® Tipp

    Wenn man seinen Traum leben will, muss man alles darauf ausrichten und daher immer auch Abstriche machen. Die Frage ist nur, wie hoch der Preis dafür ist. Ist die Entscheidung stimmig, ergeben sich oft die unvorstellbarsten Dinge wie von allein. Wie Zahnräder bewegen sich die einzelnen Teile ineinander und bringen uns unaufhaltsam in Richtung Ziel.

    Die Umstände, das Leben, die Erfahrungen, man selbst und auch die eigenen Träume ändern sich aber mit der Zeit. Alles bewegt sich, alles fließt, wenn man es philosophisch ausdrücken will. Deshalb ist es wichtig, seine Träume und Ziele im Auge zu behalten und immer wieder mal zu hinterfragen. Haben sie sich verändert? Fühlen sie sich noch stimmig an oder passt es nicht mehr so ganz? Spätestens wenn das Bauchgefühl eine Warnung abgibt, ist es Zeit sich darüber in Ruhe Gedanken zu machen.


    Dafür sind folgende Fragen hilfreich:

    - Ist mein Traum noch stimmig oder kämpfe ich gegen (zu) viele Widerstände an?

     - Was könnte ich ändern, dass ich wieder auf meinem Weg bin?

    - Würde ich es in Zukunft bereuen, wenn ich …. nicht gemacht hätte?

     

    Träume sind zu wertvoll, um zu lange gelebt zu werden. (Birgit Kabas)

     

  • 10/2016“... ...”
  • Die Gelegenheit beim Schopf ge ...


    Das Schöne am Seglerleben ist die Freiheit, denn eigentlich haben wir so gut wie keine fixen Termine. Die meisten Fahrtensegler (also Segler, die sehr lange auf Reisen sind) lieben es, ihre Entscheidungen immer wieder mal umzuwerfen, wenn sich eine neue Gelegenheit ergibt, das Wetter nicht passt oder sie einfach keine Lust haben. Wir drei genießen das sehr, sind flexibel und offen für interessante Begegnungen oder Abenteuer. So auch diesmal. Wir waren mit den Vorbereitungen für die Weiterreise nach Providencia schon fertig. Alles war eingekauft, eingekocht für die Fahrt, wellensicher verstaut. Doch plötzlich entdecke ich am rechten oberen Rand der Wetterkarte einen Starkwind, der uns so überhaupt nicht ins Konzept gepasst hat. Ich checke alle Wetterkarten und wir beschließen erstmal nicht abzufahren und zu warten, was das Wettergeschehen macht. Eine gute Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausgestellt hat. Es entwickelt sich nämlich Hurrikan Matthew auf einer sehr unüblichen südlichen Linie. Er wird als der stärkste Sturm seit 2007 bezeichnet und bringt jede Menge Regen, Wind und 10-12m hohe Wellen in unser Segelrevier. Wir bleiben im sicheren Panama vor Anker, finden uns mit der Situation ab, unternehmen Dinge, die wir ohnehin schon lange machen wollten, wie z.B. ein zweisames Abendessen beim Franzosen in der Panamarina. Zehn Tage später gehen wir wieder einkaufen. Ich koche ein, Rico tankt Wasser und Sprit. Wir verstauen alles von neuem und dann treffen wir eine Seglerfreundin, die gerade den Weg von Providencia herunter gesegelt ist. Sie erzählt uns von den hohen Wellen und schwärmt im Anschluss von den Albuquerque Cays. Ich bin sofort hellhörig. Zwei Inseln mitten in einem Riffgebiet, keine anderen Boote, kristallklares Wasser, Rochen, die mit einem mitschnorcheln. Das klingt genau nach einem Lieblingsankerplatz der Telefine. Wir organisieren uns die exakte Route für die anspruchsvolle Einfahrt, werfen alle Pläne über Bord und fahren nicht gleich nach Providencia, sondern zu den Albuquerque Cays. Unser Freund Jona versorgt uns via Kurzwellenfunk mit dem aktuellen Wetter, denn das wollen wir bei aller Euphorie trotzdem nicht außer Acht lassen. Nach 38 Stunden Segeln mit „Dieselwind“, erreichen wir am Vormittag die kolumbianischen Inseln. Eine davon ist ein Militärstützpunkt, die andere wird temporär von Fischern bewohnt. Bei der Einfahrt steigt zwar mein Adrenalinspiegel, doch Rico fährt exakt die Route, die unsere Seglerfreunde vor ein paar Tagen genommen haben. Das Wasser ist ein Wahnsinn, so klar und lädt gleich zu einem Schnorchelgang ein. Vorher fahren wir noch zu den Militärs, die freundlich winken, geben unsere Daten durch, schenken ihnen 20kg Thunfischsteaks, die Rico gefangen hat und springen dann ins kühle Nass. Suzan hat nicht zu viel versprochen. Wir schwimmen mit bunten Fischen, bewundern die intakten Korallen, schnorcheln mit Fischschwärmen und sehen spektakuläre Rochen. Sanna taucht sogar mit einem Ammenhai. Gott sei Dank, haben wir diese Gelegenheit beim Schopf gepackt. Die Telefine ankert genau zwischen zwei Trauminseln mit weißem Strand, schaukelt gemütlich im türkisblauem Wasser. Wie gut, dass wir die Seglerhauptrouten verlassen haben.

    Sailness® Tipp

    Einige Male haben wir bereits unsere Pläne über den Haufen geworfen und die wunderbarsten Erlebnisse gehabt. So sind wir Gäste einer Kuna-Hochzeit geworden, durften als erste Weiße in einem entlegenen Indianerdorf übernachten, haben Leute kennen gelernt, die man normalerweise nicht trifft und von ihren Geschichten gelernt. Ein Ziel vor Augen zu haben ist wichtig. Trotzdem für die Gelegenheiten des Lebens offen zu sein ebenso. Seine eigenen Fahrwässer zu verlassen, sich auf das Unbekannte einzulassen, bietet unzählige Lern- und Entwicklungschancen, die einem einfach geschenkt werden. Danach zu suchen ist sinnlos, sie passieren einem einfach und das einzige, was man tun muss, ist sie zu ergreifen. Egal ob in Panama oder in Europa.

    Wenn sich dir das nächste Mal so eine Gelegenheit bietet und du dir denkst: „Oh, das würde ich echt gerne machen!“, dann ist es an der Zeit ins kalte Wasser zu springen und es einfach zu versuchen.

     

  • 09/2016“... ...”
  • Inspiration pur

    Im Seglerleben trifft man permanent neue Leute. Das ständige Unterwegssein birgt eine gewisse Oberflächlichkeit, kann aber auch zu tieferen Freundschaften führen, die dann durch Dick und Dünn gehen. Es gibt keine festen Strukturen, keine Zwänge und Verpflichtungen. So ist es einfach, sich mit den Personen zu umgeben, die einem gut tun, die spannend sind. Ist man länger an einem Ort und verbringt mehr Zeit mit seinen Seglerfreunden, werden die Beziehungen rasch tiefer. Unsere Freunde, die wir im Laufe der zwei Jahre kennen gelernt haben, sind humorvoll, spontan, herzlich und man kann über die verschiedensten Themen mit ihnen reden. Die ganze Bandbreite von einem lustigen Abend bis hin zu Gesprächen, die wirklich berühren. Besonders toll finden wir das gegenseitige Austauschen. So sprechen wir etwas Norddeutsch und Schwitzerdütsch. Unsere Freunde trainieren Kärntnerisch um den Einheimischen Skipass zu erwerben. J Wir erfahren wie Brasilianer ticken und treffen Franzosen, die nicht nur unter sich sein wollen. Eines haben diese Gespräche alle gemeinsam. Sie sind extrem wohlwollend und inspirierend. Niemand muss dem anderen etwas beweisen. An dieser Stelle möchte ich euch Roseangela vorstellen, unsere brasilianische Freundin, die seit elf Jahren mit ihrem britischen Mann und den beiden Söhnen auf den Weltmeeren segelt. Sie ist ein Energiebündel und sehr temperamentvoll. Ihr Lachen dröhnt durch die Bucht und steckt einfach an. Eines Abends sprechen wir über unsere Erfahrungen auf San Blas mit den Kuna Indianern. Ich erzähle so nebenbei von den Brillen, die wir in Österreich gesammelt und auf der entlegenen Insel Ailidupup verteilt haben. Vom Schulprojekt, wo Sannas Klassenlehrerin Geld für Panama gesammelt hat und wir für die Kinder Volleybälle und ein Netz besorgt haben, damit sie beim Turnier der Inseln auch mitspielen können. Roseangela hängt an meinen Lippen, fragt nach, ist begeistert und lässt mich unsere „Miniprojekte“ in einem ganz anderen Licht sehen. Sie lebt so mit, dass sie mich mit ihrer Energie förmlich ansteckt. Am nächsten Morgen kommt sie vorbei gepaddelt und ruft schon von weitem: „Birgit, du hast mich inspiriert!“ „Ok, wie?“, frage ich nach. „Tja, eure Projekte sind so toll, da habe ich mir heute in der Nacht auch was einfallen gelassen.“  Sie berichtet von ihrem Buchprojekt für Subyoga (also Yoga auf einem Paddleboard) und, dass sie Sponsoren für weitere Schulprojekte hier gewinnen kann. Sie sprudelt wie ein Vulkan und ich bin paff, was sich aus unserem gestrigen Gespräch entwickelt hat. Ihre Art des aktiven Zuhörens hat mich so berührt, dass sie mir ein echtes Vorbild geworden ist. Ganz nebenbei hat sie mein eigenes Buchprojekt wieder in meinen Fokus gebracht und mich motiviert, damit zu beginnen.

    Sailness Tipp

    Es ist schön, von Leuten umgeben zu sein, die wohlwollend und ehrlich auf Ideen und Vorhaben reagieren, die echtes Interesse haben und mit leuchtenden Augen fragen, fragen und fragen. Menschen, die Ideen teilen und Vorschläge einbringen, ohne gleich was davon haben zu müssen. Genau das ist das Umfeld, das man braucht, um eine Idee oder einen Traum umzusetzen. Das Gute ist, dass wir uns dieses Umfeld jederzeit schaffen können. Wir müssen nur die Tür für alle Negativdenker und Berufskritiker schließen und uns Leute in unser Leben holen, die selbst ihre Ziele realisieren, ihre Träume leben und deshalb auch andere dabei unterstützen.

     - Wer sind die Leute, die dir Kraft geben, wo du dich nach einem Gespräch einfach gut fühlst? - Wer in deinem Umfeld setzt selbst seine Träume und Ziele um? - Von wem können wir etwas lernen? Wer inspiriert dich?

    Zum Glück können wir uns aussuchen, mit wem wir unsere Zeit verbringen wollen. Wähle aus, wer dir gegenüber wohlwollend ist, wer echtes Interesse an dir als Person und deinen Träumen hat. Werde aktiv und verbringe deine Lebenszeit mit Menschen, die erfolgreich sind, ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben und sie gerne mit dir teilen. Von ihnen können wir lernen. Sie sind es, die uns wirklich inspirieren.

    Those who move forward with a happy spirit will find that things always work out.

     [paypal-donation]

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  • 08/2016“... ...”
  • Zeit, die neue Währung (Nachtr ...

     

    Mittlerweile sind wir wieder gut in Österreich gelandet, haben uns eingelebt und fühlen uns wohl. Nicht so, als ob wir zwei Jahre auf Reisen gewesen wären. Ist also alles beim Alten? Nein, nicht ganz. Unsere Reiseerlebnisse, die Erfahrungen, die wir in unterschiedlichen Kulturen machen durften, begleiten uns natürlich. Manche Sachen fühlen sich fremd an. Der erste Einkaufsbummel (Enrico hatte keine Schuhe mehr.) musste beim zweiten Geschäft wegen Reizüberflutung abgebrochen werden. Wir fragten uns auch, warum man für ganz normale Schuhe 120.-€ bezahlen soll und überlegten, wie lange wir am Schiff mit dem Geld auskommen und was wir damit alles bezahlen können. Rico und Sanna besitzen aktuell jeder ein Paar Schuhe, ich habe noch ein paar mehr von früher. Ein ganz lieber Seglerfreund von uns misst seine Ausgaben mit der Zeit, die er dafür zur Verfügung stellen muss. Wie viel Zeit kostet mich die Anschaffung? Wie viele Stunden muss ich dafür arbeiten? Mache ich das gerne? Zahlt sich das aus? Ist es mir diese Anschaffung wert? Bindet die neue Anschaffung neue zeitliche Ressourcen? Muss sie regelmäßig geputzt, gewartet und benutzt werden? Will ich das wirklich? Freue ich mich langfristig darüber? Macht sie mir einfach Spaß? Bietet mir das „Teil“ über längere Zeit einen nachvollziehbaren Nutzen?

    Sailness Tipp®

    Fragen über Fragen und gerade deswegen ein spannender Prozess. Wie schnell sind ein paar Euros ausgegeben, weil einen etwas „anlacht“. Misst man es jedoch mit der investierten Zeit, kann man sein Leben sehr viel selbstbestimmter gestalten und seine Ressourcen (Zeit, Geld und Energie) auf die Dinge lenken, die einem wirklich wichtig sind. Es ist nicht nur die Arbeitszeit, mit der wir Anschaffungen bezahlen. Meist folgt dem ein ganzer Rattenschwanz an weiteren Verpflichtungen: putzen, warten, pflegen, schneiden, zahlen, verstauen, versichern,…

    Geh mal durch dein Haus/ deine Wohnung und schau, welche Dinge dir kurzfristig Freude bzw. Entlastung geboten haben, aber im Moment nur herumstehen und dein Leben sicherlich nicht mehr bereichern sondern eher belasten. Überschlage kurz im Kopf, wie viel Lebenszeit sie bisher insgesamt gekostet haben und was du damit machen hättest können, was dich deinen Zielen und Träumen näher gebracht hätte.

    Halte vor dem nächsten Einkauf inne und frage dich in Zukunft vorher:

    - Für was gebe ich meine Zeit her? - Was kaufe ich mir, wenn ich berücksichtige, dass ich damit mit meiner Arbeits-Zeit bezahle? - Wie lange muss ich arbeiten, um mir das „Ding“ leisten zu können? Will ich es dann wirklich noch besitzen? - Bringt es mich meinem Traum näher?

    Geld haben wir zwar wenig, dafür haben wir aber Zeit. Zeit für uns, unsere Freunde, die Familie und neue, spannende Projekte (Birgit Kabas)

  • 05/2016“... ...”
  • Für unsere Kinder

    Wir alle wollen für unsere Kinder das Beste. Aber was ist das ganz genau? Wie funktioniert Kindererziehung und das Bildungssystem anderswo? Was können wir von anderen Kulturen lernen? Eine Denkanregung für die Zukunft Eur

    Auf unserer Reise von Europa bis Panama haben wir zig Länder gesehen und verschiedenste Kulturen kennen gelernt, von reichen, europäischen Staaten bis hin zu armen Dritte Welt Ländern. Nachdem wir selbst mit unserer zwölfjährigen Tochter Sanna unterwegs sind, die wir im 2. Gymnasium unterrichten, ist es spannend zu sehen, wie Kindererziehung anderswo funktioniert. Ich beobachte wie die Eltern mit ihren Kindern umgehen, sich die Kinder untereinander verhalten und erkundige mich immer nach dem Bildungssystem. Was fällt mir dabei auf? In den meisten Ländern gibt es freien Zugang zur Bildung, die Schule kostet nichts. Warum also gehen doch nicht alle Kinder hin und lernen Lesen und Schreiben? In allen karibischen Staaten gibt es Schuluniformen, die Mädchen tragen Röcke mit Blusen, die Buben saubere, faltenfreie Hemden und Hosen. Die Mädels haben schöne Frisuren, alle Schuhe sind geputzt. Man merkt sofort, dass es etwas Besonderes ist, in die Schule zu gehen und dass auf einen sauberen Auftritt großer Wert gelegt wird. Ich finde es faszinierend, in welchen armseligen Hütten  viele Kinder wohnen und wie sie es schaffen, ganz ohne Waschmaschine und Bügeleisen, strahlend weiße Hemden und Blusen zu bewahren.

    Genau diese Schuluniformen können sich aber nicht alle leisten und die Schulbücher auch nicht, folglich dürfen sie nicht in die Schule gehen. Immer wieder starten Segler Projekte, kleiden die Kinder ein und kaufen ihre Schulsachen. Eine gute Sache, denn so haben ein paar Kinder mehr eine Chance für die Zukunft.

    In den karibischen Staaten sind Kinder Teil des Lebens, auch der Arbeit, die nichts so streng vom Familienleben oder der Freizeit getrennt ist. Häufig trifft man Kinder, die ihre Eltern begleiten, ruhig warten, während diese z.B. den Touristen Handarbeiten verkaufen oder in ihrem Laden arbeiten. Niemand jammert und nörgelt, dass man eigentlich weiter will und fragt am laufenden Band, wie lange das denn noch dauert. Man hört auch die Babys kaum weinen.

    Die Kinder spielen gemeinsam und lernen von klein auf, sich selbst zu organisieren. Sie haben keine vollgeräumten Kinderzimmer, sondern spielen gemeinsam mit einfachsten Dingen und lächeln dabei glücklich. Wir haben in den zwei Jahren noch kein einziges trotziges Kind gesehen und auch keines, das nörgelnd am Rockzipfel der Mutter gehangen hat.

    Sailness® Tipp

    Unsere Reiseerfahrungen lassen sich natürlich nicht Eins zu Eins in unsere Kultur übertragen, doch regen sie mich zum Nachdenken an und lassen mich unsere Art der Kindererziehung reflektieren. Was also nehme ich mir davon mit?

    1.) Weniger ist mehr! Meiner Meinung nach ist das größte Geschenk an unsere Kinder, ihnen wenige       Geschenke zu machen. Das Besondere besonders bleiben zu lassen. Ihre Kreativität zu erhalten,       das Wenige zu schätzen und damit immer neue Ideen zu gebären.

    2.) Wir alle wollen für unsere Kinder das Beste, nur was ist das ganz genau? Ich mache mir Gedanken,       wenn ich auf unsere europäischen Kinder blicke, die bis zu ihrer Jugend (fast) alle bekommen, was       sie sich nur wünschen. Dann plötzlich in der Arbeitswelt schaut es ganz anders aus. Man muss       eine Leistung erbringen und bekommt am Anfang oft recht wenig Geld dafür. Auch Studienabgänger müssen in unserer heutigen Zeit vielfach mit viel weniger auskommen, als sie von zuhause gewohnt sind. Dafür müssen sie aber härter arbeiten und sich am Arbeitsmarkt erst einmal beweisen.

    3.)  Beim Reflektieren fällt mir auf, dass wir unsere Kinder zu viel loben. Ja, richtig gelesen! Zu viel        loben. Jede Kleinigkeit wird wohlwollend aufgenommen und positiv verstärkt. Das führt in vielen        Fällen dazu, dass die eigene Leistung derart übersteigert wahrgenommen wird und mit der        Realität nichts zu tun hat. Nicht falsch verstehen, Loben ist gut, jedoch nur bei wirklichen        Errungenschaften, dort wo sich Kinder echt angestrengt haben und eher an sich zweifeln. Wie hat        schon Paracelsus gesagt? „Auf die Dosis kommt es an.“ Seine Schwächen zu kennen, mit ihnen        umgehen zu lernen, Misserfolge zu verkraften, daraus zu wachsen, auch das gehört zum Leben        und lässt sich mit liebenden Begleitern an der Seite leichter erreichen.

    4.) In armen Ländern gibt es viel mehr Abhängigkeit untereinander um zu überleben. Daher leben die       Leute auch viel angepasster miteinander, als es bei uns in Europa notwendig ist. Eigenständiges       Denken oder gar Querdenken ist gefährlich und nicht wirklich gefragt. Genau das ist aber meiner       Meinung nach die Chance für Europa. Unsere Kinder wachsen in Wohlstand auf, haben gute       Bildungschancen und können sich sehr frei entwickeln. Genau der Nährboden, um sich selbst ein       Bild von der Welt zu machen, eigene Ideen zu entwickeln und die Zukunft aktiv mitzugestalten.       Das sollen wir zulassen und fördern.

    5.) Als Unternehmerin ist es möglich, Kinder in den Alltag zu integrieren. Arbeitszeiten können meist       etwas flexibler gestaltet werden. Kinder können bei kleinen Tätigkeiten mithelfen und für das       Unternehmertum begeistert werden. Sanna hat heuer von sich aus gefragt, was sie bei unserem       Aufenthalt zuhause in der Firma mithelfen kann. Egal ob Unternehmer oder nicht, das Größte,       was wir unseren Kindern jedoch in dieser Hinsicht mitgeben können, ist unternehmerisches       Denken: Was brauche ich? Wir komme ich da hin? Wie erreiche ich mein Ziel? Welche Lösungen       gibt es? Kein Jammern und kein Warten, dass andere eine Lösung für mich finden.

    Das Leben der Eltern, ist das Buch in dem die Kinder lesen. (Augustinus Aurelius)

  • 04/2016“... ...”
  • Erlebnis Kunadorf

     

    Vorwort Birgit Kabas

    Wie eindrücklich muss ein Erlebnis sein, dass ein zwölfjähriges Kind trotz Bordschule freiwillig vorschlägt, eine Geschichte über unseren Ausflug in ein abgelegenes Indianerdorf zu schreiben? Sie setzt sich nach ein paar Stunden Schule an ihren Laptop, tippt und tippt, 1370 Wörter lang. Hier ist das Ergebnis. Lasst euch verzaubern von unserem Erlebnis im Kunadorf Mandi Yala.

     

     

    Ausflug ins KUNADORF Sanna Elisa Kabas

    Heute geht es um sechs Uhr in der Früh los! Simonetta, die den ganzen Ausflug organisiert, ist sehr aufgeregt. Ich bin zugegebener weise ein wenig lustlos, weil ich nicht dreieinhalb Stunden mit Gepäck wandern möchte, aber auf das Kuna Dorf freue ich mich schon. Wir sind mit Simonetta, einem Kuna und einem spanisch, italienischen Paar unterwegs. Der Kuna Indianer heißt Arti und ist voll nett. Er ist unser Guide und führt uns durch den Dschungel.

    Als erstes müssen wir mit dem Beiboot durch einen Fluss fahren, da beginnt unsere Reise…. Das Wandern ist nicht so schlimm und die letzten zehn Minuten zu dem ersten Dorf, reite ich auf einem vollbeladenen Pferd, das uns überholt. In dem Dorf machen wir Pause. In einem der Häuser aus Bambus haben die Dorfbewohner kleine, grüne Vögel, denen sie die Flügel stutzen. Ich bekomme gleich einen der Zwergpapageien auf die Hand und verliebe mich augenblicklich, doch der Traum zerplatzt gleich wieder, als mir der Vogel auf die Hand macht. Nach der kurzen Erholung geht´s weiter und diesmal wirkt der Weg endloslang.

    Bei den letzten Metern habe ich das Gefühl, gleich umkippen zu müssen. Immerhin sind wir gerade dreieihalb bis vier Stunden in der ärgsten Hitze und bei großer Luftfeuchtichkeit durch den Dschungel gegangen, wo ich manchmal kaum Luft bekommen habe. Wir schauen uns, gleich nachdem wir uns mit Pizza und Broten gestärkt haben, drei Schlafmöglichkeiten an. Wir endscheiden uns für das Bambushaus, indem die Indianer ihr Chichabier brauen, welches die sie an den Festen trinken. Das Haus ist sehr groß und wir bauen gleich unsere Hängematten auf. Alle fallen hinein und müssen sich ein bisschen ausruhen. Ich kann aber nicht schlafen und den Anderen geht es auch so, also liegen wir in der Hängematte und schauen in die Luft. Ich bin sehr froh, dass wir da sind, denn der Fußweg war eine große Anstrengung für unsere ungeübten Seglerbeine.

    Wir stehen dann irgendwann doch wieder auf und gehen baden. Das macht uns schnell munter und erholt die müden Muskeln. Der Fluss liegt gleich neben dem Dorf. Da waschen die Kunas ihre Wäsche, das Geschirr, waschen sich, holen Trinkwasser, gehen aufs WC (aber nur weiter unten, weil sie sonst ihre Wäsche nicht waschen können). Mama und ich machen uns gleichmal auf die Suche nach Molas, die selbstbestickten Stoffflächen, die die fleißigen Frauen auf Blusen, Pölsterbezüge und andere Sachen nähen. Ich hoffe insgeheim, dass wir auch Perlen finden und kaufen, weil ich Arm- und Fußbänder mache. Die Idee hab ich aber von den Kunas „geklaut“. Endlos lange Perlenketten, die mit einer speziellen Knüpftechnik um Arme und Beine gewickelt werden, sind Teil bei ihrer Tracht. Simonetta rennt durch das ganze Dorf und lädt alle Kuna Frauen um fünf Uhr vor unserer Hütte ein. Sie will, dass jede Kuna Frau die gleiche Chance hat ihre Molas zu verkaufen. Bald ist die Wiese vor unserer Unterkunft ein bunter Fleckerlteppich. Wir kaufen auch viele Molas und eine besonders nette Kuna Frau macht mir ein Perlenarmband mit der Innschrift: SANNA. Das Armband ist super. Ich weiß jetzt auch endlich, wie man die breiten Armbänder macht. Bis jetzt hab ich immer nur die Perlenschnur gemacht, die man sich dann um die Hand wickelt, aber jetzt weiß ich wie man die Art von Armbändern macht, wo jede Perle fix sitzt und man Muster knüpfen kann.

    Am Abend lädt uns eine Kuna Familie in ihre Hütte zum Abendessen ein. Natürlich müssen wir das Essen bezahlen, das ungefähr aus einer Vorspeise bestehen würde, wenn wir zu Hause wären. Aber erstaunlicherweise sind wir satt. Wir sehen eine Katze, die sich total zusammenkauert hat und auf einer sehr kurzen Leine angebunden ist. Gianluca, der Italiener, ist so nett und bindet sie los. Die Katze flitzt schnell in die Hütte, frisst sogleich vom Teller den Reis herunter und wird sofort entdeckt. Das kleine Kunamädchen (fünf-sechs Jahre) nimmt die Katze an den Vorderpfoten und trägt sie so hinaus, bindet sie wieder an, schaut zu mir und lächelt, als ob sie gerade ein supertolles Geschenk bekommen hätte. Da denke ich mir: „Arme, arme, arme Katze!“, binde sie wieder los und das ganze wiederholt sich. Das sage ich Simonetta. Sie erklärt der Familie in Spanisch, dass die Katze nur Essen stielt, wenn sie hungrig ist und es sehr schlimm für die Katze ist, wenn sie angebunden ist. Das regt die Familie zum Nachdenken an und sie lassen die Katze frei. Ich bin ja ein sehr großer Tierfreund und verabscheue Tierquälerei zutiefst, deshalb regt mir dieser Vorgang, der leider nicht der einzige ist, ebenfalls zu denken an. Die Tiere werden allgemein sehr schlimm behandelt, sind spindeldürr und die Wunden werden nicht versorgt. Viele haben Krankheiten, Flöhe, Zecken und werden geschlagen und getreten. Nun bin ich froh, dass wir wenigstens einem Lebewesen haben helfen können.

    Hier möchte ich euch noch kurz schildern, wie die Indianer hier leben: Sie haben Holzhütten, die mit Schilf gedeckt sind und falls überhaupt, windschiefe Türen haben. Die Einrichtung besteht aus Hängematten und Zeugs, das überall herumliegt. Sie haben weder Regale, Schränke, Betten, Tische noch Stühle. Dafür brennt mitten in der Hütte ein kleines Feuer, auf dem auch gekocht wird. Das Essen besteht hauptsächlich aus Kokosreis, Fisch, Lobster, Oktopus und Kochbananen. Der Fußboden ist aus Sand und Lehm und ist ein wenig erhöht, damit in der Regenzeit nicht das ganze Haus geflutet wird. Schuhe haben die meisten Leute keine an. Sie trinken sehr wenig und vertragen das ungereinigte Flusswasser, das mit Kanistern ins Dorf gebracht wird. Die meisten Kunafrauen sind sehr zart, wissen aber genau was sie wollen, wenn es um das Verkaufen geht. Ebenso riechen sie die Chance Geld zu verdienen, deshalb waren wir auch gleich bei ihnen im  „Restaurant“ eingeladen

    Nach dem Essen, das aus Kokosnussreis und Flussscampi besteht und wirklich sehr lecker ist, gehen wir gleich in die Chicha-Hütte und spielen noch zwei Runden mit Simonetta „Shithead“, ein wirklich lustiges Kartenspiel. Danach gehen wir auch schon ins Bett, nein, die Hängematte. Wie spät es ist, wissen wir nicht, auf alle Fälle ist es seeehr dunkel hier ab 18.30 Uhr. Ich kann aber nicht einschlafen, weil ein Mann in der Nachtbarhütte die ganze Zeit traditionelle Lieder singt. Der Singsang klingt sehr eigenartig für unsere europäischen Ohren. Nach drei Stunden schlafe ich endlich ein.

    Am nächsten Tag gehen wir schauen, wie die Kunas das Zuckerrohr pressen. Das geht so: man hat einen Baum oder einen Baumstumpf und da muss ein Loch rein, das für zwei lange dicke Äste reicht. Der obere Ast muss länger sein, wie der untere. Am Ende des oberen Astes muss ein Pflock neben ihm in den Boden gehauen werden. Auf den oberen Ast steigt ein Kuna und hält sich an dem, in den Boden gerammten Ast fest. Zwei Kunafrauen stehen nahe bei dem Baumstumpf und halten ein Zuckerrohr, eine Frau auf jeder Seite. Dann beginnt der Kuna auf dem Ast zu hüpfen und dieser wippt auf und ab. Die zwei Kunafrauen nehmen das Zuckerrohr und ziehen es von der einen Seite zur anderen. Der Saft des gequetschten Zuckerrohrs rinnt in einen Behälter, der darunter steht. Das ist richtig cool und clever, oder? Das blöde ist nur, dass man für Fotos immer bezahlen muss, aber ein paar Fotos haben wir doch gemacht. Wir gehen jetzt zum Frühstück. Diesmal nehmen wir unsere Sachen zum Essen selber mit, aber wir bekommen heißes Wasser für einen Tee. Heute ist die Katze immer noch frei. Das freut mich sehr!!! Ich kann es kaum glauben, dass es schon so bald wieder mit dem Rückweg losgeht. Aber als erstes müssen wir unseren Wasservorrat nachfüllen, sonst können wir nicht losgehen, wir würden wohl verdursten! Aber das Flusswasser schmeckt nicht einmal mit den >zu-Trinkwasser-machen< Tabletten gut, also füllen wir unsere Flaschen mit Kokosnusswasser. So, jetzt geht es los. Als erstes bin ich trotzig und unwillig, aber dann, nach einer Stunde, die sehr schnell vorbeigegangen ist, machen wir bei einem kleinen Bach Pause. Jetzt geht es viel leichter und später machen dann noch eine zweite Pause. Endlich kommen wir an und unser Bootstaxifahrer (Simonettas Mann) wartet schon auf uns. Ich freue mich sehr auf unser sauberes Boot, das WC und ausreichend Trinkwasser!

    Ich bin froh, dass ich in einer anderen Kultur lebe und nicht in zwei Jahren heirate!

    ENDE

     

  • 03/2016“... ...”
  • Von Mut und Einfallsreichtum

    Wie Mut und Einfallsreichtum die Geschichte eines Landes über Jahrhunderte beeinflusste, und wie wir diese für uns selbst nutzen können.

    Es war der 2. November 1502, als drei von Kolumbus Schiffen den Isthmus von Panama erreichten und auf der Suche nach Gold und Edelsteinen die Gegend erkundeten. Eines schönen Tages führten die Einheimischen einen spanischen General auf einem schmalen Pfad durch den Dschungel und erreichten nach vielen Stunden im Regenwald einen weiteren Ozean, den Pazifik. Die Überraschung musste riesengroß gewesen sein und neue Perspektiven erwachten just in diesem Moment, als die Idee zur Verbindung des atlantischen und pazifischen Ozeans quer durchs Land geboren wurde. Bis zum ersten ernsthaften Versuch, einen Wasserweg durch Panama zu bauen, vergingen jedoch noch viele Jahre. 1880 begannen die Franzosen mit dem Bau des Kanals, mussten jedoch nach Skandalen das Handtuch werfen. Als Panama im Jahre 1903 von Kolumbien unabhängig wurde, unterzeichnete das Land einen Vertrag mit den USA, die den Bau fortsetzten und 1914 beendeten. Eine Meisterleistung der Menschheitsgeschichte war gelungen. An der schmalsten Stelle Panamas führte eine 80km Wasserstraße durchs Land und verband den Atlantik mit dem Pazifik. Neue Möglichkeiten entstanden, die lange, gefährliche Strecke rund um Südamerika und das berüchtigte Kap Horn konnte vermieden werden. Über 1 Mio Schiffe nutzten diese Abkürzung seither und transportierten Güter aller Art. Drei Schleusen auf der Atlantikseite dienen auch heute noch als Wasseraufzüge und heben große und kleine Schiffe die 26 Meter über den Meeresspiegel in den Gatun See. Von dort aus fahren die Schiffe in drei weitere Schleusen, die sie wieder auf Meeresspiegel senken. Geht die letzte Schleuse auf, befindet man sich im Pazifik. Wir durften selbst als Leinenhändler mit drei österreichischen Schiffen durch den Kanal fahren und dieses Wunderwerk der Technik erleben. Es war schlicht und ergreifend einzigartig. Mit Aufregung in den Knochen fuhren wir als „Dreierpackerl“ in die erste Schleuse. Rico und ich fingen die Affenfaust (dicker Knoten zum punktgenauen Werfen von Leinen), zogen rasch die Leine fest und befestigten sie vorne an den Booten. Wir arbeiteten konzentriert und schnell, denn hinter und schlossen sich bereits die Tore und das Wasser wurde eingeleitet. Strudel bildeten sich und wir waren froh, die drei Schiffe sicher vertaut zu haben. Nun hieß es die Leinen immer wieder zu lösen, mit voller Kraft nachzuziehen und dann ganz schnell wieder zu befestigen. Der Adrenalinspiegel war entsprechend hoch und wir waren glücklich, das Abenteuer Panamakanal aktiv erleben und spüren zu können. Voller Hochachtung nahmen wir alle Details der Meisterleistung auf, die mit einem verrückten Traum begann, vor 102 Jahren fertig gestellt wurde und heute noch immer bestens funktioniert.

    Sailness® Tipp

    Eine verrückte Idee, einen Kanal durch einen undurchdringlichen Dschungel, quer durch ein Land zu bauen und somit zwei Ozeane zu verbinden. Dieses geschichtliche Beispiel verbindet so wichtige Aspekte von innovativen Projekten. Jemand war achtsam, aufmerksam und hatte eine etwas merkwürdige Idee. Diese wurde mit anderen Menschen geteilt, reifte immer mehr, bis sie eines Tages mutig umgesetzt wurde. Ok, der Panama Kanal ist eine große Sache, doch kann sie uns in unserem Leben einiges zeigen. Statt eine Idee gleich als unrealisierbar abzutun, lohnt es sie länger darüber nachzudenken, sie mit anderen Menschen zu teilen, sie reifen zu lassen und im richtigen Moment mutig umzusetzen. An Bord der Telefine leben wir genau nach dem Prinzip. Ihr könnt also neugierig sein, was aus unserer „Auszeit“ noch Innovatives entstehen wird.

    Die innere Stimme zu hören, ist eine Frage der Achtsamkeit, ihr zu folgen, eine Frage des Mutes. (Udo Schroeter)

  • 02/2016“... ...”
  • Auf anderen Wegen - 2.Versuch


    Andere Wege zu gehen birgt immer ein gewisses Risiko, auf den Wegen anderer zu wandeln aber ebenso. Erfahre in diesem Sailnessbrief, wie die Telefine Crew das Abenteuer der Überfahrt nach Panama (üb-)erlebte und welche Schlüsse sie daraus zieht.

     

    Von Curacao führt uns der Weg über die kleinste Insel der Niederländischen Antillen Aruba rund ums kolumbianische Kap in den Isthmus von Panama. Klingt kompliziert, ist es auch und vor allem nicht ganz ungefährlich. In letzter Zeit hat es immer wieder Überfälle auf Segler vor der kolumbianischen Küste gegeben, weshalb wir das Land auf unserer Besuchsliste auslassen. Eine Herausforderung ist aber auch das Segelrevier, das wir zu bewältigen haben. Fünf anstrengende Tage und Nächte auf hoher See erwarten uns und ich bin dementsprechend vorbereitet aber auch nervös. Seit Wochen verfolgen wir das Wetter, das starken Wind und Wellen von 6-10m ansagt. Wir warten in Curacao auf ein Wetterfenster und verschieben unsere geplante Abfahrt um zwei Wochen. Dann geht es endlich los, wir haben uns das Wetter vor der Abfahrt herunter geladen, ein Freund macht uns das Wetterrouting und wir haben die Fachliteratur studiert. Zunächst beginnt unser Seglerglück mit einem angenehmen Wind zwischen 12-15kn leicht achterlich. Nach einem ganzen Jahr packen wir den wunderschönen türkisen Wingaker aus und das Leichtwindsegel bringt uns zügig voran. Es ist Segeln vom feinsten und wir genießen die ersten beiden Tage. Danach soll der Wind etwas zunehmen und ich plädiere darauf, etwas westlicher zu fahren, als es Jimmy Cornell, der Segelguru, in seinen Büchern empfiehlt. Rico ist sich da nicht so sicher und hat die Wegpunkte Jimmy Cornells auf unseren Navigationskarten programmiert. In meiner Schicht segeln wir also weiter westlich, in Ricos Schicht driften wir aber zurück in Küstennähe und schwups sind wir wieder bei einem seiner Wegpunkte angelangt. In der Nacht segeln wir ganz ohne Licht, um nicht von Piraten gesehen und als Beute identifiziert zu werden. Wie verhext erreichen uns die aktuellen Wetterdaten unseres Freundes nicht und plötzlich sind wir mitten im Wettergeschehen. Wind um die 35 Knoten und 4-5m hohe Wellen machen uns das Bordleben schwer. Alles ächzt, das Boot schaukelt wild, und der Wind pfeift uns um die Ohren. An Schlafen ist nicht mehr zu denken, zu unruhig ist die See und unser Gemüt. In der Nacht verabschiedet sich die Halterung des Windgenerators, der mir quasi in die Hände fällt. Kaum ist dieser Schaden bei schwerem Seegang, mitten in der Nacht repariert, fällt unser Autopilot aus. Notdürftig montiert Rico die Windfahnensteuerung, die nicht ganz einwandfrei funktioniert, damit wir gemeinsam das Problem suchen und hoffentlich richten können. Die hinterste Packskiste wird während der Fahrt ausgeräumt, irgendwie verstaut und Rico verschwindet zur Gänze in dem kleinen Loch am Heck der Telefine. Bald ist das Problem gefunden, die Kraft der hohen Wellen von hinten hat unseren Autopiloten aus der Halterung gerissen, weshalb er das Schiff natürlich nicht mehr steuern kann. Rico bohrt, schleift, schraubt mitten auf hoher See und repariert das Ding, sodass wir die letzte Nacht nicht von Hand steuern müssen. Ich schaue auf meinen heruntergeladenen Charts nach und sehe, dass wir in Kürze aus dem berüchtigten Segelrevier draußen sind und wir atmen langsam auf.

     

    Sailness®-Tipp

    In meiner letzten Nachtwache habe ich genügend Zeit um über unsere Erlebnisse nachzudenken und bin sehr froh, dass nicht mehr passiert ist. Seit Wochen habe ich das Wetter gecheckt, die Entwicklungen beobachtet, habe die Literatur studiert, Erfahrungen anderer Segler erhalten und mir meine eigenen Gedanken gemacht. Ich habe den sicheren Weg gekannt, mir aber zu wenig vertraut und mich nicht durchgesetzt. Viel mehr haben wir einem (erfahrenen) Segler geglaubt, der allgemeine Wegpunkte erstellt hat, die aber die aktuelle Situation nicht berücksichtigen.

    Mein Conclusio daraus ist: Informier dich gut, bilde dir deine eigene Meinung und vertrau auf dich!

    Geh ruhig andere Wege, aber geh nicht unweigerlich die Wege der anderen. (Birgit Kabas)

     

     

     

  • 12/2015“... ...”
  • Selbstgeher und Gehenlasser


    Ich hätte da schon eine Idee, weiß aber nicht genau, wie ich sie umsetzen will. Wie also stellt man sein Projekt von Anfang an auf stabile Beine? Holt sich die relevanten Informationen ein und begibt sich auf seinen eigenen Weg – zum Erfolg.

    „Ah, ihr wollt in den Westen. Warum das denn? Wir fahren wieder in den Norden und sehen uns die Kleinen Antillen nochmals an. Grundsätzlich würden wir das auch gerne machen, aber sind die venezolanischen Inseln nicht gefährlich? Wie kommt ihr denn wieder zurück? Ja, wir würden das auf keinen Fall machen, aber wenn ihr meint...“ So die mehr oder weniger vorsichtigen Kommentare unserer Seglerfreunde in Grenada.

    In dieser Art und Weise sind die meisten Gespräche in der Prickly Bay verlaufen, einer der beliebtesten Ankerplätze während der Hurrikansaison. Hier ist man geschützt, hier entstehen Freundschaften, hier ist irgendwann alles vertraut. Und doch gibt es da einzelne Segler, die mehr wollen, deren Abenteuergeist sie ruft und aus dem Mainstream rauszerrt. Dazu gehören auch wir. Ein ganzes Jahr sind wir von Puerto Rico im Norden bis nach Trinidad im Süden gesegelt. Nun wird es Zeit für Neues. Nach vielen Recherchen und Kontakten mit Seglern, die tatsächlich da waren, entscheiden wir uns, als eines der wenigen Boote nach Westen zu segeln und dabei auch die venezolanischen Inseln La Blanquilla, Los Roques und Los Aves anzusteuern. Tagelang bin ich im Internet gesurft, habe alle Sicherheitsseiten angesehen und festgestellt, dass in den letzten Jahren kein einziger krimineller Vorfall auf diesen Inselgruppen stattfand (am Festland schon). Da ist in Grenada in der vermeintlichen Sicherheit mehr los! Wir haben Kontakte zu Seglern geknüpft, die vor kurzem vor Ort waren und uns ihre Erlebnisse geschildert haben. Und alle sind sie überaus begeistert, von den Leuten, der Natur und der Unberührtheit der Inseln. Weiße Strände, kristallklares, türkisblaues Wasser, einsame Buchten, Schildkröten, die sich im Wasser tummeln, springende Rochen und viele Oktopusse – genau das, was uns gefällt. Wir sind vorsichtig, werfen aber die vielen Zweifel über Bord und machen uns auf den Weg um unsere eigenen Erfahrungen zu machen. Die erste Nacht schlafe ich sehr unruhig, hinterfrage, ob es wohl die richtige Entscheidung war, doch dann lernen wir die Menschen auf den entlegenen, einsamen Inseln kennen und fühlen uns richtig wohl. Wir genießen die Natur, die Einfachheit des Lebens, die internetfreie Zeit und sind uns alle drei einig: Die Inseln sind das Schönste, das wir bis jetzt auf unserer Reise gesehen haben.

     

    Sailness®- Tipp

    Wir alle leben in einer Informationsüberflussgesellschaft und stehen permanent vor der Herausforderung, die wichtigen von den unwichtigen Informationen zu filtern. Besonders zu Beginn eines Vorhabens, wenn man selbst noch nicht ganz sicher ist und sich erste Infos einholt, melden sich die Zweifler besonders laut und treffen auf die zarten Pflänzchen der neue Idee. Unseren Erfahrungen nach sind die Zweifler umso lauter, je unsicherer sie selbst sind und in ihrem eigenen Weltbild, ihrer Komfortzone gefangen. Wie kommt man also an die relevanten Informationen, die zum Gelingen eines Projektes beitragen? Hier haben wir folgende Tipps für euch.

    1. Unterhaltet euch mit Leuten, die immer mal was wagen und ihre eigene Komfortzone hin und wieder überschreiten.
    2. Versucht viele Informationen aus erster Hand zu gewinnen. Wer hat was Ähnliches bereits gemacht? Wie sind seine/ihre Erfahrungen?
    3. Hinterfragt Verallgemeinerungen und entschärft Vorurteile mit echten Fakten.
    4. Traut euch direkt zu fragen und bittet um Unterstützung. Menschen, die selbst mutig sind, unterstützen andere gerne auf ihrem Weg.
    5. Holt so viel Information ein, dass ihr euch einen guten Überblick verschaffen könnt, dann trefft die Entscheidung, das Projekt anzugehen oder nicht.
    6. Scheut euch nicht, eure eigenen Erfahrungen zu machen und Land zu betreten, das anderen noch nicht für sich entdeckt haben, mit kalkuliertem Risiko – step by step.

    Lass dich nicht gehen, geh selbst! (Magda Bentrup)

     

  • Sanna´s 1.Sailnessbrief

    Hallo, heute schreibe ich mal einen Sailnessbrief. Ich heiße Sanna und bin im September 12 geworden. Ich kann leider nichts über Coaching schreiben, dafür schreibe ich euch in meiner Art! Ich würde sagen, ich beginne einfach mal: Heute ist es soweit, wir müssen unsere Freunde in Grenada verlassen. Aber dafür lernen wir bestimmt viele neue Segler und Inseln, sowie Buchten und schöne Plätze kennen. Ich- nein, wir freuen uns schon sehr auf die weißen Strände mit kristallfarbenem Wasser. Genug vorgestellt, lass es uns einfach in Erfahrung bringen! Wir fahren also los, und es beginnt ein Hupkonzert. Die Veranstalter sind unsere Freunde von der Selivra und Saphire, und natürlich sind wir auch dabei! Das ist sehr lustig und hat uns ein paar Tränen erspart. Der schlimmste Abschied ist von unseren Schweizer Freunden von der Moro, da wir sehr lange Zeit mit ihnen verbracht haben.

     

    Die Überfahrt auf La Blanquilla: Uns ist allen ein bisschen flau. Naja, mir ist etwas schlecht, sobald ich unten stehe. Papa spürt wieder mal gar nichts, dafür ist Mama auch ein bisschen flau. Aarina geht es sehr gut. Sie geht 1-2 x am Tag nach vorne und macht ihr Geschäftchen. Natürlich hat sie immer Begleitung mit und eine Schwimmweste an. Ich schaue ganz viele Filme, immerhin werde ich mal Schauspielerin! Und ich finde, da sollte man den einen oder anderen Film gesehen haben ( Also so ca. 1.000.000 Filme )! Aber es ist toll, wir haben nur ganz selten den Motor an und sonst segeln wir. Dann, am nächsten Tag, kommen wir an. Es ist wunderschön! Eben so wie in der Beschreibung, die wir uns vorgestellt haben. Als wir am nächsten Morgen aufwachen, frühstücken wir erstmal und dann kommt da so ein Boot. Wir denken, es ist ein Fischerboot, aber es kommt immer näher, und da erkennen wir die Küstenwache. Sie kommen her und wollen unser Boot durchsuchen. Das haben sie auch, aber sie haben nix gefunden (besonders gründlich gesucht haben sie ja auch nicht). Sie wollen noch unsere Bootspapiere, unsere Pässe und andere Papiere sehen. Sie haben nur Spanisch gesprochen, das war doof für uns aber gut für Mama, die sich sonst nie traut  Spanisch zu sprechen. Es sind drei  Männer der Küstenwache an Bord, die alle jung und freundlich sind. Mama hat ihnen gleich einen Kaffee angeboten, der ihnen sehr geschmeckt hat. Wir haben lange gebraucht, bis alles übersetzt gewesen ist. Einer von der Küstenwache hat ein Maschinengewehr dabei gehabt, das ist voll cool. Ich hab bis jetzt nur in meinen Lieblingsfilmen Waffen gesehen, aber in echt ist es noch viel cooler! Dann nach der Kontrolle sind wir gefahren. Auf zu den LOS ROQUES!!!!!!

     

    Überfahrt zu den Los Roques: Es kommt mir eigentlich gleich vor wie bei der anderen Überfahrt: ich  schaue wieder Filme, Mama ist wieder flau, mir ist wieder ein bisschen schlecht, Papa hat wieder nix, nur ich schaue nicht mehr  ,,DRACULA UNTOLD ´´ zum ersten Mal. Dann kommen wir an.............. es ist wunderschön, wieder weißer Strand und megaschönes Wasser! Ich könnte zerschmelzen- Moment mal! Ich zerschmelze ja auch so schon! Naja, dann gefriere ich eben zu einem Eisblock 😉 so wie beim Einchecken in dem Büro. Brrrrrrrrrr! Aber das brauche ich euch nicht erklären, dass es kalt sein kann. Und immerhin haben die da ihre Klimanlage auf 16 Grad eingestellt. Brrrrrrr! Es weht ein ganz schöner Wind auf der Isla El Gran Roque. Dass ist nicht schlecht, das ist gut! Der Windgenarator lädt echt viel Strom rein. Wir haben heute schon 99% gehabt und dann glaub ich auch 100%. Das ist voll cool, denn wir können alle unsere elektronischen Geräte aufladen. Nach den zwei Nachtfahrten sind wir dann halt auch etwas früher ins Bett gegangen. Vorher sind wir noch beim Italiener Sushi essen gegangen. (J) Lecker! Das beste Sushi, das ich kenne. Der Fisch hier ist ja auch wirklich ganz frisch. In der Früh sind wir auch so mit der Zeit aufgestanden und haben gefrühstückt. Dann sind wir an Land gefahren und sind einchecken gegangen (fertig einchecken! L  ). Die Behörden haben angeblich einen Fehler in unseren Papieren entdeckt und haben uns etwas Geld abgeknöpft, damit sie das angeblich für uns in Ordnung bringen können. Mama handelt sie noch runter und Schwups, sind wir hoch offiziell in Venezuela einklariert. Dann haben wir noch so ein voll cooles Geschäft gesehen, aber da sind wir nicht rein, weil Papa keinen Bock gehabt hat. Wir sehen uns noch ein bisschen die Insel an. Die Strände sind weiß, das Wasser türkisblau. Ansonsten ist es hier eher kahl, aber es gibt viele Kakteen. Die Leute sehen ganz anders aus, wie auf Grenada, mehr so wie Indianer und sie sprechen kein Englisch sondern Spanisch. Den Leuten hier geht es momentan nicht so gut. Ihr Geld ist fast nichts mehr wert. Wir haben 100 USD gewechselt und haben 65.000 Bolivar bekommen. Das sind so viele Scheine, dass sie nicht in eine Brieftasche passen. Ein Brot und zwei süße Kokosweckerln kosten auch nur 300 Bolivar, also ca. 0,5€. Für uns ist das echt günstig.

    Wir dürfen 15 Tage im Nationalpark der Los Roques bleiben und wollen uns noch die unbewohnten Inseln ansehen, wo es kein Internet gibt. Dafür können wir ganz viel Schnorcheln und Papa Oktopus fangen.

    Ich muss jetzt leider echt aufhören, weil mir gleich die Hand abfällt und ich schon voll lange am Schreiben bin, weil ich das mit dem Schnellschreiben noch nicht kann. L Aber ich hoffe, dass dir mein erster Sailnessbrief gefällt!

    Mit lieben Grüßen aus der manchmal kalten Karibik!

    Ende!                                   Geschrieben von:  SANNA ELISA KABAS

    Insgesamt  926  Wörter.

     

     

     

     

     

                            

  • 11/2015“... ...”
  • Karibische Zielerreichung


    Nur auf Gott vertrauen, dass man seine Ziele erreicht, bringt uns diesen nicht unbedingt näher. Erfahre hier, was ein cooler, karibischer Pastor seinen Schäfchen lehrt, damit sich ihre Wünsche in die Tat umsetzen.

     

    Letzte Woche hatten wir ein ganz spezielles Erlebnis. Mit einem Kärntner Freund, der auf Grenada lebt, besuchten wir eine Messe. In einem ganz normalen Wohnhaus in der Hauptstadt St. George´s gingen wir in den ersten Stock hinauf, wo ein größerer Saal als Kirche genutzt wird. Hätte sich nicht beim Eingang ein Schild befunden, hätten wir nicht gewusst, dass wir in einem Gotteshaus wären. Der Raum war hell, ganz ohne Prunk, die Sonne schien durch die Fenster und es war ordentlich heiß. Wie alle anderen wurden wir herzlich von der Pastorenfrau begrüßt und nahmen Platz. Dass wir die einzigen Weißen im Raum waren, irritierte niemanden. Ein ganz junger, brasilianischer Pastor ging durch die Reihen und begrüßte jeden persönlich. Dann wandte er sich nach vorne und es ging los. Er holte Luft und begann mit seinem brasilianischen Temperament in einem Wahnsinnstempo zu sprechen. Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob ich mich bei einem Rappkonzert oder in der Kirche befand. Die Gläubigen gingen mit, antworteten im Gleichklang und man konnte die gemeinsame Kraft spüren. Mit geschlossenen Augen, fast in Trance, rezitierte der Pastor vor seinen Schäfchen. Diese gingen voll ab, streckten die Hände in die Höhe, hielten Zettel in den Hände, auf die sie ihre innersten Wünsche geschrieben hatten. Verstehen konnte ich leider nichts mehr, da es viel zu schnell war. Macht nichts, es war äußerst eindrucksvoll, völlig anders als bei einer Messe zuhause. Ein ganz spezielles Erlebnis eben. Nachdem sich die erste Ekstase gelegt hatte, predigte der Pastor, ließ sich die wichtigsten Passagen von seinen Schäfchen wiederholen, stellte eine Frage und sie da, alle antworteten brav. In Europa, unmöglich. Trotzdem Kulturunterschied enthielt seine Predigt drei Elemente, die eine fundamentale Wahrheit enthalten.

     

    - Hör auf mit deinen Ausreden!

    - Steh auf!

    - Mache deine ersten Schritte!

     

    Sailness® Tipp

    Nur positiv zu denken, Gott oder wem auch immer die ganze Verantwortung abzugeben oder rein ans Schicksal zu glauben, reicht eben nicht aus, um an seine Ziele zu kommen. Obwohl ich keiner Religion angehöre, hat es der Pastor für mich auf den Punkt gebracht, und ich habe mir überlegt, wo ich des Öfteren Punkt 1 strapaziere. J Hat man ein Ziel vor Augen, ist es nicht notwendig, von Anfang an alles richtig zu machen, denn sonst kommt man über die Träumer- bzw. Planungsphase seines Unterfangens nicht hinaus. Erste, kleine Schritte zu setzen, auszuprobieren, reflektieren und optimieren. So kommen wir an unsere Ziele. Probiere es einfach aus!

     

    Alle Menschen haben die Anlage, schöpferisch tätig zu sein. Nur merken es die meisten nie. (Truman Capote)

     

     

  • 10/2015“... ...”
  • Piraten und die Schönheit der ...


    Piratengefahr oder Karibikfeeling? Der Erfolgsschlüssel für alle Gestalter des Lebens.

    Jetzt haben wir schon unzählige Langfahrtensegler kennen gelernt, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Amerikaner, die „nur“ gemütlich durch die Karibik tuckern, „echte“ Segler, die niemals unter Motor fahren, Einhandsegler, Abenteurer, Familiensegler,… Bei jeder neuen Bekanntschaft interessiert mich eines ganz besonders: der innere Antrieb, der Menschen dazu bewegt, das „sichere“ Leben für einen bestimmten Zeitraum aufzugeben und sich den Naturgewalten der Ozeane zu stellen.

    Die meisten der Segler sind aufgeschlossene, neugierige Menschen, die sich Herausforderungen stellen und Freude am Entdecken neuer Inseln, Kulturen und Menschen haben. Es gibt aber auch jene, die vor zuhause „weglaufen“, frei nach dem Motto „Immer nur hackeln, jeden Tag dasselbe und besser wird es auch nicht.“ Diese Segler sind auf der Suche nach einem besseren Leben, als sie es in ihrem Heimatland hatten. Wollen mehr Ruhe, weniger Arbeit, mehr Freundlichkeit, weniger Energieräuber, mehr Wirtschaftswachstum,… Aber das ist so eine Sache, denn sich selbst nimmt man auch auf einer Reise immer mit. Wir haben einige dieser Nörgler getroffen und ein wenig (!!!) Zeit mit ihnen verbracht, denn das faszinierende Palermo ist ihnen zu dreckig, die karibischen Inseln wimmeln nur so von lästigen Boatboys, den heutigen Piraten der Karibik. Da geht uns bald der Gesprächsstoff aus. Viel lieber unterhalten wir uns mit Seglern aus verschiedenen Nationen, die voll Stolz und trotzdem manchmal kritisch von ihrem Heimatland erzählen, deren Augen leuchten, wenn sie von ihren neuen Erfahrungen in der Karibik berichten. Die bei einem Hoppala so richtig über sich selbst lachen können und sich schon auf die nächste Insel freuen.

    Sailness® Tipp

    Piraten oder die Schönheit der Welt? Zum Glück haben wir es in der Hand, wie wir die Welt sehen wollen. Wir haben die Wahl, die jedoch nicht erst in unserer Heimat beginnt, sondern in uns selbst. So wie wir uns sehen, sehen wir unsere Umwelt, die Vergangenheit und natürlich unsere Zukunft. Welche Chance, uns die Prioritäten unseres Lebens aussuchen zu können! Ein wahrer Erfolgsschlüssel zum Gestalten des eigenen Lebens. Diese Einsicht, Neugier und ein Patzen Humor, der uns davor bewahrt uns allzu wichtig zu nehmen, sind der Motor für neue Projekte. Sie lassen uns haarige Situationen bewältigen, Meilensteine überwinden und uns über uns hinaus wachsen.

    Machen wir es wie das Pärchen am Foto. Sie rückt extra die Kiste zurecht, damit das Licht für mich zum Fotografieren besser ist und landet prompt mit dem Hintern im Wasser. Das Ergebnis, Lebensfreude pur!

    Zum Glück kann man vor sich selbst nicht weglaufen. (Birgit Kabas)

     

  • Was den Erfolg noch wertvoller ...


    … und wie man andere dabei unterstützt, ihre Ziele selbst zu erreichen, das erfährt ihr in diesem Sailnessbrief.

     

    Wieder darf das Volleyballspielen der großen Seglerfamilie in Secret Harbour als Beispiel für meinen Sailnessbrief an euch „herhalten“. Irgendwann waren die Erwachsenen beim Volleyball genervt, dass die Kinder zu spielen begannen und dann spätestens nach einer halben Stunde wieder weg waren. Laufend mussten neue Teams gebildet werden und das Spiel kam nie so richtig in Gang. Daraus resultierte die Überlegung, den Wochenplan zu überarbeiten. Zwei Segler tüftelten den ganzen Nachmittag, schrieben das Ergebnis auf einen Karton und befestigten diesen am Platz. Von nun an gab es 3x Volleyball für alle, 2x nur für Erwachsene und einmal wöchentlich ein Match. Wir Erwachsenen waren mit dem Ergebnis sehr zufrieden, konnten Rico und ich nun 5-6x in der Woche spielen. Plötzlich sahen wir Emma, ein 16-jähriges Mädel, wie einen Schlosshund heulen. Völlig verzweifelt gestand sie uns, dass sie auch bei den Erwachsenen mitspielen und weiter lernen möchte. Sie erzählte uns, dass sie bereits seit 5 Jahren am Boot lebte und bis jetzt nie so richtig Sport machte, nur Schwimmen und Wandern eben. Nun hatte sie das Volleyballspielen für sich entdeckt und möchte nur noch spielen. Die Jugendlichen kamen sich völlig überrumpelt vor und waren beleidigt, dass sie beim Planungsprozess nicht involviert waren. Also gab es eine Sitzung, bei der alle Beteiligten an einem Tisch saßen und die unterschiedlichen Erwartungen und Wünsche klärten. Was war das Ergebnis? Der Plan wurde im Großen und Ganzen beibehalten und nur um Trainingstermine für die Jugendlichen ergänzt. Nun entstand ein ganz neuer Spirit am Platz. Die Teenies wollten es uns Erwachsenen so richtig zeigen. Sie trainierten, waren nach der Schule die ersten am Platz und spielten am Abend bei Scheinwerferlicht noch immer - und das sieben Tage die Woche. Nach einer Woche servierten uns die 12-17 Jährigen so richtig ab. Wir hatten einfach keine Chance. Trotz Niederlage freute ich mich riesig für sie, denn dieser Wille, der Spaß und das Gefühl, sich etwas so richtig erkämpft zu haben, schloss sie fest zusammen und machte sie erfolgreich.

    Sailness®-Tipp

    Ich überlege mir, was dies für unsere Kinder und Jugendlichen im Allgemeinen bedeutet. Viele haben alle Möglichkeiten und Chancen der Welt und nutzen keine einzige davon. Wie gut ist doch das Gefühl, sich etwas selbst erarbeitet oder erkämpft zu haben. Wie viel lohnenswerter ist ein Ziel, das man mit etwas Widerstand erreicht hat. Als Mutter und Lehrerin meiner Tochter stelle ich mir zusätzlich die Frage, ob wir unseren Kindern so viel Gutes tun, indem wir ihnen den Weg permanent (nach unseren Vorstellungen) ebnen oder es nicht manchmal besser wäre, sie selbst für ihre Ziele einstehen zu lassen. Kurzfristig gedacht, ist es nur allzu verständlich und liebevoll gemeint, ihnen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, doch langfristig betrachtet, lässt sie das nicht wachsen. Manchmal, glaube ich, müssen wir uns im Moment etwas zurücknehmen. Nach der ersten Wut der Seglerkinder, waren sie stolz, mit den Erwachsenen als gleichwertige Partner an einem Tisch zu sitzen und an einer Lösung zu arbeiten. Ihr Selbstvertrauen wuchs, sie trainierten und wollten es uns so richtig zeigen, was ihnen auch haushoch gelang. J

    Wie kann man also Menschen auf dem Weg zu ihren Zielen unterstützen?

       - Zuhören

       - Ernstnehmen (egal wie alt sie sind)

       - Fragen stellen

       - Gemeinsam an Lösungen arbeiten (und dabei nicht immer als erstes was vorschlagen)

       - Neugierig sein, welche kreativen Lösungen herauskommen und welche Dynamik sich in der Umsetzung entwickelt

    Ich wünsche uns viel Freude beim Entdecken neuer Talente und kreativer Lösungen. Natürlich bin ich immer neugierig, was mit meinen Briefen passiert, also schick mir deine Erfahrungen. Ich freue mich auch immer sehr über Rückmeldungen zu meinen Sailnessbriefen und bedanke mich bei meinen treuen Lesern dafür.

    Ein kleiner Schlüssel, der nur wenige Gramm wiegt, kann einen Tresor öffnen, der viel Tonnen wiegt. (Unbekannt)

     

  • 09/2015“... ...”
  • Nice try! Netter Versuch!


    Wie man über sich hinauswächst und selbst durch misslungene Versuche immer besser wird.

    Seit einigen Wochen spielen wir in Secret Harbour, im Süden Grenadas, dreimal wöchentlich Volleyball. Unzählige Jachten liegen in dieser Bucht, viele davon sind Familiensegler und seit Jahren unterwegs. Die meisten davon kommen aus den USA, Neuseeland oder Australien. Es ist also nicht sehr schwer zu erraten, dass am Volleyballfeld ausschließlich Englisch gesprochen wird. Somit wird nicht nur unsere sportliche Leistung besser, sondern zeitgleich auch das Englisch. Kinder und Erwachsene spielen gemeinsam stundenlang und haben richtig Spaß miteinander. Egal wie gut man spielt, jeder ist willkommen.

    Besondere Fortschritte macht Sanna, die vorher noch nie richtig Volleyball gespielt hat. Am Anfang wusste sie gar nicht, wie sie den Ball wieder auf die andere Seite des Spielfelds befördern sollte, doch der Zuspruch und die gute Stimmung am Feld ermöglichten Fortschritte mit Siebenmeilenstiefeln. Nicht nur jeder gelungene Spielzug wird bejubelt, sondern auch besonderer Einsatz oder erste Versuche. Gelingt der Aufschlag doch nicht ganz, heißt es: „Nice try!“ – „Netter Versuch!“

    Dies ist jedoch nicht zynisch gemeint, wie im Deutschen so nach dem Thema „Ja, netter Versuch, geklappt hat´s aber trotzdem nicht“, sondern aufmunternd, bestätigend wie „Toller Versuch! Weiter so!“ Und siehe da, genau so funktioniert es! Ich habe die Kids beobachtet, die sich  nicht für den misslungenen Wurf schämten, sondern übers ganze Gesicht grinsten, weil ihr Bemühen sichtbar wurde und sich das nächste Mal noch mehr anstrengten. Für mich ist es ein reines Lernfeld, denn Kinder, die im Turnunterricht wahrscheinlich spätestens in der zweiten Stunde als völlig untalentiert eingestuft werden würden, wachsen über sich hinaus, schlagen die unglaublichsten Bälle zurück, die mit voller Wucht übers Netz prallen. Sie tanken Selbstvertrauen, strahlen übers  ganze Gesicht und sind irrsinnig stolz auf sich. Mit dem Selbstvertrauen wächst natürlich auch die Leistung und die Ergebnisse werden immer besser.

    Sailness-Tipp

    So funktioniert Weiterentwicklung: mit Begeisterung und Bestätigung – nicht nur der Ergebnisse sondern auch der Versuche. Egal was wir Neues versuchen, gerade am Anfang sind wir unsicher, wagen uns in kleinen, zaghaften Schritten vorwärts. Werden diese zarten Bemühungen registriert und positiv verstärkt, kann aus dem Pflänzchen ein starker Baum wachsen. Lasst uns jedoch nicht nur die Bemühungen anderer Personen wahrnehmen und unterstützen, sondern auch unsere eigenen. Also beim nächsten Versuch, gelungen oder nicht, heißt es dann: „Hey, toller Versuch! Weiter geht’s.“

    Niemand weiß, was er kann, bevor er es versucht. (Publilius Syrus)

     

  • 08/2015“... ...”
  • The Cult of Less


    Wovon haben die Leute auf Tobago mehr als wir? Mehr Lachen, Zeit und keine Einsamkeit.

    Tobago, die schönste der Karibikinseln. Das ist sie zumindest für uns. Im Süden gibt es etwas Tourismus, Hotelanlagen und verschiedene Geschäfte. Vor allem die Einwohner von Trinidad verbringen den Urlaub, auf „ihrer“ Ferieninsel, Weiße sieht man nur selten. Je weiter man sich in den Norden begibt, desto mehr Natur und weniger Infrastruktur findet man vor. In Charlotteville, einem 1.800 Seelenort, der von wahren Traumbuchten und herrlich grünem Regenwald eingerahmt ist, gibt es ein paar Minimarts, sogenannte Tante Emma Läden. Hier kann man Reis, Nudeln, Zucker und ein paar Dosen kaufen, manchmal gibt es ein wenig Obst und Gemüse, that´s it. Am Strand, dem Fußballfeld und vor den Häusern findet das soziale Leben statt. Die Menschen haben nicht viel, aber sie haben Zeit sich zu unterhalten. Die Kinder spielen miteinander, Hunde und Hühner laufen zwischendrin herum und überall hört man Lachen. In den Gärten wachsen Mangobäume, Bananenstauden oder Sträucher mit Sternfrüchten. Ein paar Leute haben ein Auto, die meisten nehmen aber den Bus, der regelmäßig in die Hauptstadt fährt, um ihre Angelegenheiten zu regeln oder etwas mehr einzukaufen. Das Kommunikationszentrum des Dorfes ist die Bücherei, die zwei Computer und freies Internet hat. Menschen aller Altersklassen kommen hierher, um zu lesen, im Internet zu surfen oder einfach die Tageszeitung durchzublättern. Es herrscht eine sehr angenehme Stimmung, Kinder zeichnen, kichern leise und kommen freiwillig in den Ferien in die Bibliothek. Die Menschen auf Tobago leben sehr einfach, doch haben sie eines, sie leben gemeinsam und nicht einsam.

    Sailness Tipp

    „The Cult of Less“ heißt eine Bewegung junger, internetaffiner Leute, die ihr Glück im Weniger suchen. Einer der Vorreiter von ihnen ist Michael Kelly Sutton, der seinen ganzen Besitz im Internet aufgelistet hat. Derzeit besitzt er 126 Dinge, vom Flaschenöffner über das Poloshirt bis hin zum Laptop. Acht seiner Besitztümer stehen derzeit zum Verkauf. Wow! „Ich habe festgestellt, dass mehr Krempel auch mehr Stress bedeutet“, sagt Sutton. Der Wachstumskritiker Niko Paech von der Uni Oldenburg spricht gar von einem Konsum Burn Out. Unser Leben ist so vollgestopft mit Produkten, doch es fehlt uns die Zeit dafür. Nur wenn die Produkte einen Nutzen erzeugen, kann der Konsum unsere Zufriedenheit steigern. Wieder einmal bin ich froh, auf unserem kleinen Schiff zu leben, dessen Minibad in fünf Minuten blitzblank sauber ist und der Boden in zwei Minuten glänzt. Sachen haben wir trotzdem mehr als genug, und es wird Zeit das eine oder andere für den Bootsflohmarkt am Sonntag herzurichten, denn weniger Krempel bedeutet auch hier mehr Zeit für Familie, Freunde und Dinge, die uns wirklich wichtig sind.

    - Achte beim nächsten Einkauf darauf, ob du bloß ein weiteres Produkt im Einkaufswagerl hast oder es einen wirklichen Nutzen birgt.

    - Überlege, welche Besitztümer, deine Zeit stark binden, die du lieber auf andere Weise verbringen würdest. Und dann? Weg mit dem Ballast, hin zu dem was dir echt wichtig ist.

    Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des Lassens: Zulassen - Weglassen - Loslassen. (Ernst Ferstl)

     

  • Moment mal!

    Wie man Glücksmomente so richtig auskosten und als wertvolle Erinnerung für den Alltag speichern kann.

    Das türkisblaue Wasser des Buccoo Reefs zauberte uns bereits beim Landeanflug ein Lächeln auf die Lippen. Noch im Flieger sahen wir uns schon im Wasser schnorcheln und die Unterwasserwelt erkunden. Also wagten wir den Schritt und fuhren ganz vorsichtig mit GPS, Karte und der sogenannten Augapfelnavigation (d.h. ich stehe vorne am Bug und halte nach Korallen oder Steinen Ausschau) ins Riff ein. Ein bisschen aufgeregt bin ich bei solchen Aktionen immer, weiß man doch nicht, ob die Seekarten ganz genau verzeichnet sind. Wir werfen den Anker, genießen erstmal das Panorama, die verschiedensten Blau- und Türkistöne der Karibischen See. Wow, was für ein Anblick! Der schönste Teil des Riffs ist allerdings so seicht, dass wir mit unserem Segelschiff nicht hineinfahren können. Wir beobachten die bunten Ausflugsboote, die mit ihren Glasböden zu den schönsten Fleckerln des Innenriffs fahren. Dann warten wir bis alle weg sind, hüpfen ins Dinghi (Beiboot) und düsen los. Mir fehlen die Worte, um diese Schönheit zu beschreiben. Rechts von uns taucht eine Schildkröte unter, links von uns sehen wir einen Rochen elegant durchs Wasser schweben. Tja, und ich schwebe im 7. Himmel. Vorsichtig fahren wir um die gefährlichen Korallenbänke herum, die Wellen brechen und wir tasten uns langsam durchs seichte Wasser vor bis zum sogenannten „Nylonpool“. Das Wasser wird hier ruhig und unter uns liegt feinster, weißer Sand, als wir den Anker werfen. Nun aber nichts wie rein ins türkise Wasser. Wir schnorcheln mit Fischen um die Wette, finden die großen Conchmuscheln und genießen das unglaublich warme Wasser. Sanna macht einen Handstand nach dem anderen, wir blödeln rum und sind mitten in unserem karibischen Traum gelandet. Dieser Augeblick ist so wunderschön, so einzigartig, dass ich ihn unbedingt in seiner Gesamtheit in meinem Gedächtnis speichern will.

    Sailness Tipp

    In unserer Kultur wird viel Aufmerksamkeit auf negative Erlebnisse gelegt, diese werden in Gedanken oft wiederholt und in Gesprächen thematisiert. Positive Erfahrungen werden hingegen häufig als „normal“, also nichts Besonderes wahrgenommen. Wie schafft man es also solche Glücksmomente richtig auszukosten und so abzuspeichern, dass sie auch unseren Alltag bereichern? Voraussetzung für das Auskosten ist das aufmerksame Wahrnehmen und die anschließende Reflexion, was um mich herum und in mir geschieht. Unser Blick richtet sich also nach außen, auf die Situation und auch nach innen, auf das positive Glücksempfinden. Wie schafft man es sich Dinge nicht nur schön zu malen,  sondern durch ausgekostete Glücksmomente unserem Leben noch mehr Sinn und Bedeutung zu geben? Hier zwei Tipps dazu:

    - Das Positive mitteilen Seine positiven Momente mit anderen zu teilen ist der große Glücksverstärker, der alles Positive nachhaltig vertieft und erweitert. Dabei ist es wichtig, diese mit jemandem zu teilen, der uns wohlgesonnen ist und nicht nur mit einem halben Ohr zuhört.

    - Erinnerungen schaffen Damit ist nicht das Fotografieren und Filmen einer Situation gemeint, sondern vielmehr das bewusste Wahrnehmen aller Details. Je mehr Sinnesorgane wir aktivieren, desto intensiver bleibt die Erinnerung. Wir können den Glücksmoment jederzeit Revue passieren lassen und sind sofort wieder in einer guten Stimmung.

    Manchmal braucht man die Erinnerung um Tage mit Freude zu füllen. (Heidi Maria Artinger)

  • 07/2015“... ...”
  • 365 Tage gelebter Traum


    … und, ist es wirklich so schön, wie ihr es euch vorgestellt habt? Diese Frage wurde mir sehr oft in Österreich gestellt und regte mich zum Nachdenken an. Seit 365 Tagen sind wir nun unterwegs. Genau vor einem Jahr haben wir in Italien die Leinen gelöst, Abschied mit unseren Lieben gefeiert und uns auf ins Unbekannte gemacht. Achtzehn Länder haben wir bereist und unzählige, wunderschöne Inseln für uns entdeckt. Wir haben nun über 8.500 Seemeilen auf unserem Buckel und so manches haarige Abenteuer bestanden. Das sind aber nur die Fakten unserer Reise. Was hat sie für uns nun wirklich so besonders gemacht, dass wir uns auf ein zweites Jahr freuen?

    Wir haben endlich Zeit miteinander, lachen viel mehr und reden wirklich über die Dinge, die uns bewegen. Gemeinsam entdecken wir unterschiedlichste Länder, lernen spannende Leute kennen und verinnerlichen, dass es wirklich verschiedenste Weisen gibt, sein Leben zu leben. Wir sind für unser Leben ganz alleine verantwortlich, checken das Wetter, wiegen Gefahren ab und treffen Entscheidungen, für die nur wir ganz alleine die Verantwortung tragen. Enrico, unser Jäger und Sammler, versorgt uns mit den leckersten Lebensmittel, pflückt Mangos, Bananen und Kokosnüsse, taucht nach Langusten, Bärenkrebsen, fängt große und kleine Fische. Wir haben viel weniger Geld als in Österreich zur Verfügung, haben aber auch gemerkt, dass man viel weniger Materielles braucht, dass es nicht immer das Neueste oder Schönste sein muss, um glücklich zu sein. Viele Dinge unseres Traums kann man sich ohnehin nicht mit Geld kaufen, einen Sprung ins türkisblaue Nass gleich nach dem Aufstehen, eine bunte Unterwasserwelt beim Schnorcheln in der Nacht oder Zeit mit Freunden, ohne auf die Uhr zu sehen. Ich bin dankbar Sanna unterrichten zu dürfen, ihre Stärken und Interessen zu fördern, anstatt nach Schema-F und mit viel Druck „Lernerfolge“ zu erzielen.

    … und was sind unsere Träume fürs nächste Jahr? Reiseziele abseits des Mainstreams, noch mehr Kontakt mit den Leuten vor Ort, lebendige Schule mit viel Begeisterung und spannenden Lerninhalten, mein Spanisch aufpolieren, Reisen ins Landesinnere…

     

    Sailness-Tipp

    Reflexion funktioniert nicht nur indem man sich überlegt, was man alles besser machen kann in seinem Leben. Wirklich inspirierende Weiterentwicklung passiert über seine Träume und deren Umsetzung in die Realität. Dabei ist es wenig hilfreich, sich (nur) mit seinen Schwächen und Defiziten auseinander zu setzen. Viel mehr erreicht man, wenn man sich überlegt, auf was man stolz ist, was gut geklappt hat und wovon man unbedingt noch viel mehr im Leben haben möchte.

     - Also, wovon möchtest du unbedingt noch mehr im Leben haben?
    -  Wie kannst du dies in dein Leben einbauen?

    Nimm dir Zeit einen Augenblick Zeit, diese beiden Fragen zu überlegen, du wirst sehen, es lohnt sich.

    Du siehst Dinge und fragst „Warum?“, doch ich träume von Dingen und sage „Warum nicht?“ (George Bernard Shaw)

     

     

  • 06/2015“... ...”
  • Innere Reise


    Nach knapp einem Jahr des Reisens geht es für sechs Wochen wieder retour nach Österreich. In unserem Gepäck haben Sanna und ich nicht nur ein paar karibische Mitbringsel, sondern vor allem viele Erlebnisse und Erfahrungen. Wir freuen uns auf zu Hause, unsere Familie, die Freunde, vertraute Orte und Köstlichkeiten. Trotzdem ist die Heimreise eine spannende Zeit. Durch unsere Erlebnisse sehen wir vieles in einem anderen Licht, betrachten so manches mit etwas mehr Distanz. Wie stark hat uns die Reise verändert? Wie gehen wir nun mit den Herausforderungen des engen Zusammenlebens in einer Kleinstadt um? Viele Fragen treten auf und geben Anlass zum Nachdenken über die innere Reise im letzten Jahr. Bereits Sokrates fragte: „Was wunderst du dich, dass deine Reisen dir nichts nützen, da du dich selbst mit herumschleppst?“ Daher gilt es für uns nicht nur fremde Länder zu erkunden, sondern uns auch den persönlichen Herausforderungen zu stellen.

    Sich selbst nimmt man immer mit, egal wohin man geht. Daher sind auch die eigenen Themen, Konflikte und Herausforderungen überall auf der Welt sehr ähnlich. Dies war uns schon vor Beginn unseres Segelabenteuers bewusst. Daher haben wir unser Augenmerk darauf gelegt, unsere Lebensknoten eher zu lockern als noch mehr fest zu zurren. Nach dem Selfness-Prinzip, jeden Tag bewusst zu leben, seine Potenziale zu nutzen und die persönlichen Grenzen zu achten, sind wir nicht nur durch die Welt gesegelt, sondern uns selbst ein Stückchen näher gekommen. Ich bin z.B. ein Mensch, der mehr auf die Bedürfnisse der anderen achtet und stets bestrebt ist, dass es meinem Umfeld (sehr) gut geht. Der Vorteil der Reise ist es, dass mich von unseren neuen Bekanntschaften niemand kennt. Keiner stellt also Erwartungen an mich, und so ich bin frei, neue Verhaltensweisen auszuprobieren. Schritt für Schritt habe ich ausgetestet, wie viel ich geben möchte, wo meine Verantwortlichkeiten und Grenzen liegen. Durch Beobachten und Ausprobieren habe ich herausgefunden, wie ich diese ziehen kann, sodass es mir gut geht. Als Lehrerin, Köchin, Proviantiererin, Skipperin, Mutter, Ehefrau und Freundin, habe ich gelernt, mir rechtzeitig eine kleine Auszeit zu nehmen und dabei das ungewaschene Geschirr, das schon beachtliche Ausmaße in der Spüle angenommen hat, zu ignorieren.

    Unsere Sicht ist viel klarer geworden. Wir sehen, wo es echtes Interesse und eine Beziehung auf Augenhöhe gibt. Wir müssen uns auch nicht mehr so stark abgrenzen von außen, weil wir gelernt haben, noch mehr auf unser Gespür zu achten und uns zu fragen: Was möchten wir gerne tun? Mit wem möchten wir gerne unsere Zeit verbringen? Wer sollen unsere Geschäftspartner sein?

    Sailness-Tipp

    Der Vorteil einer inneren Reise ist, dass wir sie jederzeit antreten können. Stell dir vor, du bist selbst unterwegs, niemand kennt dich, und du kannst ganz du selbst sein, wie du es immer schon wolltest.

    - Wie würdest du dich verhalten, wenn du ganz frei handeln könntest?

    - Was würdest du als erstes abstellen?

    - Wer tut dir gut? Mit wem möchtest du mehr Zeit verbringen?

    - Was wolltest du immer schon mal machen?

    Der kürzeste Weg zu sich selbst führt um die Welt herum. (Hermann Keysering)

     

     

  • 05/2015“... ...”
  • Eine bunte Mischung


    Wir verbringen vor unserer Überfahrt nach Trinidad noch einige Tage in der Prickly Bay, Grenada. Sie ist gut geschützt, hat tolle Versorgungsmöglichkeiten und ist daher ein beliebter Treffpunkt für Langfahrtensegler. Einigen gefällt die Bucht so gut, dass sie gar nicht mehr weitersegeln, sondern Teil der schwimmenden Schrebergarten-Community werden. Davon sind wir weit entfernt, genießen aber das bunte Flair der Seglergemeinschaft vor Ort. Immer mehr Schiffe gehen Ende Mai in hurrikansichere Gebiete wie Grenada, Trinidad oder Curracao. Schiffe werden aus dem Wasser gehoben, Reparatur- und Wartungsarbeiten durchgeführt. Manche Crews fliegen für die kommenden sechs Monate zurück in ihre Heimat, andere unternehmen Reisen in fremde Länder oder leben an diesen geschützten Orten weiterhin an Bord bis die nächste Segelsaison Anfang November beginnt. Verteilen sich die Segler in den Wintermonaten über die vielen kleinen Inseln quer durch die Karibik, nimmt zu Beginn der Hurrikanzeit die Zahl der Segeljachten in den sicheren Buchten der südlichen Karibik zu. Man trifft bekannte Segler wieder und schließt neue Freundschaften.

    So ging es uns auch in der Prickly Bay. Von weitem sahen wir auf einer riesigen, wunderschönen, dunkelblauen Beneteau 57 die österreichische Flagge wehen und fuhren gleich mal vorbei um Hallo zu sagen. Die Freude, Österreicher zu treffen, wurde erwidert und wir verabredeten uns gleich auf einen Kaffee. Sanna, die ihre Liebe zum Kochen entdeckt hatte, steuerte einen unglaublich guten Apfelstrudel dazu bei. Der Kaffee auf der SY-Themi 50 (Schiffsname) dauerte eine ganze Weile. Es gab so viel zu besprechen, dass er gleich in den Sundowner in der Tiki Bar überging. Dort trafen wir unsere jungen Schweizer Freunde von der SY-Moro wieder. Zwei außergewöhnliche junge Leute, die bereits Anfang 20 auf die Reise zu sparen begannen und sich voriges Jahr ihren Traum mit einer Jeanneau 43 verwirklichten. Roger, der bei einem Motorradunfall ein Bein verloren hatte, sprudelte wie immer nur so von Lebenslust und sofort war Stimmung und Gelächter am Tisch.

    Zu uns gesellte sich noch ein Schweizer Pärchen, das mit ihrem 9m langen (oder besser gesagt kurzen) Segelboot sieben Jahre unterwegs und schon einmal rund um die Welt gesegelt ist. In ihren viel zu weiten Klamotten, die schon viele Sonnenstunden gesehen hatten, wirkten sie etwas zauselig neben der österreichischen Zahnärztin und ihrem Ehemann, dem Privatier. Eine wahrlich bunte Mischung, die sich wohl unter anderen Umständen niemals an einem Tisch eingefunden hätte. Die Gespräche waren ebenso vielfältig. Mit viel Humor berichteten Doris und Andi von ihrem Motorversagen im pazifischen Ozean, als sie tagelang in einer Flaute trieben und schließlich von Fischern für ein Päckchen Zigaretten abgeschleppt wurden. Sie gaben ihnen jedoch lieber etwas Geld, denn die letzten Zigaretten brauchten sie selbst für ihre Nerven. Wir erfuhren Neues über geplante Segelrouten, Zollformalitäten und aktuelle politische Situationen in unterschiedlichen Ländern, die wir noch gerne bereisen möchten. Jeder steuerte Geschichten bei, alle waren sie unterschiedlich, alle waren sie interessant. Zum Schluss kam noch Sannas Freund James, ein südafrikanisch-kalifornischer Junge, der als Baby an Bord kam und nun schon seit 13 Jahren am Schiff lebt. Sein Vater und ich tauschten uns über die Schule und das Unterrichten an Bord aus, während die Kids Volleyball spielten. Unterschiedlichste Leute, verschiedenste Themen und Ansätze – ein wahrlich spannender Abend.

    Sailness-Tipp®

    So unterschiedlich unsere Gesprächspartner waren, hatten sie doch eines gemeinsam – das Segeln. Und genau das ist der springende Punkt für Weiterentwicklung. Je unterschiedlicher die Zugänge, Erfahrungen und Hintergründe von Menschen zu einem Thema sind, desto bereichernder ist die Diskussion. Es ist nicht gesagt, dass sie einfach ist, jedoch sind die Lernerfahrungen ungleich größer, wie wenn man sich immer unter „seinesgleichen“ bewegt. Vor allem wenn man sich auf Neuland begibt, wo man selbst noch recht wenig Erfahrung hat, wirkt der Austausch mit anderen wie ein Beschleuniger. Viele Informationen kann man sich anlesen, aber eben nicht alles. Lebenserfahrung von unterschiedlichsten Menschen bekommt man nur durch Offenheit und persönlichen Kontakt. Gerade die Unterschiedlichkeit, die im Alltag so anstrengend sein kann, birgt einen Schatz um seinen eigenen blinden Fleck etwas schrumpfen zu lassen. So kann man von jedem ein bisschen mitnehmen und zu seiner eigenen Geschichte werden lassen.

    Eines habe ich mir gleich zu Beginn unserer Reise von einem alten Langfahrtensegler mitgenommen: „Ich rede einfach mit allen.“ (Udo Mertens)

     

     

  • To pick the right moment

    In Seglerkreisen drehen sich vor allem beim Wetter viele Gespräche darum, den richtigen Moment zu erwischen, das perfekte Wetterfenster zu nutzen und so eine sichere und wenn möglich auch angenehme Überfahrt zu haben. Oft entscheiden schon wenige Stunden, wie der Segeltag verläuft. Wetterberichte, Erfahrungen und das eigene Gespür sind dabei wichtige Entscheidungshilfen. Letzte Woche machte ich jedoch eine ganz andere Erfahrung. Wir saßen gerade beim Frühstück in der Bucht Deshaise im Norden von Guadeloupe und schauten aufs Wasser. Plötzlich rief Enrico ganz aufgeregt: „Delfine!“ Tatsächlich schwammen mitten in der Bucht vier Delfine zwischen den ankernden Schiffen herum. Wir holten den Fotoapparat und schossen unzählige Bilder. Auf Ricos Rat, sprang Sanna in ihre Schnorchlersachen und schwamm den Tieren hinterher. Irgendwann sah ich auch meinen Mann im Wasser und stand noch immer mit dem Fotoapparat am Bug der Telefine. „Eigentlich möchte ich auch ins Wasser und mit den Delfinen schwimmen“, dachte ich mir. „Doch wer macht dann Fotos von unserem Abenteuer? Ok, ich bleibe an Bord. Wahrscheinlich schwimmen sie eh gleich wieder aus der Bucht raus ins offene Meer.“ Meine zwei Lieben schwammen und tauchten sehr lange mit den vier Delfinen und ich bereute es immer mehr, nicht so spontan gewesen zu sein. „Naja, was soll´s. Morgen ist ja auch noch ein Tag. Außerdem haben wir mit unseren Schweizer Freunden ausgemacht ein Auto zu mieten, und da sind wir jetzt schon wieder spät dran.“ Natürlich berichtete Sanna ihnen gleich voll Begeisterung von ihrem Delfinausflug. Ich freute mich sehr, aber irgendwie nagte es schon an mir, dass ich nicht mit war. Am nächsten Tag kamen die Delfine etwas später, und wir wollten noch eine lange Tour auf den Vulkan Soufriere mit dem Mietauto machen. Also verschob ich es auf einen Tag danach. Da war es dann sehr windig und deshalb recht wellig in der Bucht. Naja, einen Tag sind wir ja noch da, dann kann ich mit den Delfinen schwimmen. Jetzt kannst du dir wahrscheinlich schon vorstellen was passiert ist. Genau, die Delfine sind an diesem Tag nicht gekommen. Ich Hirni! Hab ich mir doch diese einzigartige Gelegenheit entgehen lassen, mit freilebenden Delfinen rund um unser Boot zu schwimmen. Und das alles nur für irgendwelche fadenscheinige Argumente, die mein Gehirn in dem Moment ausgespuckt hat. Was wäre passiert, wenn wir erst 15 Minuten später losgefahren wären? Gar nichts. Hätte der Wind und die paar Wellen das Vorhaben massiv beeinträchtig?  Eindeutig nicht. Wären unsere Freunde verärgert gewesen, wenn sie noch ein paar Minuten länger auf uns gewartet hätten? Nein. Ok, es gibt keine logische Erklärung. Also, was mache ich das nächste Mal, wenn ich eine einzigartige Gelegenheit habe? Ich vergesse ganz schnell alle „vernünftigen“ Einwände und stürze mich ins Abenteuer.

    Sailness® Tipp

    Manche Gelegenheiten bietet das Leben halt nur einmal. Erfahrungen, von denen man sein ganzes Leben zehrt. Bin ich deshalb jetzt traurig aufgrund der verpassten Gelegenheit? Ein kleines bisschen schon. Vor allem aber bin ich dankbar für diese Lernerfahrung, denn beim nächsten möglichen Highlight wird meinem Gehirn auch die Delfingeschichte einfallen und dann weiß ich, wie ich mich entscheiden werde. Ich werde auf mein Gespür achten und den richtigen Moment nutzen.

    - Welche Erfahrung könnte dir dabei helfen, den richtigen Moment zu erkennen und zu ergreifen?

    Überlege, was Dich aufblühen lässt. Dem gehe nach. (Ulrich Schaffer)

  • 04/2015“... ...”
  • Das Verweiltraining

    Von Grenada nach Puerto Rico in drei Wochen. Zugegeben ist die Segelstrecke mit ca. 400 Seemeilen nicht die längste, doch liegen ja zahlreiche wunderschöne Inseln am Weg, die entdeckt werden möchten. Natürlich haben wir diverse Stopps eingelegt, sind rund um Pidgeon Island, einem der Lieblingstauchreviere von Jacque Costeau getaucht, haben eine Inselrundfahrt in Dominica gemacht und eine Privatführung in der Rhum Bielle Destillerie auf der Insel Maria Gallant bekommen. Wir sind also stundenlang gesegelt, angekommen, haben was angesehen und sind wieder weitergesegelt. Ach ja, nebenbei haben Sanna und ich Schule gemacht. Meist während des Segelns, in jeder erdenklichen Schräglage, haben wir den Stoff für das erste Gymnasium gebüffelt, solange dies irgendwie möglich war. Der Abend hat dann uns und unseren Freunden von der Patchwork gehört. Wir haben meist gemeinsam gekocht, gespielt und gequatscht, bis alle müde ins Bett gefallen sind. Da kommen in der kurzen Zeit ganz schön viele Eindrücke zusammen, die ja auch verarbeitet werden wollen. Irgendwann am Weg in den Norden hatte ich genug von der Seglerei und unserem Nomadentum im Highspeedmodus. Ich hatte einfach keine Lust mehr auf eine längere Segelstrecke. Zum Glück waren Abstimmungsprozesse im Team nie ein Problem und so wurde mein Vorschlag, „nur“ die 15 Seemeilen auf die Insel Calebra zu segeln, gleich aufgenommen. In drei Stunden waren wir vor Ort, lagen an der Boje, geschützt hinter dem Riff und genossen die unterschiedlichen Blau- und Türkistöne des Wassers. Geli und ich hockten stundenlang am Vorschiff und konnten uns an den vielen Schildkröten gar nicht sattsehen. Wir ließen die Seele baumeln und freuten uns über jedes Tier, das kurz den Kopf aus dem Wasser streckte, uns den beachtlichen Panzer zeigte und dann wieder zum Seegrasteppich abtauchte. Bewusst haben wir die Route und das Tempo gewählt, um so viel Zeit wie möglich mit unseren Freunden zu verbringen. Sehnsüchtig haben wir trotzdem auf ein bisschen mehr Zeit zum Verweilen geblickt und mit diesem Erlebnis einen kleinen Vorgeschmack davon bekommen. Zuhause haben sich viele gefragt, wie ich es schaffe, so viel zu machen. Haben sich über mein Arbeitspensum gewundert und sich gleichzeitig gefragt, was ich wohl während der Reise machen werde und ob es mir nicht zu langweilig sein würde. Und genau das ist der Reiz, weniger zu machen, dafür intensiver zu (er)leben. Nach der Rückkehr von Puerto Rico in den Süden wurden wir gleich mit dem Verweilen konfrontiert. Am letzten Drücker vor einer langen Starkwindperiode stampften wir gegen Wind und Welle in Richtung Osten. Mit heißen 2,5-3 Knoten (4-5 km/h) und ohrenbetäubendem Getöse krochen wir voran. Täglich sahen wir in den ersten Tagen den Wetterbericht an, keine Besserung in Sicht. Dann fiel es mir wieder ein. Wir wollten ja Zeit zum Verweilen, fixe Termine hatten wir auch nicht. Also was hielt uns ab, die Zeit einfach zu genießen, hinzunehmen, dass der Weg in den Osten nur mit allergrößter Anstrengung für Crew und Schiff möglich wäre. Nach dieser Erkenntnis (!) änderte sich unsere Einstellung. Wir blieben einige Tage in ein und derselben Bucht, erkundeten den Strand, machten in Ruhe Schule, lasen und ließen die Seele baumeln. Viele Erinnerungen der letzten Wochen konnten sickern. Drei ganze Wochen ließen wir uns durch die British Virgin Islands treiben und genossen es ganz ohne schlechtes Gewissen einfach Zeit zu haben. Eine völlig neue Erfahrung in unserem Leben. Als sich der Wind beruhigt hatte, erlebten wir zudem die 70 Seemeilen nach St. Maarten als äußerst angenehme Überfahrt. Sailness Tipp Der Kontrast des Lebenstempos zeigt sich in den Gesprächen und Nichtgesprächen mit unseren Freunden zuhause. Das Lebenstempo bei der Arbeit, in der Schule und der Freizeit sind extrem hoch. So wie bei unserer Reise treffen auch hier immer wieder neue Reize ein und wenn ich so an mein Leben in Österreich denke, frage ich mich, wann hast du das alles verarbeiten können? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht, habe aber immer das Bedürfnis nach Reduktion gehabt. Ein paar Wellnesstage ihm Jahr sind seeehr schön, doch eindeutig zu wenig. Daher bin ich auf den Begriff Selfness (der 2. Teil von Sail-ness) gekommen, das Leben in die Hand zu nehmen, auf die eigenen Ressourcen zu achten, respektvoll mit sich umzugehen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Nicht einmal im Jahr, sondern jeden Tag .

     - Wo kannst du in deinem Leben etwas Tempo reduzieren?

    - In welchem Bereich deines Lebens kannst du belastende Tätigkeiten auslagern, die dir wieder mehr Zeit zum Verweilen bescheren, um Eindrücke sickern zu lassen und Raum für Neues zu schaffen?

    Jeder Trend hat einen Gegentrend. Wir suchen das Schnelle, Andere und Aufregende, nur um uns nach dem Kuscheligen, Harmonischen, Gemeinschaftlichen zu sehnen. (Matthias Horx)

  • 03/2015“... ...”
  • Dankbarkeit, das große Glück


    Vor fünf Monaten begann unsere außergewöhnliche Freundschaft mit der Patchwork Crew, als Jörg eines Tages in Spanien zu unserem Boot geschwommen kam, weil er gesehen hatte, dass auch wir Familiensegler waren. Vom ersten Augenblick an stimmte die Chemie, und so ergab es sich ganz von alleine, dass wir gemeinsam den Atlantik überquerten und jede freie Minute miteinander verbrachten. Wir bestanden so manches Abenteuer und standen uns bei abgetriebenen Beibooten, schlippenden Ankern, dominanten Zollbehörden und kaputtem Bootszubehör bei. Natürlich teilten wir auch schöne Momente miteinander. Ich werde nie die Umarmungen vergessen, als wir uns am anderen Ende des Atlantiks voller Emotionen in die Arme fielen. Überhaupt gab es niemanden auf der Welt von dem wir uns so oft verabschiedet und wieder voller Freude nach einigen Tagen wieder in die Arme geschlossen hatten. Das gemeinsame Segeln, die ähnliche Lebensweise verband uns und ließ eine Freundschaft entstehen, die binnen kurzer Zeit eine Tiefe bekam, wie es wohl nur unter Gleichgesinnten möglich ist. Wir genossen diese geschenkte Zeit, erkundeten die karibischen Inseln, machten jede Menge Blödsinn oder versanken stundenlang in philosophischen Gesprächen. Die fünf Monate vergingen wie im Flug und dann war er plötzlich da, der Abschied. Bis Puerto Rico begleiteten wir die Patchwork auf ihrem Weg in den Norden, der sie nach einem Jahr Auszeit wieder zurück ins Mittelmeer führen soll. Für uns war das nicht der nächste Weg, da wir am Rückweg gegen den Passatwind segeln mussten. Das geht sehr langsam und ist nicht nur für das Boot eine Herausforderung sondern auch für uns. Unsere tapfere Telefine kracht dabei in die Wellen, das Wasser spritzt links und rechts in Fontänen an uns vorbei. Im Inneren klingt es, als würde das Schiff auseinander brechen. Wir waren uns dessen bewusst und beschlossen trotzdem, dass es uns diese besondere Freundschaft wert war. Jeder Moment wurde noch kostbarer, wussten wir doch, dass wir uns in wenigen Tagen in der Hauptstadt Puerto Ricos trennen mussten um wieder in den Süden zu segeln. Für lange Zeit würden die Patchwork und die Telefine nicht mehr nebeneinander ankern. Schon beim Gedanken daran, wurde ich ganz traurig. Dann war der Moment der Verabschiedung da. Vorsorglich hatte ich die verspiegelte Sonnenbrille aufgesetzt, Rico auch. Eine letzte Umarmung, gute Wünsche für die Weiterreise und dann setzte uns Jörg das letzte Mal mit seinem schnellen Dinghi (Beiboot) auf der Telefine ab. Wir überreichten als Geschenk eine signierte Österreichflagge. Danach ging die Patchwork Anker hoch und als wir sahen, dass Jörg unsere Flagge gehisst hatte, war es endgültig um uns geschehen. Die Schleusen öffneten sich und wir heulten wie nur was. Nie wieder wartet die Patchwork auf uns am Ankerplatz und alle winken, wenn wir eintreffen. Kein gemeinsames Ankerbier oder kein Sundowner mehr. Kein Austausch über die unterschiedlich erfolgreichen Schultage mit unseren Kindern. Keine Pokerrunde mit viel Gelächter. Keine ins Spiel vertieften Kinder. Keine gemeinsamen Tauchgänge mehr. Ich konnte den Verlust so richtig spüren und dann fiel mir wieder ein Gespräch mit Katzi vor ein paar Tagen ein.

    Sailness Tipp

    Er erzählte mir von seinem Freund, der ein Dankbarkeitstagebuch schrieb. Jeden Tag notiert er sich am Abend, wofür er für den vergangenen Tag dankbar ist. Das hat mir auf Anhieb gefallen und nun war es an mir, die gemeinsamen fünf Monate mit unseren Patchwork Freunden Revue passieren zu lassen. Meine Stimmung heiterte sich auf, denn ich war dankbar für die vielen tollen Gespräche, das gemeinsame Lachen, die wunderschönen Sundowner an Deck der Patchwork, den Kindern bei ihren kreativen Spielen zuzusehen, wie sie sich frei entwickeln konnten und voneinander lernten. Ich war dankbar für diese Freundschaft, deren Grundstein wir beim gemeinsamen Segeln gelegt hatten und die sicher nicht zu Ende ist. Von heute an bekommt mein Reisetagebuch noch einen weiteren Eintrag - meine besonderen Momente, für die ich dankbar bin. Dieser Blickwinkel lenkt unsere Aufmerksamkeit auf unser tägliches, kleines und großes Glück und schafft so die Basis für weitere Glücksmomente, die uns unseren Wünschen, Zielen und Träumen wieder ein ganzes Stück näherbringen.

     - Für was bist du heute dankbar?

    - Welche besonderen Momente hast du erlebt?

    - Worauf freust du dich schon morgen?

    Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind. (Francis Bacon)

     

     

  • 02/2015“... ...”
  • Wenn Wünsche wahr werden


    Vor genau zwei Jahren haben wir Harald Katzenschläger bei seinem Vortrag in Villach kennen gelernt. Selten gehen Rico und ich gemeinsam zu Vorträgen, noch seltener sind wir pünktlich da. Doch diesmal konnten wir sogar mit dem Vortragenden plaudern, der uns mit seiner Frage: „Was sind eure Träume?“ gleich aus der Reserve lockte. Das war der Startschuss für unser Segelprojekt. Umso mehr freuten wir uns, als Katzi mit seiner Familie ganz spontan unserer Einladung in die Karibik folgte und uns in Guadeloupe besuchte. Die Wiedersehensfreude war groß und wir plauderten die halbe Nacht. Es wäre nicht Katzi, wenn er nicht mit einem Wunsch im Gepäck bei uns gelandet wäre. „Du, ich habe auch einen Wunsch mitgebracht. Da gibt es auf der Nachbarinsel Maria Gallant eine Rumfabrik, die noch mit der Sense das Zuckerrohr schneidet. Das würde sehr gut zu einem Projekt passen, das mit einem alten Segelboot, besondere Güter nach Europa schippert, allesamt nach alte Methoden und umweltbewusst hergestellt.“ Schon war unsere Neugier geweckt und die Route wurde gleich geändert. Auf dem Weg dorthin tauchten wir bei Pigeon Island, einem der Lieblingsreviere von Jacque Cousteau, erkundeten den Regenwald und karibische Städtchen. Eines hatten allerdings alle Buchten gemeinsam: es wimmelte nur so von Segelbooten. Völlig vermessen wünschten sich Katzi und ich einen einsamen Strand zum Grillen auf den Isle de Saints. Tatsächlich waren in der ersten Bucht nur zwei Boote zu sehen. Nun stellte sich die Frage, nehmen wir diese Bucht oder riskieren wir es, noch weiter zu fahren und vielleicht wieder in einem vollen Ankerfeld zu landen? Wir überlegten hin und her, irgendwie wollte keiner so richtig in der Bucht bleiben. Wir steuerten also die nächste Insel an und dahinter tat sich eine wunderschöne, kleine Bucht mit türkisblauem Wasser auf. Darin stand nur ein Motorboot, das gerade beim Ablegen war. Gleich sprangen wir ins kühle Nass und schwammen an Korallenbänken vorbei zum Sandstrand. Ein Grilltisch unter Bäumen, eine querliegende Palme als Sitzplatz warteten quasi schon auf unsere Grillsession. Wir konnten unser Glück gar nicht fassen, hatten wir ja schon wochenlang in vielen vollen Buchten geankert. Am Abend saßen wir dann auf besagter Palme, sahen in den dichten Sternenhimmel und ich dachte mir: „Es ist so wichtig, seinen Traum zu leben und trotzdem offen zu sein für die großen und kleinen Wünsche des Alltags.“ Nur so schafft man es, den einen kleinen, entscheidenden Schritt weiterzugehen und ganz besondere Momente zu erleben, wie wir mit unserer einsamen Bucht oder dem herzlichen Empfang und die Privatführung in der Rumdestillerie.

    Sailness-Tipp

    Von etwas zu träumen klingt in machen Lebensabschnitten so hochgestochen oder einfach weit weg. Uns etwas zu wünschen haben wir jedoch von klein auf gelernt, sei es die Wunschliste ans Christkind oder auch einfach nur ein Geburtstagsgeschenk. Das besagt schon der Spruch „Wünschen darf man sich alles.“ Wünsche sind uns vertraut, können groß oder ganz klein sein. Wichtig ist, dass wir sie haben. Der Psychologe Heiko Ernst meint, dass wir unsere Wünsche gut wählen sollen. Sind es Ziele, von denen wir meinen, dass wir sie erreichen müssten, weil es von uns erwartet wird, können wir uns langfristig sogar selbst schaden. Sind es aber Wünsche, die für uns Bedeutung haben, die mit unserem Selbst übereinstimmen, erfüllen sie uns mit mehr Lebensfreude. Wichtig ist, dass sie von Herzen kommen.

    Was sind Wünsche, die dein Herz höher schlagen lassen?

    Ich sehne mich nach…

    Unabhängig von Zeit und Geld möchte ich mehr als alles andere auf der Welt…

    Auf meiner jetzigen Liste ans Christkind würde stehen…

    Du siehst Dinge und fragst „Warum?“, doch ich träume von Dingen und sage „Warum nicht?“ (George Bernard Shaw)

     

     

  • Vom Herauswachsen und Größerwe ...


    Heute habe ich mit meiner Freundin Geli über die Entwicklung unserer Kinder seit Beginn unserer Reise sinniert. Arne, Bente und Sanna sind zwischen neun und elf Jahre alt und haben sich in den wenigen Monaten jeder auf seine Art weiterentwickelt. An Bord, unterwegs in fremden Ländern, sind sie jeden Tag mit neuen Herausforderungen konfrontiert und müssen Verantwortung übernehmen. Seit wir in der Karibik sind, fahren sie alleine mit unserem Dinghi und pendeln selbständig zwischen den Booten herum. Nach 18.00 Uhr sind sie mit einer Stirnlampe ausgestattet. Natürlich schalten wir unser Ankerlicht immer ein, damit sie auch wieder das richtige Boot zum Schlafen finden. Fast jede karibische Insel ist ein eigenes Land, und da heißt es sich auf die jeweilige Kultur einzustellen. Die meisten Einheimischen sind sehr offen und suchen den Kontakt zu uns. Meist geht es über ein Kaufangebot für Fruitjuice, Obst oder selbstgebastelte Dinge hinaus, und wir erfahren viel über Land und Leute. Natürlich wollen sie auch etwas von uns wissen und sprechen gerne die Kinder an. So bleibt unser Englischunterricht an Bord nicht nur theoretisch, sondern kann gleich umgesetzt werden. Immer mehr verstehen die Kids vom karibisch gefärbten Englisch und können sich mittlerweile auch ganz gut unterhalten. Auf unserem letzten Landausflug auf der naturbelassenen Insel Dominica haben wir nicht nur die übliche Touristentour gemacht, sondern auch Orte besichtigt, die abseits der normalen Pfade liegen. Fifty, unser junger Guide, erzählte spannende Geschichten über die Insel und hatte ebenfalls seinen Spaß mit unserer „jungen“ Runde. Unter seiner Anleitung besichtigten wir Titou Gorge nicht nur von der Landseite aus, sondern schwammen in die Grotte hinein, die Spielplatz von „Fluch der Karibik“ (Teil 2) war. Dicke Regenwolken, eine enge verwinkelte Schlucht und ein Guide, der uns fragt, ob die Kinder wohl so gut schwimmen können, dass sie es alleine bis ganz nach hinten schaffen, weil die Grotte immer enger wird. Wow, was waren wir nicht stolz auf uns und vor allem die Kinder, als wir die Schlucht durchschwommen, den Strömungen getrotzt und einen Wasserfall erklommen hatten. Jeder von uns überwand dabei die eigene Angst und begab sich eindeutig aus der eigenen Komfortzone. Oben angekommen registrierten wir, dass wir den Weg auch wieder zurück müssen. Wie kommt man also einen Wasserfall wieder hinunter? Springen, natürlich. Den Kindern half Fifty beim Abstieg am Rand des Wasserfalls vorbei, doch mit uns Erwachsenen kannte er keine Gnade. Wir mussten springen, vom oberen Rand in die Mitte des darunterliegenden Beckens. Dreimal Durchschnaufen, sich erinnern, dass man ja Vorbild für die Kinder ist und dann sprang auch ich. Noch zu erwähnen, das Wasser war eiskalt. Mit Highspeed und der Strömung von hinten gelangten wir schnell zum Eingang der Klamm, wo ein kleiner, warmer Wasserfall auf uns wartete. Noch nie hat sich eine warme Dusche so gut angefühlt.

    Sailness Tipp

    „Raus aus der Komfortzone“ heißt das Buch von Astrid Asgodom, einer der berühmtesten Coaches im deutschsprachigen Raum. In vielen Beispielen und Anregungen erzählt sie, wie man sich Stück für Stück von seinem vertrauten Terrain löst und immer wieder einen Schritt aus der eigenen Komfortzone macht. Eine Weltreise, wie wir sie machen, ist eine gute Gelegenheit, seine eigenen Grenzen kennen zu lernen und viele davon zu überwinden. Doch auch zuhause bieten sich unzählige Gelegenheiten, seinen Handlungsspielraum zu erweitern. Wie überall im Leben tritt auch beim Grenzenüberwinden ein Gewöhnungseffekt ein. Mit jeder Schwelle, die man schafft, steigt das Selbstvertrauen und man findet immer mehr zu sich selbst und seinen Talenten.

    Wenn du dir das nächste Mal denkst: „Ach, das kann ich nicht, das schaff ich nicht“, dann denk an uns karibische Piraten und versuch es einfach. So wächst du aus der selbstgebastelten Komfortzone heraus und dein Freiraum nimmt zu. 

    Viele wundervolle Erfahrungen liegen hinter unserer Komfortzone verborgen. (Birgit Kabas)

     

     

  • 01/2015“... ...”
  • Die Kraft der Langsamkeit


    „Und, was hast du heute wieder gemacht?“, fragt mich am Abend unser Freund Jörg. Ja, was habe ich heute gemacht? „Ich habe Wäsche gewaschen, und du?“ „Ich war beim Friseur.“ Wir grinsen uns beide aufgrund des enormen Tagespensums an und beginnen lauthals zu lachen, als wir zwei Workaholics an einen unserer vollgepackten Arbeitstage in Europa denken.

    Nachdem uns unser Freund und Geschäftspartner Chris nach acht Wochen verlassen hat, ist das Umorganisieren an Bord angesagt. Die Gästekabine wird wieder Stauraum, doch so weit bin ich aber gar nicht gekommen. Wie schaut also ein ganz normaler Tag hier in der Karibik aus? Wir stehen auf, wenn wir von selbst munter werden und frühstücken gemeinsam. Danach schaut Sanna in ihrem Wochenlernplan nach, was sie heute schulisch machen möchte. Meist ist Mathe oder Englisch am Programm, denn das macht ihr am meisten Spaß. Sie arbeitet sehr selbständig und fragt mich außer bei neuem Lernstoff selten. In der Zwischenzeit backe ich Brot oder räume im Boot herum, denn aufgrund der Feuchtigkeit und Hitze müssen unsere Lebensmittelvorräte ständig kontrolliert und die dazugehörigen Listen aktualisiert werden. Rico macht den Abwasch und arbeitet an seiner Reparatur- bzw. Verbesserungsliste. Endlich wird das Leck der Salzwasserpumpe unter dem Waschbecken gefunden und noch ein neues Decklicht eingebaut. Zwischendurch hüpfen wir zum Abkühlen ins Wasser und im Handumdrehen ist es Mittag. Wenn Sanna mit der Schule fertig ist, warten schon Bente und Arne, ihre beiden Freunde vom Katamaran Patchwork. Stundenlang spielen die drei im Wasser, brauchen keine große Animation und kommen ganz von alleine auf die tollsten Spielideen.

    Am Nachmittag fahren wir zum Einkaufen mit den Minibussen in die Stadt, Schnorcheln oder reparieren irgendetwas, das variiert je nach Dringlichkeit. Fakt ist, alles dauert mit den zur Verfügung stehenden Mitteln viiiiieeeel länger. Auf einer neuen Insel angekommen, schauen wir uns natürlich auch die Gegend an und entdecken auf unseren Streifzügen kuriose Dinge und die Lebensweise der Menschen vor Ort. Wir sind meist zu Fuß unterwegs. Eines ist sicher, ohne Auto, keinem Handyanschluss, spärlichem Internet, das zudem meist auch noch total langsam ist, verläuft das Leben viel geruhsamer. So ist also Jörg mit dem Bus zum Friseur gefahren um einen Termin auszumachen. Am nächsten Tag natürlich nochmals das gleich Spiel: mit dem Beiboot zum Ufer, ein kurzer Fußmarsch zum Bus, zehn Minuten Fahrt in dem klapprigen Vehikel, dreimal Klopfen und der Bus hält dort an, wo man raus möchte. Das Gute daran, alle sind gut gelaunt und haben keinen Stress.

    Sailness-Tipp

    Wenn das Besorgen des Gases für unseren Herd mehrere Tage oder Inseln dauert oder man langsam per pedes die Einkäufe zurück an Bord schleppt, kommt man sich öfters vor wie eine Schnecke. Lange sind wir noch nicht auf die Island Time der Einheimischen eingestimmt, doch für uns Europäer verläuft das Leben hier ganz gemächlich und ohne Hektik. Trotz unserer beschränkten Fortbewegungsmöglichkeiten haben wir bis jetzt jedes Ziel erreicht. Diese Erfahrungen ermöglichen uns eine gewisse Gelassenheit und Ruhe, die das Leben bereichert. Vielleicht sitzen wir dann auch nach Ende der Reise in einem Büro in Österreich und trällern ein beschwingtes Lied vor uns hin, während wir in aller Ruhe unsere Aufgaben erfüllen. Eines können wir hier von den Menschen lernen und mit Sicherheit auch in den europäischen Alltag integrieren. Sie lassen sich von nichts und niemanden hetzen.

    Fürchte dich nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen, fürchte dich nur vor dem Stehenbleiben. (Chinesische Weisheit)

     

     

  • Die Atlantiküberquerung - unse ...


    Eineinhalb Jahre Vorbereitung, fünf Monate quer durchs Mittelmeer und dann der letzte große Schlag von den Kapverden über den großen Teich in die Karibik. Sechzehn Tage umhüllen uns Unmengen von dunkelblauem Wasser. Wohin wir auch blicken, überall sehen wir ein Meer von Meer in den unterschiedlichen Blauschattierungen - ein herrliches  Gefühl der Ruhe und Abgeschiedenheit, ein wenig weggerückt vom Rest der Welt. Sechzehn Tage die uns der stetige Passatwind über den Atlantik bläst. Irgendwann verschmelzen die Tage zu einem einzigen großen Abenteuer. Das Wetter meint es gut mit uns und wir segeln zu besten Bedingungen Tag und Nacht durch. Im Laufe der Tage gewöhnen wir uns an das Schaukeln des Schiffs, das Festhalten bei jeder Bewegung. Speziell beim An- und Ausziehen der Kleidung müssen wir uns hinsetzen, da wir sonst wohl eher am Boden gelandet wären. Das Essen ist auch eine Herausforderung. Ich koche jeden Tag frisch, überlege mir aber genau, wie wir die Mahlzeiten unkompliziert zu uns nehmen können, wie ich die Köstlichkeiten anrichten kann, damit sie in unseren Mündern statt am Boden landen. Häufig gibt es frischen Fisch in verschiedensten Varianten. Enrico und unser Freund Chris erweisen sich als wahre Akrobaten beim Reinholen, Ausnehmen und Filetieren auf der kleinen Badeplattform am Heck unserer Telefine. Sie trotzen den Wellen, spreizen sich ab und hantieren geschickt mit dem gefährlich scharfen Filetiermesser. Unser Team ist sehr gut eingespielt. Beißt ein Fisch, holt die Mannschaft in Sekundenschnelle die optimal getrimmten Segel ein, bereitet alles für den Fischfang vor und dokumentiert die spannenden Minuten mit Handy und Videokamera. So verbringen wir die meiste Zeit an Deck, lesen, spielen Karten und fischen. Wenn ich bedenke, dass mir vor einigen Jahren noch leicht schlecht am Boot wurde, wundere ich mich ständig, dass ich mich ohne Probleme frei bewegen, kochen, in den Kisten nach den richtigen Lebensmittel tauchen und unterrichten kann. Sanna nimmt das alles sehr locker. Sie genießt die viele Freizeit, darf sich mehr Filme als zuhause ansehen, liest und kuschelt mit Aarina. Sie liebt ihre Atlantiküberquerungsüberraschungstasche von Tante Mia und freut sich jeden Tag über ein kleines Geschenk. Von langer Hand geplant haben dort viele Bastelsachen Platz gefunden, die natürlich auch ausprobiert werden wollten. Also haben Sanna und ich genäht, und sie hat ihre ersten Strickversuche mitten am Atlantik gemacht. Unser Bastelhighlight ist ein wackeliges Lebkuchenhäuschen, das zuerst zu hart zum Befestigen mit Zahnstochern gewesen, nach einer halben Stunde aber so weich geworden ist, dass wir nur ein schnelles Foto des prächtig verzierten Häuschens machen konnten, bevor es wieder in sich zusammengestürzt ist – pünktlich zum Nachmittagskaffee. Wann immer es nicht allzu arg schaukelt, machen wir Schule, schließlich sollen die Weihnachtsfeiertage auch hier schulfrei  sein, schulautonome Tage sozusagen. Ca. 350 Seemeilen vor Barbados feiern wir das Weihnachtsfest an Bord. Um bei den Temperaturen etwas Weihnachtsstimmung zu schaffen, laufen unsere Weihnachtslieder im Hintergrund. Der Tisch im Cockpit wird mit Christbaum, Muschelkrippe und den Geschenken festlich dekoriert. Genüsslich öffnen wir jedes Packerl und genießen dann noch ein dreigängiges Festessen mit Kaiserschmarren als Nachspeise.

    Am 26. Dezember, unserem 16. Tag am Atlantik, beißt nochmals eine große Dorade. Während ich mit Rico die Segel einhole, erblicke ich die ersten Umrisse von Barbados. In der allgemeinen Fischfanghektik habe ich noch keine Zeit dies wirklich zu realisieren. Erst als der Fisch sicher an Bord ist, blicken wir vier erfurchtsvoll nach vorne und schön  langsam dämmert es uns, dass wir den Atlantik gemeinsam überquert haben. Wir können uns beim Näherkommen gar nicht an der Insel und den wunderschönen türkisblauen Buchten sattsehen. Ein unbändiges Gefühl der Freude überkommt mich, der Dankbarkeit und der inneren Ruhe. Ja, wir haben es geschafft! So fühlt er sich an, unser persönlicher Erfolg. Abrufbar in seiner ganzen Intensität für den Rest unseres Lebens.

    - Wie fühlt sich dein Erfolg an?
    - Wähle deinen größten Erfolg für dich aus?
    - Welcher ist es? Was war der schönste Augenblick?
    - Wie war der Moment des Erfolgs?
    - Wie hat er sich angefühlt?
    - Wer war alles dabei?
    - Was siehst du? Wie siehst du aus?
    - Sind Geräusche dabei? Ist es ruhig oder sagt jemand etwas?
    - Was sagst du zu dir selbst oder anderen oder ist es ganz ruhig?
    - Gibt es auch einen Geruch oder Geschmack, der zu diesem Moment gehört?

    Nimm den Augenblick so wahr, wie du ihn erlebt und in  Erinnerung behalten hast. Achte dabei auf dein Gefühl. Wie fühlt sich dieser Augenblick an? Lässt sich dieses Gefühl beschreiben? Gibt es einen Vergleich?  Nimm den Augenblick mit allen Sinnen wahr und erlebe ihn mit der gesamten Intensität. Genauso sieht dein Erfolg aus, spüre ihn mit allen Sinnesorganen. Denke nun an eine Situation in der Zukunft, eine Aufgabe oder Herausforderung, die vor dir liegt. Nimm sie mit deiner Energie des Erfolgs wahr und löse sie mit der Zuversicht und deiner inneren Kraft vorangegangener Erfolge.

    Ein Erfolg erfolgt aus dem vorangegangenen. (Felix Gottwald)

     

  • 12/2014“... ...”
  • Kochen am Atlantik


    Jetzt haben wir seit den Kapverden bereits über 1100 Seemeilen hinter uns und somit mehr als die Hälfte der Gesamtstrecke bis in die Karibik geschafft. Der Tagesablauf mit seinen Tag- und Nachtwachen läuft seinen gewohnten Weg, wir sind mit unseren unterschiedlichen Talenten und Interessen ein eingespieltes Team. Unsere Geschwindigkeit ist absolut zufriedenstellend, wir segeln zwischen 120 und 150 Seemeilen pro Tag. Die erste Zeit war der Wind eher ein Lüftchen, sodass wir unseren Wingaker (leichtes Vorsegel) testen und das Bordleben so richtig genießen konnten. Faul lagen wir im Cockpit, lasen, spielten oder schauten auf die Weite des Atlantiks, der unsere Vorstellungskraft wahrhaft übersteigt. Am vierten Tag nahm der Wind zu und wir rauschten durch die Wellen, die uns von links nach rechts schaukeln ließen. Beim Schlafen kugelten wir in unseren Kojen das eine oder andere Mal herum. Eine besondere Herausforderung stellt unter diesen Bedingungen meine Leidenschaft, das Kochen dar. Als Genießer gibt’s auch am Atlantik bei uns keine Dosennahrung, sondern jeden Tag abwechslungsreiche, frischgekochte Leckereien. Einiges habe ich vor der Abfahrt schon vorgekocht und vakumiert, die selbstgefangenen Fische von Rico werden natürlich erst vor Ort zu Sushi, Fischstäbchen, Fischsalami etc. verarbeitet oder gegrillt. Dabei muss jeder Schritt wohlüberlegt sein. Ist der Fisch gesalzen und man greift zur Pfeffermühle, rollt der Salzstreuer bereits munter über die Arbeitsplatte. Regelmäßig mutiere ich zum Calamari und hechte meinen Kochutensilien hinterher. Mittlerweile habe ich die Vorbereitung schon perfektioniert. Ich überlege, was es zu essen gibt, was ich alles dazu brauche und dann, wo ich dies während der Essenszubereitung lagere, ohne, dass es quer durchs Schiff fliegt. Rutschfeste Unterlagen, kleine Körbchen und unser halbkardanisch aufgehängter Herd (er schaukelt mit und bleibt im Gegensatz zum Schiff immer waagrecht) sind echte Hilfen. Nach einigen Tauchgänge in den Tiefen meines großen Kühlschranks während des Kochens, erstelle ich mir im Kopf vorher eine Liste der Dinge, die ich brauche und suche mir die passenden Lagerungsmöglichkeiten, dass ich alles griffbereit habe. Meine Arbeitsplatte ist der Deckel des Kühlschranks. Habe ich also etwas vergessen, muss ich wieder alles abräumen und auf Tauchgang gehen. Das macht man nicht sehr oft, sondern verlagert seine Aktivitäten mehr auf die Planung vorher.

    Sailness-Tipp

    Wie man kocht, so setzt man auch seine Projekte um. Als Unternehmensberaterin habe ich viele engagierte Menschen mit tollen Ideen gesehen, die diese voll Enthusiasmus in die Wirklichkeit umsetzen wollten. Sie begannen mit viel Elan, kamen drauf, dass ihnen etwas fehlte, krempelten den ganzen Laden um und begannen wieder von vorne. Am Schiff, beim Kochen, sieht man sofort, wenn einem die Eier um die Ohren fliegen.  Bei unseren beruflichen Projekten erblickt man die Konsequenzen meist erst später, hat aber viel Liebe, Leidenschaft und womöglich auch Geld hinein gebuttert. Das Umsetzen seiner Träume und Ziele ist etwas ganz Wichtiges. Schneller am Ziel ist man jedoch, wenn man sich vorher noch ganz kurz hinsetzt und überlegt, was man an Ressourcen, Werkzeugen und Knowhow benötigt, um sein Ziel auch wirklich zu erreichen. Dies lässt uns nicht nur schneller vorankommen, sondern steigert im Normalfall auch die Qualität des Ergebnisses.

    Folgende Fragen können bei der Planung weiterhelfen:

     - Über welche Ressourcen, Werkzeuge und Knowhow verfüge ich bereits und was brauche ich wann um mein Ziel zu erreichen?

     - Wo liegen meine persönlichen Stärken? Was mache ich leidenschaftlich gerne?

     - Was sind meine kleinen Hilfen, die mich auf meinem Weg unterstützen und entlasten?

     - Was sind meine drei ersten Schritte, die mich meinem Ziel näher bringen?

     

    Geh nachhause und knüpfe dein Netz bevor du im Teich nach Fischen suchst. (Chin. Sprichwort)

     

  • Das Ziel ist der Weg


    Als die beiden zusätzlichen Crewmitglieder Chris und Ralli bei uns und auf der Patchwork eingetroffen waren, trafen wir uns im Süden von Teneriffa. Jörg und ich checkten das Wetter, und kurzerhand entschieden wir uns, noch am selben Abend abzulegen und das Wetterfenster vor dem nächsten Tief zu nutzen. So ersparten wir uns eine Nacht mit der berühmten Anspannung vor der Abfahrt. Nach dem gemeinsamen Abendessen der beiden Segelteams lösten wir die Leinen und machten uns auf den Weg zu den Kapverden. Geplante Segeldauer: 7-8 Tage. Ein wenig nervös waren wir schon. Die erste Nacht war noch sehr angenehm zu segeln, dann drehte der Wind auf West und frischte auf. An Bord wurde es so richtig ungemütlich. Hohe Wellen von der Seite, die das Kochen zu einem Zirkusakt werden ließen. An die permanente Schräglage der Telefine gewöhnten wir uns im Laufe der Zeit. Neue Schulferien wurden auch eingeführt, die sogenannten Atlantikferien, denn Schule hätte bei der Wackelei keinen Sinn gemacht. Immer wieder bekamen wir im Cockpit eine Dusche ab und dann regnete es wieder. Endlich kam unser Wetterzeug mal zum Einsatz! Bis jetzt hatten wir es gut in der Nasszelle verstaut. Mehr als drei lange Tage dauerte der Spuk, dann wurde es wieder warm und sonnig, Wind und Welle kamen von hinten und wir genossen das Segeln.

    Sailness-Tipp

    Wie behält man trotz widriger Umstände gute Laune an Bord? Wir nahmen die äußeren Umstände als gegeben hin, denn ändern konnten wir sie eh nicht. Umdrehen konnten wir auch nicht, also mussten wir da einfach durch. Die Stimmung war immer gut an Bord, trotz der körperlichen und mentalen Strapazen. Für meinen Teil holte ich mir die Kraft aus meinem ersten Karibikbesuch. Auf den Tobago Cays gibt es einen wunderschönen Strand mit weißem Sand, einigen Kokospalmen umgeben von türkisfärbigem Meer, indem viele Schildkröten und andere Meeresbewohner schwimmen. Immer wenn es also an Bord so richtig ungemütlich wurde, beamte ich mich in Gedanken auf die Tobago Cays. Ich spürte die Sonnenstrahlen auf meiner Haut, ließ in Gedanken den weißen Sand durch die Finger rieseln und trank eine frische Kokosnuss. Diese Vision stellte ich mir so lebhaft vor, dass ich sofort merkte, wie die Belastung geringer wurde.

     - Was ist deine Vision, die dir Kraft gibt in schwierigeren Situationen?
     - Achte auf die kleinen Details und spüre wie dir die reine Vorstellung Kraft gibt.

    Visionen oder Träume entfalten ihre Wirkung erst, wenn man sie so richtig spüren, fühlen, riechen oder schmecken kann. Stell dir deine berufliche oder private Vision in allen Einzelheiten vor und achte dabei vor allem auf die verschiedenen Sinneseindrücke und die positiven Gefühle, die sie bewirken.

    Wie mächtig diese Methode ist, zeigt sich am Beispiel von Viktor Frankl, der als einziger seiner Familie das KZ überlebt hat. Als der berühmte Psychoanalytiker nach vielen Jahren gefragt wurde, wie er es geschafft hätte, diese schlimme Zeit zu überstehen, hat er gesagt, dass er durch den Zaun des KZs hindurchgeblickt und sich in einem warmen Raum auf einer Uni lehren gesehen hat. Während des Krieges eine unrealistische Vorstellung, doch gab sie ihm die nötige innere Kraft, das Gräuel des Zweiten Weltkrieges zu überstehen.

     

     

  • 11/2014“... ...”
  • Der Loro Park

    Die bekannteste Attraktion auf Teneriffa ist der Loro Park. Schon seit den Planungsarbeiten für unsere Reise freuen wir uns auf einen Besuch in diesem wunderschönen Tierpark. Gemeinsam mit meinen Eltern nutzen wir den ersten strahlendblauen Tag und fahren von Santa Cruz quer über die Insel. Bereits der Eingang mit dem original thailändischen Dorf ist überwältigend. Wir nehmen eine Führung hinter die Kulissen und verbuchen dies als zusätzlichen Biologieunterricht von Sanna. Sie ist ganz aufgeregt und kann in den sieben Stunden unseres Aufenthaltes gar nicht genug sehen. Ihre Begeisterung ist absolut ansteckend und so tauchen wir selbst auch ganz in diese bezaubernde Tierwelt ein. Exotische Papageien, von denen der Park seinen Namen hat, bengalische Tiger, Gorillas und die herrliche Pflanzenwelt nehmen uns voll in den Bann. Hinter den Kulissen erfahren wir jede Menge über die Haltung der Tiere, die aufwändigen Vorkehrungen für die Überstellung aus anderen Zoos, den Artenschutz und die vielen tollen Projekte für bedrohte Tiere weltweit, die mit dem Erlös der Eintrittsgelder realisiert werden. Das Highlight sind eindeutig die Delfin-, Orca- und Seelöwenshows. Wie die kleinen Kinder sitzen wir in der Splashzone, vergessen alles rund um un0s und hoffen, dass wir nicht ganz nass werden - Nervenkitzel pur.

    Sailness-Tipp

    Es wäre nicht ich, wenn ich nicht etwas über den Hintergrund dieses Unternehmens erfragt hätte. Das Gesamtwerk des Tierparks inklusive Marketing und karitativen Tätigkeiten wie Forschung, Aufzucht und Artenschutz bedrohter Tiere ist wirklich faszinierend und so wollte ich natürlich wissen, wer hinter dieser Idee und deren Umsetzung steckt.

    1972 wurde der Tierpark vom damals 33-jährigen Wolfgang Kiesling gegründet. Auf meine Frage, welchen Hintergrund er hat, antwortete unsere Führerin: „Herr Kiesling ist Geschäftsmann. Er wollte einen Freizeitpark eröffnen und Papageien sind unkompliziert.“ OK, so einfach und pragmatisch kann der Anfang sein. Nun ist Herr Kiesling bereits über 70 Jahre alt, führt den riesigen Tierpark immer noch und ist mittlerweile einer der größten Arbeitgeber der Insel. Zu den Papageien kamen noch viele andere Tierarten, die in anderen Parks oder Zoos keinen Platz mehr hatten. Die Geschäftsidee wurde immer mehr zur Passion und so kann man im Park die Aufzuchtstation, Forschungsstätten sehen und bekommt auch einen Einblick in die verschiedenen Projekte der Loro Parque Stiftung, die weltweit zum Erhalt bedrohter Tierarten organisiert werden. Mittlerweile gibt es in Teneriffa die weltweit größte Papageiensammlung der Welt. So wurde aus einer recht pragmatischen Idee ein äußerst erfolgreiches Unternehmen bei dem jemand mit Herz und Seele dahintersteht. www.loroparque.com

    - Welche Ideen schlummern in dir? - Was könnte der erste pragmatische Schritt sein, um in die Umsetzung zu kommen? - Wie könnte dein Projekt in ein paar Jahren aussehen? Was ist deine Vision dazu?

    Mit dem Träumen beginnt die Realität. (Christoph Daum)

  • Warten auf das Hoch

    Über einer Woche saßen wir in Gibraltar fest und warteten auf das Hoch. Wir haben das Wetter optimal ausgenützt und sind mit Ostwind fast bis zu unserem Ziel gekommen. Erst die letzten Stunden brachten Wind und Welle genau von vorne, sodass wir einen Vorgeschmack auf den Atlantik bekommen haben. Wie froh waren wir, als wir nach dem anstrengenden Ritt in die Marina einliefen. Wir freuten uns auf gaaaanz viel Schlaf und Ruhe, denn wenn das Boot in die Wellen kracht, macht das im Boot einen Höllenlärm. Zuerst waren wir ganz begeistert, die neue Umgebung zu erkunden. Der Felsen von Gibraltar ist imposant und wir freuten uns auf die wilden Affen dort. Die Grenze zwischen Spanien und dem britischen Gibraltar verläuft über den Flughafen und die einzige Landebahn. Startet oder landet ein Flieger, werden Fußgänger und Autos angehalten, die Grenze gesperrt und anschließend wieder aufgemacht. Wir genossen das britische Flair, die Einkaufsmöglichkeiten, Fish und Chips und die britische Höflichkeit. Doch irgendwann kannten wir alles und wollten weiter, aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Voller Ausdauer verharrte ein großes Tiefdruckgebiet mit viel Wind am Atlantik vor der Westküste Spaniens. Es orgelte ordentlich, sodass sogar im geschützten Hafen Wellen mit kleinen Schaumkronen zu sehen waren. Wir waren wirklich froh, nicht draußen am offenen Wasser zu sein. Immer wieder verschoben wir den Abfahrtstermin, immer wieder kauften wir für die Überfahrt neuen Proviant ein, den wir doch wieder in der Bucht aufaßen. Wir studierten die Wetterkarten und beschlossen, dass 5-6 Meter hohe Wellen von der Seite einfach zu hoch waren. Was macht man also, wenn alles stillsteht?

    Sailness®-Tipp

    Manchmal stecken wir im Leben einfach fest, nichts geht weiter. Wir bemühen uns, strengen uns noch mehr an, doch es ändert sich gar nichts an den Umständen. Die  Vernunft sagt uns, dass wir unbedingt dranbleiben müssen, um unser Ziel (rechtzeitig) zu erreichen. Doch „Streng dich noch mehr an!“, ist das falscheste Rezept in dieser Lage. Was können wir also in Zeiten des Stillstands tun? Im Coaching hatte ich dieses Thema mehrfach. Mein Rat eine Pause zu machen, das Wochenende ohne PC zu genießen oder einfach mit einem Freund einen Kaffee trinken zu gehen, wurde zuerst etwas befremdlich aufgenommen. Schließlich konnte ich meine Klienten doch „überreden“, sich auf das kleine Experiment einzulassen und einfach auszuprobieren, was dabei passiert. Das Resultat: Die Pause wurde mit Leichtigkeit gefüllt. Ganz alleine kamen neue Ideen, mehr Kraft oder die äußeren Bedingungen änderten sich.

    Was haben wir also in unserer Zwangspause gemacht? Entgegen aller Reiseberichte haben wir uns entschieden, einen Abstecher nach Tangir in Marokko zu machen. Wir bereuten es gar nicht, noch zwei weitere Tage zu warten, denn das Eintauchen in eine völlig andere Kultur war genial. Fasziniert schlenderten wir durch den Bazar, kauften arabische Gewürze am Markt und fühlten uns ein bisschen wir in „Tausend und einer Nacht“. Ganz ohne unser Zutun verzogen sich in der Zwischenzeit Wind und Wellen und die fünftägige Überfahrt zu den kanarischen Inseln wurde zu einer der schönsten Törns seit dem wir segeln.

    - Was wirst du tun, wenn du das nächste Mal irgendwie feststeckst und nicht weiterkommst?

    - Welche deiner Erfahrungen aus der Vergangenheit können dir dabei helfen?

    Gehe nicht auf ausgetretenen Pfaden, sondern bahne dir selbst einen Weg und hinterlasse Spuren. (Bertold Brecht)

  • 10/2014“... ...”
  • Grenzenlos in Gibraltar


    Gibraltar ist ein ganz besonderes Fleckchen Erde. Das Tor zum Atlantik ist noch immer in britischer Hand, rundherum liegt Spanien. Schon beim Einfahren in den Hafen merkt man das englische Flair. Alles super sauber, alles sehr gepflegt. Die Häuser, die das Hafenbecken säumen, sind im Kolonialstil, die Briten gewohnt freundlich und höflich. In einer so schönen Marina sind wir schon lange nicht mehr gelegen. Draußen an der Promenade flanieren Damen und Herren in eleganten Kleidern, wir Yachties fallen mit unseren ungebügelten Poloshirts auf. Die Lokale an der Mole sind natürlich sehr stylisch und in gehobener Kategorie. Sanna macht das gar nichts. Gemeinsam mit ihren neuen Freunden Bente und Arne aus Ulm, beschließen sie wieder ein bisschen Bargeld in die Kinderbordkasse zu bringen und Armbänder zu verkaufen. „Mama, wo ist der Pareo für unseren Verkaufstisch?“ „Brauchst auch den Klappsessel?“ „Nein, wir borgen uns einen Stuhl vom Lokal aus.“ Nur knapp kann ich mir das „das wird so ein nobles Lokal wahrscheinlich nicht machen“ verkneifen. Neugierig verfolge ich von Bord aus, was die Kids organisieren. Mit neuen, englischen Vokabeln gerüstet, gehen sie zum Ober und bitten ihn um einen Sessel. Den bekommen sie tatsächlich, einen zweiten sowie einen kleinen Beistelltisch noch dazu. Ich bin paff. Niemals hätte ich das gefragt und hätte natürlich auch keinen Sessel bekommen. Neugierig flanieren die eleganten Briten vorbei, schauen mit einem Schmunzeln auf unsere unternehmerischen Kinder und kaufen schließlich das eine oder andere Armband. Ein besonderer Renner sind die Halsketten, die gleich vor Ort wieder nachproduziert werden.

    Sailness®-Tipp

    In unserer Erwachsenenwelt können wir von der Unbedarftheit der Kinder viel lernen. Ohne jede Zweifel mit einer Selbstverständlichkeit begegnen sie der Welt und fragen einfach. Was kann Schlimmes passieren, außer einem Nein? Dann kann man sich immer noch eine andere Alternative überlegen. Besonders imponiert hat mir die Selbstverständlichkeit, mit der die Kinder ihre Sessel organisiert haben. In der Gehirnforschung spricht man hier von Spiegelneuronen. Je nachdem welche Grenzen wir uns bauen, gehen wir unterschiedlich auf andere Menschen zu und diese reagieren auf die winzigen meist non-verbalen Hinweise, die ihnen ein Gesamtbild von uns zimmern. Stellen wir selbst unser Tun in Frage, senden wir also eine Botschaft an unseren Gesprächspartner aus. Sind wir überzeugt von unserem Tun, unseren Produkten oder Dienstleistungen, senden wir auch hier dementsprechende Signale aus, auf die unser Gegenüber meist unbewusst reagiert.

    „Soll ich den Kunden anrufen?“ „Soll ich nochmals nachfragen?“ „Soll ich den ersten Schritt machen?“ Beim nächsten „Das klappt ja eh nicht - Gedanken“ überleg dir, was Kinder an deiner Stelle machen würden. Wie würden sie die Sache angehen? Was wäre das Schlimmste, das dir passieren könnte? Die Grenzen machen wir uns nur im Kopf, lass sie uns mit ein wenig kindlicher Unbedarftheit  wieder etwas auflockern und das Gesetz der Spiegelneuronen erkennen! Das funktioniert, beruflich und privat.

    Das, was ich denke, glaube oder erwarte – das ist. (The Law of Attraction)

     

     

     

     

  • 09/2014“... ...”
  • Kein Mangel an Langeweile

    „Immer nur am Boot, das Segeln, das wäre mir zu langweilig.“ habe ich vor unserer Abreise nicht nur einmal gehört. Wie ist es nun wirklich für uns an Bord? Ist es tatsächlich langweilig? „Sanna, war dir an Bord schon einmal langweilig?“ „Ja, öfters.“ „Und was hast du dann getan?“ „Mir überlegt, was ich tun kann.“ Im Gegensatz zu Sannas überladenem  Zimmer haben wir nur wenig Stauraum für Massen von Spielzeug. Tja, und was tut Sanna dann den ganzen Tag? Sie „geht“ in die Schule, hat ein eigenes Kochbuch angefangen, schreibt ihr Reisetagebuch, macht Armbänder mit verschiedensten Techniken oder auch ein neues Halsband für ihren Hund, schwimmt, malt und spielt mit Aarina. Enrico hat zu lesen begonnen, repariert sich um die Welt oder fischt. Ich schreibe, lerne Spanisch und blicke endlich ohne schlechtes Gewissen einfach in die Ferne und lasse meine Gedanken fließen. Dabei kommen mir immer neue Ideen, die ich vielleicht in die Tat umsetzen werde. Laufend haben wir neue Eindrücke, die ja auch verarbeitet gehören.

    Unsere Zeit im Internet begrenzt sich auf den geringen Empfang, den wir haben. Da werden zuerst die notwendigen Wetterdaten herunter geladen, Mails gecheckt und versucht, mit unseren Lieben auf Viber zu telefonieren. Dazu müssen wir immer WIFI haben und auch das entsprechende Passwort kennen. Sind wir außer Reichweite,  ist das sonst so allgegenwärtige Internet wieder weg und wir sind quasi in die Vergangenheit katapultiert.

    Sailness-Tipp

    Wie sieht es denn zuhause mit der Langeweile aus? Die gibt es gar nicht, denn wenn wir zwei Minuten warten müssen, zücken wir sofort das Smartphone, checken unsere Mails, schreiben kurz eine Nachricht auf WhatsApp, Viber oder rufen jemanden an. Die Forscher Howard Gardner und Kate Davis haben in einer Studie1 über den Umgang mit neuen Medien bewiesen, dass amerikanische Jugendliche heute  im Vergleich zu Jugendlichen aus den 80er Jahren  immer weniger kreative Geschichten schreiben können. Als einen wichtigen Grund dafür führten sie den Mangel an Langeweile an, der ja bekanntlich ein Kreativmotor ist.

    Wie sieht es denn mit deinem Kreativmotor aus? Hast du genügend Leerphasen zwischendurch?

    Innovative Firmen wie z.B. 3M haben für ihre Mitarbeiter Kreativzeiten eingeführt, wo sie alles tun dürfen, außer ihre Alltagsarbeiten  erledigen. Klingt gut, oder? Die Erfolge der Firmen sprechen eindeutig dafür.

    Wie kannst du Kreativzeiten in deinem Leben installieren? Wir wäre es mit einem Spaziergang im Wald oder …? Ich bin gespannt, was dir dabei alles einfällt. Schick mir doch deine Vorschläge auf birgit.kabas@sailness.at

     

    Wer  ohne Begleitung spazieren geht, kommt in Begleitung vieler Gedanken zurück. (Ernst R. Hauschka)

     

    1 Howard Gardner, Katie Davis: The app generation: How today´s youth navigate identity, intimacy, and imagination in a digital world. Yale University Press, New Haven 2014

  • Vom Chaos zur Kreativität


    Wenn die Süditaliener von Österreich sprechen kommt meist nicht Wien, der Walzer oder die Sachertorte (die in Italien die Nummer 1 der Torten ist), sondern, dass das Leben in Österreich so schön geregelt abläuft und die Menschen sich an die Regeln halten. In Italien ist es bekanntlich anders, besonders in Süditalien. Was mich dabei so fasziniert, ist die Tatsache, dass Italiener von Situation zu Situation nachdenken, ob diese Regel im Moment auch zutrifft. Ein wenig dieser Mentalität angenommen, feilschen wir über Marinapreise und erhalten auf sehr liebenswürdige Weise viele Tipps, werden mit dem Auto des Cousins zum Eissalon gebracht und die Leute erzählen, wie es ihnen geht. Die wirtschaftliche Lage in Süditalien ist momentan sehr schwierig. Es gibt viel zu wenig Arbeit. In Segelrevieren trifft man normalerweise viele Yachten, doch auch hier ist der Tourismus eingebrochen. Vom Staat können sie sich wenig erwarten, also müssen sie wieder auf kreative Geschäftsmodelle (damit meine ich keine krummen Sachen) und die Familie zurückgreifen. Werte, auf die man sich vor allem in Krisenzeiten verlassen kann.  

    Sailness-Tipp

    Speziell die Süditaliener schätzen unsere österreichische Ordnung und Effizienz, wo was weitergeht und nicht nur jahrelange geredet wird. Das stimmt auch. Was wir uns von den Süditalienern mitnehmen können, sind zwei Dinge: erstens das Fünkchen Gelassenheit, wenn was anders ist, als gedacht und zweitens kreative Lösungen zu finden und zu improvisieren. Das Schöne daran, es passiert immer in Gemeinschaft. Jemand hat ein Problem, es wird darüber intensiv gesprochen und heftig gestikuliert. Das Beste daran, man kann sich darauf verlassen, dass es eine Lösung geben wird. Ist die noch nicht perfekt, wird weiterentwickelt. Solche Dinge zu beobachten macht mir Riesenspaß, und die Vorstellung, dass ein konstruktiver Teil davon in unsere Kultur Einzug findet und „auf österreichisch“ angepasst wird, tut gut.

    Stehst du das nächste Mal in deinem Leben etwas an, triff dich mit ein paar Freunden, rede darüber und ich bin mir sicher, dass einige wertvolle Ideen für kreative Lösungen dabei sein werden.

    So hat es vor über 20 Jahren auch Ivan Meisner gemacht, als ihm sein Hauptkunde wegbrach. Er hat sich mit befreundeten Unternehmern zusammengesetzt, offen darüber geredet und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Was ist daraus entstanden? BNI, ein sehr erfolgreiches, weltweites Geschäftsmodell.

    Das einzige, was man von einem Menschen wissen soll, ist es, ob er unsere Gedanken fruchtbar macht. Es sollte keine andere Menschenkenntnis geben als diese! (Robert Musil)

     

     

  • Mehr als im Lehrplan steht


    Vor 22 Jahren hat alles begonnen, als meine Italienischlehrerin mehr als nur das gemacht hat, was im Lehrplan steht. Gemeinsam mit einer Kollegin hat Prof. Graf einen Schüleraustausch in Kalabrien organisiert. Eine Woche waren die kalabresischen Schüler bei uns im Winter zu Besuch, eine Woche durften wir den berühmten Fasching von Castrovillari kennen lernen und noch viel mehr. Der Zufall (meine Definition davon beruht auf „es fällt mir zu“) wollte es, dass ich dabei meine nunmehr langjährige Freundin Rosa kennen lernte. Die Gastfreundlichkeit, Herzlichkeit und der extrem trockene Humor gefielen mir auf Anhieb, sodass der Besuch zur Freundschaft wurde, die bis heute hält.

    Nun lag Sibari, ihr Sommerdomizil ziemlich genau auf unserer Reiseroute. Ein kurzer Anruf, ein Freudenschrei und schon waren wir auf dem Weg zu Rosa und ihrer Großfamilie. Acht Jahre waren schon wieder vergangen seit unserem letzten Besuch. Mit Tränen in den Augen fielen wir uns in die Arme und wurden aufgenommen, als gehörten wir seit jeher zur Familie. Wir wurden bekocht, verwöhnt und viele Wünsche wurden uns von den Augen abgelesen. Revanchiert haben wir uns durch die heißgeliebten, österreichischen Süßspeisen, und auf Sonderwunsch einen echten Kärntner Reindling. Die Krönung war ein Fischertag für die Herren an Bord der Telefine. Wie immer weinte ich herzhafte Abschiedstränen, als wir nach mehrfachen Verschiebungen, schließlich nach zehn Tagen die Leinen lösten. Gedankenverloren saß ich am Schiff und dachte über die letzten 22 Jahre nach und wie alles begonnen hatte.

    Sailness-Tipp

    Als ich mir vorstellte, wie viel Aufwand es damals war, diesen Schüleraustausch mit allen Gastfamilien, Infoabenden, Sehenswürdigkeiten, Begleitpersonen zu organisieren und vor allem die Verantwortung für eine Horde Jugendliche in Süditalien zu übernehmen, überkam mich das Bedürfnis, meiner Lehrerin zu schreiben. Da ich keine Mailadresse hatte, schrieb ich (an einem Samstag in den Ferien) ein Mail an die Sekretärin des Gymnasiums mit der Bitte mein Dankeschreiben zu übermitteln. Ich wollte einfach Danke sagen, für die Freundschaft, die daraus entstanden ist, meine Freude zur Sprache und Kultur, dass meine Tochter mittlerweile selbst sehr gut Italienisch spricht und nun mit den Kindern meiner Freundin befreundet ist. Bereits vier Stunden später hatte ich schon eine Antwort meiner Lehrerin bekommen, die sich sehr über die Rückmeldung gefreut hat.

    Der Topspeaker Manfred Winterheller sagt, dass wir sehr gerne Lob und Anerkennung erfahren, aber selbst eher sparsam damit umgehen. Oft sind wir nur ein Wort oder wie in diesem Fall ein Mail davon entfernt, und wir können jemandem mit einem kleinen, echten Danke eine Freude machen.

    Wenn du dich das nächste Mal über jemanden freust oder dankbar bist, greif zum Hörer oder hau in die Tasten, aber sprich es einfach aus. Lass´ dich überraschen, was dabei herauskommt.

    Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens. (Jean Baptiste Massillon)

     

     

  • 08/2014“... ...”
  • Tu, was du liebst


    Astakos, lebt hauptsächlich von Landwirtschaft und Fischfang, sowie ein bisschen Tourismus. Gute Versorgungsmöglichkeiten in der Stadt.

    So stand die Information in unserem Küstenhandbuch. Schnell mal frische Lebensmittel kaufen und dann nichts wie wieder weg vom Festland hin zu den zauberhaften Inseln. Das war geplant, gekommen ist es anders. Wir legen bei 30kn Wind, natürlich von der Seite, am Kai an. Ein anstrengendes Manöver mit zweieinhalb Helfern an Bord. Zum Glück wurden uns am Land die Leinen abgenommen und befestigt, da man sonst sehr schnell seitlich abtreibt. Einer der Helfer war Yannis ein Kellner vom Lokal hinter unserem Liegeplatz. Bald erfuhren wir, dass wir besser nicht liegen konnten, denn alle Segler fahren zu Yannis in Astakos. In der Früh winkte er schon freundlich, wir durften Wasser tanken und er half, wo er konnte. Der gegrillte Käse beim Abendessen hatte uns so gut geschmeckt, dass wir einen fürs  Boot kaufen wollten. Kein Problem kurz vor 12.00 Uhr Mittag schwang sich Yannis mit mir im Gepäck auf sein Moped. Meine Füße schliffen fast am Boden, er rauchte vorne fröhlich und so knatterten wir zum Markt. Natürlich trug er meine Einkäufe und strahlte übers ganze Gesicht, als er bei seinen Freunden vorbeifuhr. Mir machte es auch riesigen Spaß und so war es kein Wunder, dass alle Segler sich zu Mittag oder am Abend bei Yannis einfanden. Kein Mensch weiß, wie das Lokal seines Chefs heißt, denn alle gehen zu Yannis.

    Sailness-Tipp

    Das Flair von Astakos war nicht ganz so berauschend, wie in anderen griechischen Städten. Was uns aber in den Bann gezogen hat, war Yannis Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, die wir wirklich in unser Herz geschlossen haben. Wenn wir also auf unser erstes Monat an Bord zurückblicken, war Astakos das Highlight.

    Egal ob selbständig oder im Angestelltenverhältnis gibt es bei uns im Arbeitsleben mindestens so viel Mitbewerb, wie es traumhafte griechische Inseln gibt. Der entscheidende Unterschied, den wir hier in Astakos erlebt haben, war Hilfsbereitschaft und die Liebe, etwas zu tun, ohne etwas zu erwarten. Yannis hat unsere Herzen berührt, und das bleibt.

    Wie nahe bist du schon an deinem Traum, der es dir ermöglicht, das zu tun, was dir wirklich am Herzen liegt? Hast du es gefunden, geht es nie um Geld oder Prestige, sondern darum, das innerste Ziel zu verwirklichen und Sinnvolles zu tun.

    Tu was du liebst und du musst nie wieder arbeiten. (Samuel Woitinski)

  • Das Unternehmen


    Ein Brett, ein Klappstuhl, ein blauer Pareo und zwei Kerzen. Schnell war alles Notwendige organisiert, als Sanna und ihre beiden italienischen Freundinnen vom Nachbarschiff beschlossen, Sannas selbstgebastelte Armbänder zu verkaufen. Ein optimaler Platz an der Promenade war gleich gefunden und der Stand einladend dekoriert. Wir waren natürlich sehr neugierig, wie das Geschäft anläuft. Als wir am Weg zum Verkaufsstand waren, kamen uns die beiden Italienerinnen entgegen, da sie so kurz vor Mitternacht schon ins Bett mussten. Nun war also unser Kind alleine beim Verkaufen in Griechenland mit minimalen Englischkenntnissen. Zuerst konnten wir sie gar nicht sehen, denn vor ihrem Verkaufsstand war eine ganze Menschentraube. So konnten wir unentdeckt (mit Stolz geschwellter Brust) die Szene beobachten. Sanna plauderte, empfahl, lachte mit den Kunden und wo ihr Englisch nicht reichte, taten es die Hände und Füße. Sie hatte nicht nur Spaß, dabei sondern auch Erfolg und war stolz auf ihr erstes selbstverdientes Geld. Ich bin mir sicher, dass heute bereits die nächsten Armbänder geknüpft werden.

     

    Sailness-Tipp

    In einem Land, dessen Sprache Sanna nicht spricht, mit Mini-Englischkenntnissen, steht sie alleine mit einem mit Liebe improvisierten Verkaufsstand an der Promenade und verkauf mit Händen und Füßen.

    Wie viele Ideen und Unternehmungen haben viel bessere Voraussetzungen und werden doch nicht realisiert? Ich bewundere Sannas Kreativität und ihren Mut, die Dinge einfach angepackt und ausprobiert zu haben. Sie hat sich keine Gedanken gemacht, was sie alles noch nicht weiß oder kann, sondern hat ihr erstes Unternehmen mutig in Angriff genommen.

    Überlege, welche Ideen und Projekte noch in dir schlummern… und mach einfach den ersten Schritt. Oft denken wir zu lange über alle Eventualitäten nach und grübeln über Dinge, die wir noch nicht können, haben, wissen etc. An unseren Kindern können wir uns hier ein großes Beispiel nehmen.

    Lass´ es uns einfach wagen und sehen, was passiert.

     

    Drei Buchstaben führen uns zum Erfolg „TUN“!

     

  • unerwartete Hilfe

    Wiedermal erkundigten wir uns im Marinabüro „La direzione“, ob unser Paket nun schon angekommen sei. Wenn nicht, wollten wir trotzdem weiterfahren. Doch dann kam alles anders. Wir wurden im Office von Udo angesprochen, einem Deutschen, der mit seiner Frau Waltraud und ihrem Boot in Süditalien unterwegs ist. Wir plauderten nett, als er in einem Nebensatz sagte, dass er schon seit 2000 auf dem Schiff lebte und sieben Jahre in der Karibik verbrachte. Das war eine Überraschung. Als er hörte, was wir vorhatten, bot er gleich an, uns sein Kartenmaterial und Seglerbücher zu schenken. Nicht lange dauerte es, und wir saßen gemütlich auf ihrem Schiff. Wir merkten zwar, dass es draußen regnete, aber nach einigen Stunden Austausch, war auch der wieder vorbei. Unser Gespräch war so inspirierend intensiv und lustig, dass wir uns auch die nächsten Tage immer wieder trafen und gar nicht merkten, wie die Zeit verrann. Die beiden waren Mitte 70, was man ihnen überhaupt nicht ansah, und strotzen vor lauter Optimismus und Offenheit. Das besondere an unseren Gesprächen war, dass wir trotz unseres Alters und der vergleichbar geringen Segelerfahrung gleichwertige Gesprächspartner waren. Sie freuten sich so mit uns und unterstützten uns, wo sie nur konnten. Zwischendurch wurde es dann im Lokal wieder ganz leise, wenn Udo seinen berühmten Lacher ertönen ließ, der einfach zum Mitlachen ansteckte.

    Sailness-Tipp

    Um ein Ziel zu erreichen, ist Unterstützung jeglicher Art hilfreich, sei es in unserem Fall mit Kartenmaterial, Flaggen oder Küstenhandbücher. Noch viel wichtiger aber ist es, Menschen um sich zu haben, die an dich glauben, dein Ziel respektieren und dich so stärken.

    Hast du ein Ziel vor Augen, dann überleg dir, wem du es als erstes mitteilst. Es muss nicht immer das engste Umfeld sein, denn dort herrschen oft Ängste und Abhängigkeiten vor. Denk nach, wer dir grundsätzlich positiv gegenüber eingestellt ist, der mit dir mitdenkt und dessen Unterstützung dir sicher ist. Verbring also Zeit mit Menschen, die dich zu schätzen wissen, denn das regt deine eigenen Gedanken der Wertschätzung an. Verbringst du hingegen Zeit mit Menschen, die als erstes deine Fehler sehen, rücken auch diese bei dir in den Mittelpunkt der Wahrnehmung, sodass Zweifel am Erreichen des Zieles die logische Konsequenz sind.

    Sei wählerisch, wem und was du deine Aufmerksamkeit widmest. Wähle genau aus, mit wem du deine Zeit verbringst, der dich inspiriert und dir das Gefühl gibt, dein Ziel erreichen zu können.

    Um etwas zu ändern, musst du es sehen, wie es sein soll. (The Law of Attraction)

  • 07/2014“... ...”
  • Von 0 bis 100 und wieder retou ...


    „Und seid´s schon aufgeregt?“, wurden wir regelmäßig vor unserer Abreise gefragt. „Aufgeregt nein, aber wir haben keine Ahnung, wie wir vorher noch alles erledigen sollten. “ Es war ein hartes Stück Arbeit das Haus auszuräumen, sich um die Vermietung zu kümmern, das Boot hochseetauglich zu machen, alles zu bunkern, Sannas 1. Schuljahr an Bord vorzubereiten, die zwei Firmen umzustrukturieren, alle unnötigen Dinge zu kündigen – und das alles gleichzeitig. Uns schwirrte der Kopf um ja nichts Wichtiges zu übersehen oder zu vergessen. Ganz nebenbei arbeiteten Enrico und ich noch bis eine Woche vor der Abfahrt. Wir hatten also jede Menge zu tun und arbeiteten von frühmorgens bis spät in der Nacht mit 150%. Plötzlich war der Zeitpunkt unserer Abfahrt da. Wir genossen jede Sekunde mit unseren Lieben, die uns entweder zuhause oder in Aquileia besucht hatten. Am Dienstag, 15. Juli 2014 hieß es dann Leinen los. Ein paar Tränen verdrückten wir natürlich schon bei der Abfahrt. Am Ende der Lagunenstraße von Grado fiel dann der Druck von uns ab und vor uns lagen 300 Seemeilen voller Nichtstun und Freiheit.  Kaum vorstellbar.

     

    Sailness-Tipp

    Wie kommt man von 0 auf 100? Ganz leicht. Meist weil es die äußeren Umstände verlangen und wir uns einfach anpassen müssen. Wie kommt man jedoch von 100 auf 0? Eine gute Frage, speziell vor der Urlaubssaison. Überlege dir, was du gerne mit auf Urlaub  nehmen möchtest? Pack dir ein imaginäres Handgepäck, das bewusst nur die Dinge enthält, die du mitnehmen möchtest. Überleg genau, was du überhaupt nicht brauchst und lass es zuhause. Gerne kannst du dir auch ein paar Notizen machen. Notiere, was du mitnimmst und pack es tatsächlich ein. Schreib auf, was du nicht brauchst und lass diesen Zettel zuhause liegen.

    Was haben wir an Bord der SY Telefine genommen um wieder auf 0 zu kommen? Gute Laune, schöne Erinnerungen an unsere Lieben, Humor, Zeit für einander,…

    Was haben wir da gelassen? Stress, Gereiztheit, Müdigkeit ohne Ende,…

    Übrigens, das funktioniert nicht nur im Urlaub sondern auch an jedem Abend, dem Wochenende, ect.

     

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. (Mahatma Ghandi)

     

  • Stress – was wären wir ohne ih ...

    Noch ist die Erledigungsliste vor unserer Reise endlos lang. Noch sind viele Dinge zu erledigen. In den letzten Wochen haben wir sehr viel geschafft. Am Boot gibt es viele neue Ausrüstungsgegenstände, das Haus ist bis auf einen kleinen Stauraum ausgeräumt und dank unserer Freude geputzt. Wir haben einen Hausflohmarkt gemacht und alles Überflüssige verkauft. Der ganze andere Hausrat ist auf fünf Plätze aufgeteilt, und ich habe (fast) noch den Überblick. Ja, und wir sind wieder bei meinen Eltern eingezogen. Nebenbei und doch hauptberuflich haben wir noch gearbeitet. Manchmal waren wir am Ende unserer Kräfte und haben einfach nur noch funktioniert. Auf die Frage: „Wie siehst du dich denn da noch aus?“ Konnte ich nur antworten: „Ich denke nicht darüber nach und mache einen Schritt nach dem anderen.“ Und plötzlich war es da, das langersehnte, lange Wochenende. Zuerst gelang es mir kaum von meinem Energiepegel herunter zu kommen, doch ein paar Gläschen Wein in netter Gesellschaft halfen, endlich mal eine Nacht durchzuschlafen. Geplant war ein letzter Segelbesuch in Kroatien und das Testen unserer Ausrüstungsgegenstände an Bord.

    Sailness-Tipp

    Erst am zweiten Tag fand ich wirklich Ruhe und schlief fast den ganzen Tag. Da fiel mir erst auf, wie müde und erschöpft ich wirklich war. Enrico ging es ganz ähnlich. Plötzlich bekam ich ein schlechtes Gewissen, weil ich nichts tat und da fielen sie mir wieder ein, die Treiber und Bremser unseres Lebens:

    - Sei schnell! - Mach es allen recht! - Sei stark! - Sei perfekt! - Streng dich an!

    Überleg´ was dich in deinem Leben antreibt. Beachte, dass alles im Leben zwei Seiten hat. So auch diese Medaille. Auf der einen Seite ermöglichen dir deine Treiber, große Dinge zu schaffen. Auf der anderen Seite können sie es manchmal auch über-treiben und dich bremsen. Die eigenen Treiber und Bremser zu kennen, ist sinnvoll. Auf die Treiber kannst du dich verlassen und sie gezielt einsetzen. Die Bremser kannst du rechtzeitig identifizieren, sodass sie dich auf deinem Lebensweg nicht blockieren. Jeder Mensch hat meist 1-2 starke Treiber. Was sind deine?

    So, und nun genieße ich noch den Rest des Wochenendes und tanke Kraft für die bevorstehenden Herausforderungen vor unserer Reise.

    „Der Glaube an unsere Kraft kann sie ins Unendliche verstärken.“ Friedrich von Schlegel

  • 06/2014“... ...”
  • Eigentlich – ein Zauberwort


    Eigentlich war ich vor 20 Jahren stolz auf eigenen Beinen zu stehen und schon während des Studiums eine Wohnung zu haben. Eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, wieder mal bei meinen Eltern zu wohnen. Eigentlich wollte ich nie als Volksschullehrerin arbeiten, weil ich dachte, das System wäre zu eng für mich. Eigentlich wollten wir unsere Segelreise erst in acht bis zehn Jahren beginnen. Doch was habe ich tatsächlich gemacht? Unsere Reise beginnt in wenigen Tagen, wir haben unser Haus vermietet und ziehen wieder zuhause ein und schlussendlich arbeite ich mit ganzem Einsatz und voller Leidenschaft als Volksschullehrerin.

     

    Sailness®-Tipp

    Zum Glück schwingt beim Wörtchen „eigentlich“ immer ein bisschen Zweifel mit, der uns einen gewissen Spielraum gibt. Erkennt man es, wirkt es wie eine Stopptafel. Wir können anhalten, kurz nachdenken, ob wir am richtigen Weg sind. Gerade dieses Innehalten ermöglicht es uns, darüber nachzudenken, was wir wirklich, wirklich wollen. Wie eine Stopptafel uns vor gefährlichen Verkehrssituationen schützt indem wir das Tempo herausnehmen, kurz anhalten, besonders gut schauen und dann erst sicher weiterfahren, hilft uns das Wörtchen „eigentlich“ am richtigen Weg zu bleiben bzw. Dinge wahrzunehmen, die wir auf der Überholspur vielleicht übersehen hätten.

    Achte darauf, wann du selbst das Wörtchen „eigentlich“ in deinen Mund nimmst.

    Schau genau, warum du es verwendet hast, welche Zweifel bei deiner eigenen Aussage mitschwingen und vor allem was du tatsächlich machen möchtest.

    Nutze den Spielraum, den dir dieses kleine Wörtchen sichtbar macht und setze um, was du wirklich für wichtig hältst.

     

    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur von Samos)

     

  • 05/2014“... ...”
  • Step by Step ...

    Was passt alles in sieben Tagen? Maststufen, Kabel des Solarpaneels, Netze im Innenraum montiert, drei Zimmer des Hauses leergeräumt, erste Möbel gesiedelt, alle Bankangelegenheiten gecheckt, den häuslichen Unterricht angesucht und bereits genehmigt bekommen, haltbare Lebensmittel vom Haus aufs Boot geschafft, Kakerlaken sicher verstaut, beschriftet und in Vorratslisten erfasst. Jede freie Minute sind war am Ausmisten, Packen, Umräumen, Beschriften, Montieren und ganz nebenbei noch voll am Arbeiten. Wir schaffen von morgens früh um 5.00 bis spät in die Nacht und kippen jeden Tag ins Bett. Beflügelt von den bevorstehenden Abenteuern leisten wir schier Unmögliches.

     

    Sailness®-Tipp

    Den Blickwinkel auf unser Leben können wir jede einzelne Minute unseres Lebens frei wählen. Die Frage ob das Glas halb voll oder halb leer ist, begegnet uns laufend in unterschiedlichen Varianten. Bei uns stellt sie sich derzeit in Form unserer Erledigungslisten. So viel ist noch zu tun, dass wir zwischenzeitlich immer wieder mal einen Anflug von Panik erleben, ob sich das alles noch ausgeht. Sehen wir die langen Listen, betrachten wir das halbvolle Glas. Sehen wir hingegen die Arbeit, die wir an einem Tag geschafft haben und die Punkte, die erledigt wurden, ist unser Glas (mehr als) halb voll. Einen Schritt nach dem anderen zu gehen, zufrieden zu sein mit den bewältigten Arbeiten, hilft weit mehr als der sorgenvolle Blick in die Zukunft. Wenn ich daran denke, dass ich neben meiner Arbeit in drei Wochen 350m2 unseres Hauses ausräumen muss, bekomme ich die Panik. Wenn ich mir jeden Tag schaffbare Aufgaben vornehme und dann stolz in einen leeren Raum blicke, gehe ich mit einem guten Gefühl schlafen und weiß, dass auch der Rest zu schaffen ist.

    - Überlege auch du dir in welchen Situationen du eher das halbleere Glas in deinem Leben siehst.

    - Richte deinen Fokus auf die Gegenwart und schau, was du tatsächlich tun kannst, damit das Glas gut gefüllt wird.

    - Blicke zurück auf das Geschaffte und sei stolz darauf, was du getan und erreicht hast.

     

    Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. (Epikur von Samos)

     

  • Ein Traum wurde wahr

    Wenn wir über unsere Reise erzählen, kommen wir natürlich oft auf das Thema Schule, Freunde und Gesellschaft gleichaltriger Kinder und das soziale Gefüge  unserer Tochter  Sanna zu sprechen. Natürlich gibt es einige Dinge, die anders als in Österreich sein werden. Ich unterrichte Sanna selbst, wir ziehen ständig weiter und wer weiß, ob es viele Kinder in ihrem Alter geben wird. Das ist die eine Seite der Medaille. Sie lernt spannende Leute kennen, kann sich in mehreren Sprachen unterhalten, geht offen auf Menschen zu und kann Kontakte knüpfen. Das ist die andere Seite der Medaille. Heute sind wir überglücklich, denn während wir am Boot arbeiten, ist Sanna mit ihrem italienischen Freund Valentin und seinen Basketballkollegen auf einem Radausflug. Ohne Bedenken hat sie die Chance genutzt und sich gefreut mit ihrem neuen Rad ans Meer zu fahren. Dass alle Kinder italienisch sprechen und sie nur ein Kind gekannt hat, ist dabei nebensächlich. Wir haben immer davon geträumt, dass unser Kind mehrsprachig aufwächst und offen für andere Menschen und Kulturen ist. Nach vier Jahren in der zweisprachigen Volksschule Lind kann Sanna sich gut in Italienisch unterhalten und organisiert sich alles, was ihr wichtig ist.

     

    Sailness®-Tipp

    2005 habe ich zu meinem Geburtstag ein schönes, kleines Notizbuch erhalten. Damals habe ich meine Lebensziele darin notiert und dann irgendwann auf das Büchlein vergessen. Heuer habe ich es wieder gefunden und die elf Ziele von damals gelesen. Das Besondere ist, dass sich alle meine Wünsche in der Zwischenzeit erfüllt haben oder gerade im  Begriff sind. Unter anderem, dass Sanna mehrsprachig aufwächst. Ich hatte richtige Gänsehaut beim Lesen.

    Das Schriftliche hat bei der Erreichung seiner Ziele eine magische Wirkung. Das geschriebene Wort verstärkt die Realisierung, indem es sich besser in unserem Unbewussten manifestiert. Es kann uns auch als Visualisierung behilflich sein, unsere Ziele zu erreichen. Es hält tatsächlich das fest, was wir uns zu einem bestimmten Zeitpunkt gedacht haben. Im Gegensatz dazu wird Gedachtes oder Erlebtes bei der Erinnerung mit neuen Erfahrungen und Gefühlen kombiniert und neuerlich abgespeichert. So verändert es sich im Laufe der Zeit.

     

    Nimm dir ein Blatt Papier oder besser noch einen schönen Block. Notiere darauf, was du in deinem Leben noch alles machen oder erreichen möchtest. Denk nicht lange nach, sondern schreib alles auf, was dir in den Sinn kommt. Höre erst auf, wenn dir nichts mehr einfällt. 

    Lege deine Notizen auf einem Ort ab, wo sie dir immer wieder in die Hände fallen. So kannst du sehen, ob du auf deinem Lebensweg  bist und dich mit den Dingen beschäftigst, die dir wirklich wichtig sind.

     

    Die Welt wird Traum, der Traum wird Welt! (Novalis)

     

     

     

     

  • 04/2014“... ...”
  • Osterputz, eine neue Dimension


    Der Osterputz, ein Unwort meiner Kindheit. Bevor es ans Nesterlsuchen ging, galt es noch den Osterputz zu erledigen. Wir Kinder mussten unsere Zimmer auf Vordermann bringen, sodass der Frühling und schlussendlich der Osterhase Einzug halten konnte. Als Erwachsener sieht man die Dinge naturgemäß etwas anders und freut sich über die reinigende Wirkung seines Schaffens. Seit heuer hat der Osterputz bei uns eine ganz neue Dimension erhalten. Es gilt nicht nur das große Saubermachen, sondern unser Haus Stück für Stück leer zu räumen um es zu vermieten. Knapp 350m2 voll mit unterschiedlichsten Dingen, die sich im Laufe der letzten 20 Jahre angesammelt haben. Die neue Herausforderung: Unser Leben auf ca. 36m2 zu reduzieren und dabei nichts Wichtiges zu vergessen.

     

    Sailness®-Tipp

    Der Osterputz hat genauso wie das Fasten eine tiefere Bedeutung. Wir schaffen Ordnung in unserem Zuhause, Ordnung in unserem Leben. Die ersten Frühlingsblumen blühen und unser Heim erstrahlt in neuem Glanz. Die Tage werden länger, es zieht uns raus in die Natur, unsere Lebensenergie stellt sich auf Sommerzeit ein.

    Sich um alle Besitztümer zu kümmern braucht Zeit und bindet Energie. Der Rasen gehört gemäht, Accessoires abgestaubt, Blumen gegossen, Bücher gelesen, neue Regale gekauft… Ein scheinbar nie enden wollender Kreislauf unserer Konsumgesellschaft.  Doch dann kommt unser Osterputz und wir können überlegen, welche Anschaffungen uns von unseren echten Träumen und Zielen abhalten.

       - Welche Dinge brauche ich wirklich? Was ist mir teuer und wichtig?

       - Was habe ich die letzten zwei Jahre nicht gebraucht und auch nicht vermisst?

       - Was sind meine drei eifrigsten Zeit- und Energieräuber, die mich abhalten, das zu tun, was ich wirklich möchte?

     

    Erkannt? Dann nichts wie weg damit und den neuen Freiraum genießen! Es lebe der Osterputz!

     

     

    Der einfachste Weg zur Freiheit führt über gutdurchdachtes Weglassen. (Birgit Kabas)

     

     

  • Zufriedenheit, die kleine Schw ...

    Seit Freitag sind wir fleißig am Werkeln, denn unsere Telefine möchte so schnell wie möglich wieder in ihr natürliches Element. Das Unterwasserschiff ist abgeschliffen, die Seeventile zum Glück dicht und unser Megaprojekt, der Geräteträger zum Großteil montiert. Er ist ein Herzstück unserer Aufrüstung, denn er trägt die gesamte Stromversorgung sowie alle wichtigen Antennen, damit wir mit der Außenwelt in Verbindung bleiben können. Wir haben viele italienische Handwerker an Bord, die immer die Größe unseres Schiffes bewundern. Enrico und ich ertappen uns manchmal dabei, dass wir größere Boot ein wenig sehnsüchtig ansehen und uns denken: „Da hätten wir ca. 4m2 mehr Stauraum.“ Tauschen würden allerdings trotzdem nicht, denn wir vertrauen unserem Schiff, das uns schon sicher durch Stürme gebracht hat. Wir gewöhnen uns schnell an das einfache Leben und genießen im Moment schon einen kleinen Vorgeschmack auf unsere Reise. Momentan leben wir sehr einfach auf unserer Schiffsbaustelle, ohne Wasser und Toilette an Bord. Wir fühlen uns aber rund um wohl und sehr zufrieden.

    Sailness®-Tipp

    Zufriedenheit ist eine Eigenschaft, die durch den Glückshype viel an Ansehen verloren hat. Es ist wenig attraktiv mit dem zufrieden zu sein, was man hat. Die Werbemaschinerie fordert uns permanent auf, immer mehr zu konsumieren, zu besitzen. Das bringt (angeblich) das wahre Glück. Zufriedenheit ist die kleine Schwester des Glücks, eng verwoben mit dem Gefühl der Dankbarkeit. Nur wer die materiellen und nicht materiellen Schätze seines Lebens schätzt und mit ihnen zufrieden ist, kann wirklich glücklich sein. Viel zu oft betrachten wir alles als selbstverständlich und nehmen unsere Besitztümer aber auch Gesundheit und Freundschaft gar nicht bewusst war. Erst wenn wir krank sind oder einen Freund verlieren, wird uns bewusst, wie zerbrechlich unser Glück ist.

    Daher nutze die Feiertage und lenk deine Aufmerksamkeit zu den wahren Dingen deines Lebens.

    - Genieße während der Osterfeiertage einen schönen Spaziergang. - Geh langsamer als sonst und nimm die Dinge rund um dich bewusst war. Manchmal bemerkst du die Besonderheiten schon, wenn du das Tempo reduzierst oder einfach nur die Richtung wechselst.

    - Überlege dir, was du an deinem Leben schätzt, für was du dankbar und zufrieden bist.

    Arm ist nicht der, der wenig hat, sondern der, der nie genug bekommen kann. (Jean Guéhenno)

  • Vier Hände an Land


    Nachdem wir  alle drei nun endlich wieder gesund sind, geht’s auf zum nächsten Arbeitswochenende nach Cervignano. Das Boot steht seit einer Woche an Land und wartet auf die unzähligen Arbeitsschritte, die noch notwendig sind, um unser Schiff hochseetauglich zu machen. Wir tauschen die Seeventile, Schleifen das Unterwasserschiff für den neuen Anstrich, Bearbeiten das Rigg, das den Mast stabilisiert...  Enrico ist draußen im Regen, ich darf im Trockenen die Arbeiten von innen erledigen, bin quasi sein Gegenpart beim Einbauen der neuen Ventile. Nachdem mir das Sitzen und Warten gar nicht liegt, bin ich auf der Suche nach neuen Aufgaben. Die meisten Arbeiten sind momentan allerdings mit sehr viel Kraftaufwand oder technischem Können verbunden. Also findet Rico, dass es für mich nicht sehr viel zu tun gibt. Was kann ich also Sinnvolles tun? Ich sitze am Kartentisch, blicke mich um, rätsle und finde schon wieder etwas, das WIR verbessern können. Eine Leiste da, ein Netz dort, damit uns die Dinge bei starkem Seegang nicht durch die Gegend fliegen und ich als Verproviantierungsmeisterin wieder etwas mehr Platz habe. Enrico stöhnt, denn das bedeutet schon wieder neue Arbeit für ihn. Tja, würde er etwas Arbeit delegieren, hätte ich nicht so viel Zeit, dass mir laufend neue Dinge einfallen.

     

     

    Sailness®-Tipp

    Wer kennt sie nicht, die Tage die schon beim Aufstehen zu kurz sind? Das ist zu erledigen, das darf ich ja nicht vergessen, das steht schon so lange an und dies ist besonders dringend. Bereits vor dem Frühstück ist man im Hamsterrad und arbeitet den ganzen Tag bis spät am Abend vor sich hin. Man funktioniert, hält dem Druck stand und fragt sich vielleicht, ob das alles im Leben sein kann.

    Eine  bedeutende Frage lautet: „Muss ich alles selbst machen?“

    Ich bin ein Freund von Todo-Listen, denn so hat man den Überblick. Man muss sich nicht überlegen: „Was ist nochmal schnell der 8. Punkt, der heute ganz dringend zu erledigen ist?“ Das schönste ist aber das Erfolgserlebnis, wenn man einen erledigten Punkt mit Genuss durchstreichen kann.

    Und vor allem kann man sich überlegen: „Wer und in welcher Form kann mir Arbeit abnehmen?“

     

    Ich hoffe, mein Lieblingsskipper liest den Sailness-Brief auch, macht fürs kommende Wochenende eine Liste und packt das notwendige Werkzeug ein,  sodass ich noch ein bisserl mehr arbeiten kann und er dafür weniger.

    Mit jedem Paar Hände bekommst du einen freieren Kopf. (Jack Stack, amerik. Topmanager)

     

     

  • 03/2014“... ...”
  • Grenzen erkennen, Grenzen acht ...


    Nun hat es mich echt erwischt. Das letzte Mal war ich 2008 krank, sonst immer fit. Habe mit Freude gearbeitet und meine Projekte realisiert. Kranksein, das konnte ich mir als Unternehmerin gar nicht leisten. Immer gab es Gründe, warum ich gerade jetzt nicht krank werden konnte. Und das letzte Jahr gab es von diesen Gründen noch ein paar mehr. Im Herbst hatte ich gleich drei Jobs, als Volksschullehrerin, Lektorin der FH sowie als Beraterin und Coach. Klar war es viel, aber es wird ja bald weniger. Ein klarer Fall von DENKSTE. Immer wieder kamen neue Aufträge rein, unser Projekt nähert sich der heißen Phase, und alles was ich anpacke, mache ich ganz oder gar nicht.

     

    Sailness®-Tipp

    Grenzen überschreiten! Die Komfortzone verlassen! Den eigenen Schweinehund überwinden! Diese Aufmacher hören oder lesen wir gar nicht so selten. Toll, erstrebenswert! Stimmt, ja! Aber nicht um jeden Preis. Ich denke, es gibt viele mutige Leute, die regelmäßig ihre Komfortzone verlassen, ihre Grenzen überwinden, dran bleiben. Das sind vielfach auch diejenigen, die das Andere lernen dürfen, nämlich das Grenzen achten. Das Beachten und Respektieren ihrer persönlichen Grenzen. Wie ich gehen viele Leute aus unterschiedlichen Motiven heraus über ihre Grenzen hinweg. Unser Körper ist wie eine Warnanlage und zeigt uns, wenn es zu viel ist. Zuerst leuchtet ein kleines, zartes Lämpchen auf und zeigt, dass es „eigentlich“ schon genug wäre. Reagieren wir nicht, wird das Lämpchen immer greller, blinkt und möchte auf den Alarm aufmerksam machen. Oft braucht es jedoch schon eine schrille Sirene, damit man den Handlungsbedarf sieht, bevor das System, unser Organismus zusammenbricht. Eine wichtige Lernerfahrung ist es, nicht alles aushalten zu müssen, sondern schon vorher im eigenen Sinne reagieren zu dürfen. Das kann sein eine kurze Auszeit, die Kündigung einer energieraubenden Zusammenarbeit, eine kleine Freude für uns ganz alleine im Alltag. Wir müssen auf keinen Fall, warten bis das „Fassl“ überläuft. Je besser wir mit uns umgehen und die eigenen Grenzen achten, desto länger werden wir unseren Erfolgsweg beschreiten.

    Hast du dir das schon mal überlegt?

       - Wie zeigt mir mein Körper, wenn es wirklich genug ist? (Alarmsirene)
       - Welches Signal sendet er mir schon davor, wo ich noch leicht reagieren kann? (kleines Lamperl)

     

    Ein NEIN ist ein JA zu mir selbst. (Eveline Fugger)

     

  • Blesshühner und die Entdeckung ...


    Kein einziger Tag vergeht, an dem wir nicht mehrere Stunden an unserem Sailness-Projekt arbeiten. Enrico ist gerade mit Sanna in Italien und zieht endloslange Kabel verschiedenster Farben ein. Ich bin zuhause, bereite mich gerade auf ein Seminar am Sonntag vor und reduziere ganz „nebenbei“ unseren Hausstand. Unglaublich was sich da in knapp 20 Jahren so angesammelt hat. Zwischendurch haben wir uns diese Woche einen halben Tag Auszeit im Badehaus Millstatt gegönnt. Wir saßen auf der Terrasse und blickten gedankenverloren auf den See. Von Westen kam etwas Wind auf und die Blesshühner schaukelten auf den kleinen, spitzen Wellen. „Diese Blesshühner glauben auch, dass die Wellen hier extrem hoch sind.“ sagte ich zu Enrico.

     

    Sailness®-Tipp

    Selbst- und Fremdwahrnehmung sind immer wieder faszinierend zu erleben, besonders wenn sie etwas auseinander klaffen. Das ist zwar etwas unbequem, birgt aber ein riesiges Entwicklungspotenzial.
    Als Unternehmensberaterin habe ich es häufig erlebt, dass Menschen sich selbst und ihre Arbeit als ausgezeichnet einstuften, aber keinerlei Vergleich von außen dazu hatten. Das ist genauso, wie bei den Blesshühnern, die nur ihre Welt kennen und daher glauben, dass es keine größeren Wellen geben kann. Genauso geht es uns Menschen. Wenn wir immer nur in unserem bekannten Gewässer schwimmen, ist die Weiterentwicklung begrenzt. Erst wer neue Erfahrungen sucht und sich auch Feddback von außen holt, kann erkennen, welche Möglichkeiten das Leben sonst noch bietet und sich dementsprechend weiterentwickeln. Luft nach oben, Wasser nach unten - gibt es immer.

    Nutze die ersten Frühlingstage und überlege:

      -  Wann habe ich zuletzt meine Komfortzone verlassen?
      -  Von welchen Vertrauenspersonen kann ich mir ein ehrliches Feedback einholen?

    Auf der Welt gibt es noch viel zu entdecken. Menschen, die offen in die Welt blicken, wissen, dass es noch viel mehr als die kleinen Wellen unseres wunderschönen Milttstättersees gibt.

     

    Solange man selbst redet, erfährt man nichts. (Marie von Ebner-Eschenbach)

     

     

  • Das Ende des Lernmarathons


    Nach einem wahren Lernmarathon von Enrico ist die Amateurfunkprüfung endlich geschafft. Zwischen 8 und 10 Stunden täglich ackerte er sich durch die theoretischen Wüsten des Amateurfunkens. Reine Theorie und wenig Praktisches, das wir bei unserer Reise brauchen können. Die Verzweiflung stand ihm zwischendurch schon ins Gesicht geschrieben. Sanna und ich unterstützten ihn nicht nur mental, sondern verwöhnten unseren Funker mit so manchem Leckerbissen.

    Nun haben wir also einen wichtigen Meilenstein auf unserem Weg erreicht. Rico meint, es war der größte bei der gesamten Vorbereitung. Die Erleichterung ist bei allen spürbar und wir haben einen Verwöhn- und Erholungsnachmittag eingelegt.

     

    Sailness®-Tipp

    Die großen und kleinen Erfolge im Leben gehören gefeiert. Damit richten wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Stärken und gehen einen weiteren Schritt in Richtung „Engelskreis“ (dem Gegenteil des Teufelskreises), der uns im wahrsten Sinne des Wortes beflügelt. Weg mit der antrainierten, österreichischen Bescheidenheit! Sind wir stolz auf unsere Leistungen, dann gehört das auch richtig gefeiert, denn unseren Gedanken folgen Gefühle, unseren Gefühlen folgen Taten, unseren Taten folgen  unsere Gewohnheiten und diese bestimmen unseren Charakter. Damit also auch im hohen Alter unsere Mundwinkel noch nach oben zeigen, lassen wir am besten die Bescheidenheit beiseite und sind einfach stolz auf unsere großen und vor allem die vielen kleinen Leistungen. Kennen wir unsere Stärken und sind grundsätzlich stolz auf uns selbst, können wir auch viel liebevoller mit unseren Schwächen umgehen.

    Überlege dir jeden Abend:

                - Auf was bin ich heute besonders stolz?

    Du wirst überrascht sein, was dir alles einfällt, wenn du hinschaust. So kannst du voller Zufriedenheit deine Nachtruhe beginnen.

     

    Achte auf deine Gedanken. Sie sind der Anfang deiner Taten. (Chinesische Weisheit)

     

     

  • 02/2014“... ...”
  • Von Kauderwelsch und Co

    Momentan bekomme ich Enrico sehr wenig zu Gesicht. Er sitzt im Büro und lernt Stunde für Stunde um kommende Woche die Amateurfunkprüfung zu bestehen. Rein theoretisches Wissen, endlos lange Sätze, nichts was in die Praxis umgesetzt werden kann. So viel habe ich ihn nicht mal zur Matura lernen gesehen. Am Dienstag dann der große Tag. Drei Prüfer vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) nehmen die Prüfung ab. Das Ergebnis muss sitzen, denn es gibt keinen weiteren Termin vor unserer Abreise. Ganz schön viel Druck, der momentan auf Enrico lastet, denn ohne die Prüfung können wir offiziell keine Funknummer anmelden.

    Wie schafft man es also, sich in solchen Situationen zu motivieren und durchzuhalten? Wie gelingt es Enrico, die „Kauderwelschsätze“ im Gedächtnis zu behalten?

     

    Sailness®-Tipp

    Um erfolgreich zu sein, müssen wir wissen, was wir wirklich wollen. Haben wir ein Ziel für uns definiert und vor allem verinnerlicht, dann haben wir auch das notwendige Durchhaltevermögen um die Ziellinie gut zu überschreiten. Der springende Punkt dabei ist, dass unser Ziel uns Sinn und positive Emotionen vermittelt und nicht nur rein unserer Vernunft entspricht. Ist dies der Fall, bekommen wir quasi als Geschenk das Durchhaltevermögen, das uns dabei hilft große und kleine Hürden zu überwinden.

    -  Überprüfe deine aktuellen Ziele, und überlege, ob du voll und ganz dahinter stehen kannst. -  Schau drauf, welchen Sinn sie stiften und welchen Nutzen sie dir bringen. -  Überlege dir eine positive Situation, die dich beflügelt und durchhalten lässt.

    Bei Durststrecken lohnt es sich vom Weg aufzuschauen und einen Blick in Richtung Ziel zu werfen. Dabei spielen Emotionen eine wichtige Rolle. In Ricos Fall ist es also nicht der Druck, der ihn zum Durchhalten anspornt. Es ist eine Zukunftsvision, die ihn beflügelt. Er sieht sich bereits bei der morgendlichen Funkrunde mit unseren Seglerfreunden die Neuigkeiten austauschen, das Wetter abfragen und vielleicht sogar Sanna, die über Funk einen Treffpunkt mit ihren neuen Freundinnen zum Spielen ausmacht.

     

    Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)

     

  • Verlier dein Ziel aus den Auge ...

    Während es draußen schneit und wir schön langsam im Schneechaos versinken, arbeiten wir, vom Kaminofen gewärmt, an unserem Segelprojekt. Enrico lernt für die aufwändige Funkprüfung und bereitet alle Radarteile für die Montage in den kommenden drei Tagen  am Schiff in Italien vor. Ich schreibe Sailness®-Briefe und finalisiere die Texte fürs Sponsoring. Sanna lernt auf Babbel Englisch, um sich ab Sommer mit den internationalen Kids unterhalten zu können.  Selbst mitten im Winter vergeht kein einziger Tag, an dem wir nicht an unserem Projekt arbeiten. Jeder hat seinen Aufgabenbereich, der ihm liegt und interessiert. So kommen wir Schritt für Schritt weiter. Teilziele und messbare Erfolge helfen uns dabei, Durststrecken und Rückschläge zu meistern und auf Kurs zu bleiben.

    Sailness®-Tipp

    Etwas Neues zu wagen, birgt immer ein gewisses Risiko. Eine sorgfältige Vorbereitung und kleine Schritte bis zum Ziel sind gute Voraussetzungen, dieses auch zu erreichen. Um seinem eigenen Kurs treu zu bleiben, braucht man sehr viel Durchhaltevermögen und vor allem Selbstmotivation. Und so funktioniert´s:

     

    - Setze dir ein großes, aber realistisches Ziel.

    - Widme diesem Ziel ein Symbol.

    - Verliere dein großes Ziel aus den Augen!!!

     

    Hoppla! Wie kann man sein großes Ziel erreichen, wenn man es nicht  permanent im Auge behält?

    Man kann nicht aufmerksam auf den Weg schauen, wenn man gleichzeitig auf das große Ziel blickt und diesem einen Schritt näher kommen will. Wenn man immer nur in die Ferne sieht, dann stolpert man leicht. Bei der Planung einer neuen Segelstrecke sieht man sich zuerst den ganzen Weg auf der GPS-Karte an, dann zoomt man etwas näher, betrachtet einzelne Teilabschnitte und schließlich konzentriert man sich auf den ersten Schritt. Nur so kann man gefährliche Riffe erkennen und den richtigen Weg finden. Probier´ es mit deinem Ziel einfach aus.

    Mehr als den nächsten Schritt kann man ohnehin nie in Richtung Ziel machen. (Felix Gottwald)

  • Genuss pur!

    Bereits bei unseren Sommersegeltörns haben wir bemerkt, wie gut es tut, eine Zeit lang reduziert zu leben. Genauso wie bei unserer Atlantiküberquerung, kommenden November, haben wir für ca. 3-4 Wochen Lebensmittel an Bord gebunkert. Zum Glück ist Rico nicht nur ein genialer Skipper sondern auch ein guter Fischer und versorgt uns mit leckerem Thunfisch, Muscheln oder Calamari. Trotzdem müssen wir mit dem auskommen, was wir eingekauft haben. Geht was aus oder hat man spontan Lust auf z.B. einen Eisbecher, dann ist nichts mit einer schnellen Spritztour zum nächsten Supermarkt. So kommen wir immer wieder auf kreative Lösungen wie z.B. selbst gemachtes Eis oder wir genießen die Vorfreude auf einen besonderen Genuss.

    In unserer Zeit des Überflusses und des schnellen Genusses ist das nicht nur einer Herausforderung, sondern auch ein Geschenk. Wir haben wieder gelernt, die Vorfreude so richtig auszukosten und freuen uns wie die Kinder auf Weihnachten.

    Sailness®-Tipp Mangel fördert die Genussfähigkeit, Überfluss hemmt sie. In unserer Wohlstandsgesellschaft leben wir im ständigen Überfluss. Dies bewirkt, dass wir ohne Unterbrechung über angenehme und besondere Vergnügen verfügen können. Durch den Gewöhnungseffekt nützt sich jedoch das Glücksempfinden ab und wir erleben den Konsum als weniger beglückend.

    Eine Studie des Harvardpsychologen Jordi Quoidbach zeigt, dass Menschen nach einer  Woche „Schokoladenpause“ diese wieder viel stärker genießen konnten. Der vorübergehende Verzicht stärkt unsere Genussfähigkeit und ist ein einfacher Weg zum Glück für Zwischendurch.

    - Überleg dir, was du wieder einmal so richtig genießen möchtest. - Nimm dir vor eine Zeitlang darauf zu verzichten. - Wie hat sich der Geschmack/dein Gefühl  danach verändert?

    Geduld ist der Schlüssel zur Freude. (Arabisches Sprichwort)

  • 01/2014“Die Vorbereitungen laufen ...”
  • In 171 Tagen ...

    In 171 Tagen geht es los. Das klingt lang, ist es aber nicht. Tausend Dinge sind zu organisieren und wir führen mehrere Listen, um ja nichts zu vergessen. Das Haus ist auf den besten Immobilienseiten platziert und wir reduzieren jeden Tag ein klein wenig unseres Hausstandes. Kaum zu glauben, was sich da über die Jahre hinweg angesammelt hat. Der Raum an Bord ist extrem begrenzt, und wir können nur sehr wenig mitnehmen. Zuhause haben wir z.B. fünf Kleiderkästen, die aus allen Nähten platzen. An Bord hat jeder von uns nur zwei Fächer, wo von der Segelkleidung (Skiunterwäsche, Fleecepulli und Wetterzeug) bis hin zum Badezeug alles Platz finden muss (!!!).

    Daher überlegen wir uns bereits im Vorfeld sehr genau, was wir unbedingt brauchen und was uns so lieb ist, dass wir es unbedingt dabei haben möchten.

          Sailness®-Tipp Ein Perspektivenwechsel bringt immer neue Erkenntnisse, das Spiel mit Extremen macht vieles klar. Daher lade ich dich diese Woche dazu ein, ein kleines Gedankenexperiment zu machen. Stell dir vor, du würdest mit uns an Bord kommen und hättest ebenfalls nur einen kleinen Kasten für dich zur Verfügung. Zwei Fächer für die Kleidung, eines für persönliche Gegenstände. -Was würdest du unbedingt mitnehmen? -Was brauchst du auf alle Fälle? -Was ist dir so wichtig, dass du nicht darauf verzichten möchtest?

    In unserer Wohlstandgesellschaft schleppen wir sehr viel Ballast mit uns herum. Dies zeigt sich nicht nur in überquellenden Kleiderkästen, wo man/frau dann am Morgen trotzdem nichts Passendes zum Anziehen findet sondern auch in überfüllten Terminkalender, der unsere Arbeits- und Freizeit dominiert. Eine Reduktion entlastet und macht frei für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

     

    Der Reichtum besteht nicht darin, was wir besitzen, sondern darin, was wir genießen. (unbekannt)

     

     

  • Licht und Schatten

    0001-45Kannst du dir vorstellen, was die Entscheidung, ein paar Jahre aus dem Alltag in Österreich auszusteigen, für uns bedeutet hat? Unmittelbar nach der Entscheidung ließen uns die Gedanken einfach nicht los. Immer mehr Details sickerten in unser Bewusstsein.  „Wann soll es losgehen? Geht sich das finanziell aus? Was sollen wir mitnehmen? Wovon müssen wir Abschied nehmen? Wie wird es unsere Tochter Sanna aufnehmen und was machen wir mit unserem Hund?“ Wir konnten es selbst kaum fassen, als nach und nach Details über die Konsequenzen in unser Bewusstsein vordrangen. Euphorischer Freudentaumel wechselte sich mit Ängsten ab. Es fühlte sich fast wie ein bisschen verliebt sein an. Die ambivalenten Gefühle im ersten Monat nach unserer Entscheidung waren extrem intensiv und wir merkten, wie sehr wir wirklich lebten.

     

    Sailness®-Tipp Das dialektische Prinzip besagt, dass es ohne die Sonne keinen Schatten gibt, ohne die Trauer keine Freude, ohne Zweifel keine Weiterentwicklung. Wir können also die Sonnenseiten des Lebens nur schätzen, wenn wir auch (hin und wieder) die Schattenseiten erleben. Bist du in einer Entscheidungssituation, ob in deinem Leben etwas geändert oder beibehalten werden soll, dann helfen diese beiden systemischen Coachingfragen, eine gute Entscheidung zu treffen:

    - Was ist das Gute im Schlechten? - Was ist das Schlechte im Guten?

    So bekommen wir einen realistischeren Blick auf unsere Situation und erweitern unseren Blickwinkel. Jedes Ding hat zwei Seiten und wenn wir diese betrachten, können wir Entscheidungen viel leichter und mit mehr Weitblick treffen. Die Herausforderung ist es, Ambivalenzen in unserem Leben zu akzeptieren und zu integrieren – sie gehören zu uns.

     

    Wagt man etwas Neues, braucht auch das Zurückgelassene seinen Raum.

     

     

  • Der rechte Zeitpunkt

    Seaside Vacation Man and WomanSeit Jahren reden wir davon, einmal eine längere Segelreise zu machen, die uns vielleicht sogar um die Welt führen soll. Nie war jedoch der richtige Zeitpunkt dafür. Immer gab es wichtige Punkte, die dagegen sprachen. Zuerst meine Großeltern, um die wir uns kümmerten, dann unsere beiden Firmen, die es aufzubauen galt, das große Haus, das wir gerade hergerichtet hatten,… Gründe genug, um unser Vorhaben in die Zukunft zu verschieben. In ca. zehn Jahren sollte es dann losgehen. Dann hätte unsere Tochter Sanna die Schule schon hinter sich, die Firmen liefen (hoffentlich noch) gut, wir wären schuldenfrei. Es war einfach nie der richtige Zeitpunkt, um zu starten. Dann waren wir zu einem Vortrag von Harald Katzenschläger, Begründer der DreamAcademia www.dreamacademia.at , eingeladen. Katzi kam auf uns zu und fragte uns ganz frei heraus, was denn unsere Lebensträume wären. OHNE ZU ÜBERLEGEN antwortete ich: „Eine Weltumsegelung.“ Und plötzlich war unser ganzes Denken umgedreht. Wo wir vorher noch zweifelten und die Probleme sahen, erblickten wir nun die Chancen und Möglichkeiten unseres Vorhabens. Wir feierten diese große Entscheidung und begannen noch im Freudentaumel mit den ersten Vorbereitungen. (davon mehr im nächsten Bericht)

    Sailness®-Tipp Es gibt immer Gründe die gegen ein Vorhaben sprechen und diese fallen uns in der Regel sofort ein. Unser Verstand sagt uns an dieser Stelle, was sinnvoll, sicher und vernünftig wäre und gibt uns Anleitung, wie wir in der Routine bleiben sollen. Unseren „Controller“, der nicht immer nur zu unserem Wohl entscheidet, können wir mit folgender Frage umgehen: Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest? So kommen unsere wirklichen Bedürfnisse, Wünsche und Ziele an den Tag und meist fällt uns im gleichen Atemzug dazu ein Schritt in Richtung Realisierung ein.

    Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Tapferen ist sie die Chance. (Viktor Hugo)

  • 12/2013“....”
  • Neujahrsvorsätze

    Wir haben es durch unsere Gesellschaft weitgehend gelernt, uns auf das zu konzentrieren, was wir noch nicht so gut können, wo wir noch nicht so perfekt sind. So sehen meist dann auch unsere Neujahrsvorsätze aus. Wer kann es uns also verdenken, dass wir sie irgendwann im Laufe des Jahres über Bord werfen und uns erst gegen Ende Dezember wieder daran erinnern?

    Vor einigen Jahren habe ich mir wieder einmal vor Silvester überlegt, was ich mir für das kommende Jahr vornehmen könnte. Ich habe mich an all die gebrochenen Vorsätze erinnert und deshalb beschlossen, etwas anders zu machen.

    Also habe ich mir überlegt, was mir besonders wichtig ist, und wie ich mir während des ganzen Jahres Gutes tun kann. Dabei bin ich zum Schluss gekommen, dass mir eine angenehme, inspirierende Atmosphäre beim Arbeiten sehr wichtig ist. So bin ich kreativer, produktiver, effektiver und vor allem in einer sehr positiven Grundstimmung, die mich wieder erfolgreicher macht.

    Aus diesem Grund habe ich mir vorgenommen, noch mehr Zeit in angenehmem Ambiente zu verbringen. Ich habe mir Plätze überlegt, wo ich mich wohlfühle und all meine Besprechungen dorthin verlegt. Als Selbständige kann man sich ja aussuchen, wo man arbeitet. Es kann im kalten, chaotischen Büro des Geschäftspartners sein oder auch in einem Künstlercafé. Das Beste ist, dass dieser Neujahrsvorsatz schon fünf Jahre alt ist und ich ihn immer noch in bester Erinnerung habe und vor allem lebe.

    Was hat das Ganze mit Sailness zu tun? Ich habe meinen Arbeitsbereich nicht mehr nur auf ein Büro begrenzt gesehen und weiß, dass ich weltweit arbeiten kann. Warum nicht auf unserem Segelboot, während wir die Welt entdecken?

    Sailness®-Tipp Überlege dir, was dir in deinem Leben so wichtig ist, dass du unbedingt mehr davon in deinem Alltag haben möchtest? Die neuesten Erkenntnisse der Gehirnforschung bestätigen, dass unsren Gedanken, Handlungen folgen, die wiederum mit (positiven oder negativen) Gefühlen kombiniert sind.

    Entscheide dich dafür, mehr davon zu wollen, was dir guttut und dich erfolgreich macht. Integriere es in dein Leben und freue dich auf deinen Neujahrsvorsatz, der sicherlich nicht in den Tiefen des Ozeans verschwindet.

    In diesem Sinne wünscht das Sailness®-Team ein erfülltes, neues Jahr

  • 09/2013“....”
  • Stürmisches Lernen – Istrien

    IMG_3526Und plötzlich ist sie da, die erste Böe. In allerletzter Minute bringe ich i-pod, e-book und unseren Hund Aarina nach unten.  Die Handtücher und Pölster fliegen hinterher. Ich düse nach oben und kurble mit Leibeskräften das Vorsegel herein. Dann geht es erst richtig los. Die Wellen werden immer höher, der Wind steigt auf Sturmgeschwindigkeit an. Der Bug taucht vorne in die Wellen ein und schaufelt das Wasser bis zu uns hinter ins Cockpit. Rico ist patschnass, steuert aber ruhig durch die stürmische See. Ich bin auch gelassen, denn alles ist verstaut, nichts fliegt unter Deck durch die Gegend. Sanna kümmert sich um Aarina. Vorausschauend sind wir nicht unbedingt gewesen, habe aber im richtigen Moment mit kühlem Kopf, schnell und effizient gehandelt. Geholfen hat uns dabei das Bewusstsein, dass wir voriges Jahr einen ganz gewaltigen Sturm mit Sturmspitzen bis knapp 100 Knoten Wind gut bewältigt haben. Mit der Zeit werden wir sicherlich auch lernen, die Wetterzeichen früher zu erkennen und uns den einen oder anderen Sturm gemütlich in einer geschützten Bucht ersparen. Sailness®-Tipp Im Leben läuft nicht immer alles nach Plan oder ist vorhersehbar, denn sonst wäre ich wohl Schönwetterseglerin geblieben. In einer Situation, die uns fordert, helfen Gedanken an schwierige Momente, die wir gut bewältigt haben. Dafür ist es wichtig nicht nur darüber nachzudenken, was man besser machen könnte, sondern sich auch zu überlegen, was man so richtig gut gemacht hat und stolz darauf zu sein. Das ist zwar keine typisch europäische Eigenschaft, stärkt aber das Selbstbewusstsein enorm. Schauen Sie nicht nur kritisch darauf, was sie alles noch besser machen können, sondern überlegen Sie sich jeden Abend, auf was Sie heute gut gemacht haben und stolz darauf sind. Die Kraft aus Stürmen gestärkt hervorzugehen heißt in der Fachsprache Resilienz.

  • 08/2013“die ersten Beiträge ...”
  • Faszination der Langsamkeit – ...

    Sizilien-ionisches Meer 255Vorsichtig nach dem gestrigen Sturm biegen wir aus einer unserer Lieblingsbuchten Istriens, der Veruda – Soline. Mit unseren gemächlichen 5 Knoten (immerhin ca. 9km/h) checken wir die Lage. Plötzlich ruft Enrico: „Delfine!“ Ich setze mich am Vorschiff nieder und blicke fasziniert in die gezeigte Richtung. Drei Delfine gleiten elegant durchs Wasser und zeigen uns die Schönheit der Natur. Hinter uns dröhnt es auf einmal laut. Wir blicken nach hinten und sehen ein Motorboot aus der Bucht biegen. Es gibt ordentlich Gas, kämpft gegen die Wellen an und fährt direkt zwischen uns und den Delfinen durch, die schnell abtauchen. Mit dem Gasgeben beschäftigt, hat die Crew die Delfine nicht gesehen. Zu fixiert war der Blick zwischen Gashebel und dem nächsten Ziel. Wir blicken zurück, die Delfine sind weg. Gerade als ich mir Gedanken über die Situation mache, tauchen sie direkt neben unserem Schiff wieder auf. Enrico und ich schauen uns glücklich an und genießen gemeinsam mit den Delfinen die Langsamkeit des Lebens. Seine Ziele zu erreichen ist wichtig. Der Weg dorthin jedoch auch. In unserem Alltag sind wir oft so getrieben, alles Mögliche zu erledigen und erreichen, dass wir keine Zeit für die kleinen Wunder zwischendurch haben. In der Langsamkeit entdecken wir nicht nur wunderbare Dinge. Die Langsamkeit ist auch Kreativpool für die richtig guten Ideen in unserem Leben. Innovative Unternehmen haben dies bereits für sich entdeckt und ihren Mitarbeitern ein wöchentliches Zeitbudget gegeben, wo sie sich mit Dingen abseits ihres Alltagsgeschäftes beschäftigen „müssen“. So ist  z.B. das berühmte Post-it entstanden. Sailness®-Tipp Nehmen auch Sie sich regelmäßig (am besten täglich) eine kleine Auszeit vom Alltagsstress und beobachten Sie die Natur um sich. Sie gibt uns so viel um einfach glücklich zu sein. Gute Ideen und Erkenntnisse kommen dann ganz von selbst. Wenn du es eilig hast, gehe langsam. (Chinesische Weisheit)  

  • Zeitreisende - Insel Solta

    IMG_3475Langsam ziehen wir unter Segel  an der Insel Solta vorüber. Ich bewundere die Landschaft. Pinienbäume duften, schroffe Felsen treffen tiefblaues Wasser. Die Gesteinsformationen sind außergewöhnlich. Schicht für Schicht, fast senkrecht liegt das Gestein übereinander. Ich überlege, wie es wohl entstanden ist. Wie lange es gedauert hat und welche Veränderungen es im Laufe der Zeit gegeben hat. Gerne wäre ich jetzt Zeitreisende und würde mir die Entstehung der Insel im Zeitraffer ansehen.In unserer Gesellschaft ist Veränderung (wenn wir sie uns nicht selbst aussuchen) meist mit etwas Negativem verbunden. Wir sind es gewohnt zu werten und möchten den Letztzustand beibehalten. Wir haben es nicht gelernt, einfach zu beobachten. Vielfach übersehen wir dabei im Alltag das Besondere, das Wertvolle an sich verändernden Situationen. Segeln bedeutet Leben mit ständiger Veränderung. Kaum sind die Segel oben und gut getrimmt (eingestellt), dreht sich der Wind. Da hilft kein Jammern, weil es gerade so schön war oder kein Wünschen, dass der Wind doch nicht so stark oder von einer anderen Seite blasen sollte. Jede Bucht ist anders, jedes Land hat seine Gepflogenheiten, auf die man sich einstellen muss.  Sailness®-Tipp Überlegen Sie sich für Ihr Leben, welche Veränderungen momentan passieren. Stellen Sie sich vor, Sie sind Zeitreisender und blicken nach vielen Jahren auf Ihre derzeitige Situation zurück. Wie sehen Sie ihr Leben nun? Welche Handlungsempfehlungen würde Ihnen Ihr Zeitreisender mit auf den Weg geben?Die Segel unseres Lebens gehören immer etwas justiert, denn Leben ist Veränderung. ____________________________________________________ Sie wollen mehr über das Sailness®-Abenteuer und sich selbst erfahren? Klicken Sie hier und registieren sich für das Sailness®-Abo. ____________________________________________________